Volle Zustimmung. Irgendwelche von Dritten für das Management ausgestellten Persilscheine sind für das Investorenvertrauen uninteressant. Die kursrelevante Frage ist: Welche Reputation genießt Baumann und der Aufsichtsrat bei den Investoren mit den großen Geldsäcken?
Das Problem ist zwischenzeitlich weniger die zu teure Monanto Übernahme. Daran lässt sich nichts mehr ändern. Die ist mit den Rechtsrisiken da. Die drückende Frage ist: Trauen die Investoren den Problemverursachern die Problemlösung zu? Werden die Vergleichsverhandlungen zu den Glyphosat-Prozessen besser geführt, als die Monsanto-Übernahmeverhandlungen? Was ist mit dem Verkauf von Unternehmensteilen? Wird dort das Optimum für die Aktionäre herausgeholt?
Wenn dem Management zu wenig zugetraut wird gibt es kein Geld von großen Investoren und der Kurs bleibt unten. So einfach ist das. Da kann das Geschäftsmodell eines Unternehmens noch so gut sein. Was nutzt das beste Geschäftsmodell, wenn ein limitiertes Management womöglich morgen mit unklugen Entscheidungen und schlecht geführten Verhandlungen Geld verbrennt?
Es ist die Aufgabe des Aufsichtsrats solche Dinge im Blick zu behalten und rechtzeitig personelle Veränderungen anzustoßen, wenn das Vertrauen der Investoren nicht wieder herstellbar ist. Der Aufsichtsrat ist zu zögerlich. Es ist mehr als genug Zeit verstrichen und es wurde nicht geliefert. Von mir gibt es weder Entlastung für den Vorstand, noch für den Aufsichtsrat und ohne zügige personelle Erneuerung bin ich spätestens nach der Hauptversammlung komplett raus.
Diesen Kommunikationszirkus muss man sich verdeutlichen:
Da treibt die Presse alle Nase lang die Vergleichssau mit einem angeblich kurz bevorstehenden Ergebnis durchs Dorf und Bayer äußert sich nicht verbindlich. Die in der Presse diskutierten Summen steigen seit Monaten. Mittlerweile werden Beträge von bis zu 20 Milliarden in den Raum gestellt. Keine Äußerung von Bayer zur Höhe. Jetzt heißt es plötzlich die Vergleichsverhandlungen verzögern sich. Noch immer keine konkreten Ansagen von Bayer. Dann der Umgang mit der Corona-Krise: So ziemlich jedes größere Unternehmen kommentiert etwaige Auswirkungen auf seine Geschäfte und passt seine Ausblicke an. Wo bleiben greifbare Kommentare von Bayer? Die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt ist mangelhaft. In einer dynamischen Marktlage kann sich ein ernstzunehmendes Unternehmen nicht einfach wegducken und wochenlang bis zur nächsten Hauptversammlung oder Quartalsberichterstattung warten. Da muss früher und außer der Reihe etwas kommen um Vertrauen zu bilden. Statt entscheidungsrelevante Fakten zu diesen Punkten zu liefern, wird auf der Netzseite eitel rumgeschwätzt und sich mit Wortwolken inszeniert. Bayer hat den Anspruch ein Weltkonzern zu sein, aber kommuniziert wie ein Politiker und Staubsaugervertreter.