Du schreibst es ja selbst, dass z.T. die Einschätzung schwierig ist. Ich finde nur das pauschale "Corona ist für Aurelius irrelevant" falsch, weil a) Warenströme globalisiert sind, was z.B. Nedis voll treffen könnte, b) eine Rezession selbstverständlich Auswirkungen auf einzelne Geschäftsbereiche hätte, z.B. HanseYacht, Calumet, aber eben m.E. auch die Chemical Brothers betreffen könnte, und c) eine langfristige Wirtschaftskrise, sollte Sie kommen (und das ist nur EINE Möglichkeit), u.u. zu veränderter Auftragslage führt.
Nach deiner Auffassung sind bei ZIM die Auftragsbücher voll, nach meiner Beobachtung kommt es durchaus vor, dass Airlines große Bestellmengen stornieren, was auch auf ZIM durchschlagen würde. Wenn Airlines Umsatzeinbrüche haben (haben sie), dies länger andauert (wird sich zeigen), die Zahlen schlecht sind, dann sind Investitionen in neue Flotten gewöhnlich das erste, was gestrichen wird. Und ironischerweise betreiben das gerade diejenigen, die eine überalterte Flotte haben und dringend investieren müssten, an forderster Front, da damit meist eine schwierige wirtschaftliche Lage verbunden ist. Die Airlines konsolidieren derzeit, Wettbewerber fallen ohne Ende aus dem Markt, unter normalen Umständen wäre das gut, weil die Flotten auf einheitliche Standards gebracht werden würden - wenn Mittel für Investitionen da sind.
Der Effekt von Hamsterkäufen wird m.E. zudem überschätzt - wenn die Desinfektionsmittel ausverkauft sind, dann liegt das daran, dass nichts mehr nachkommt. D.h. einmal wurden die Lager leer gekauft, jetzt gibt es nichts mehr, lang anhaltender positiver Zufluss von Geld wird nicht stattfinden.
Nächster Punkt, Bau: Ja, hier herrscht derzeit eine Überhitzung, was den betreffenden Aurelius-Firmen hilft. Die Frage ist, was passiert, wenn auch in diesem Bereich die Konjunktur abkühlt. Entgegen der hier genannten Äußerung, es existiere keine Blase, behaupte ich das Gegenteil. Ich bin im Immobiliensektor tätig, und wir haben Kaufpreise mit fast keiner Renditeerwartung (in München sogar negativ), tw. von Privatleuten 110% finanziert (also inkl. NK). Das ist nicht in ganz Deutschland so, aber es gibt bestimmte Ballungsgebiete, auf die es zutrifft. Die Kalkulation ist relativ einfach, FK-Zins niedriger Inflation, steigende Mieten von 15% alle drei Jahre, steigende Bodenwerte -> wirtschaftlicher Vorteil ggü. Sparbuch. Kippt die Wirtschaft und sollte die Inflation trotz 0-Zinsen ansteigen, werden die Banken, die btw. auch durch das US-Ölgeschäft Probleme bekommen könnten, die Kreditverträge prüfen. Wenn der erste Dominostein fällt viel Spaß, in A-Lagen stagnieren die Mieten btw. zum Teil bereits. Und selbstverständlich könnte ein derartiges Szenario dann auch die gesamte Baubranche treffen, in einem Land mit überalterter Bausubstanz aber klammen Eigentümern ist zwar Bedarf vorhanden, nur leisten kann es sich keiner, zumal die Sanierungskosten u.a. durch Auflagen stark gestiegen sind.
Ich sage nicht, dass eines dieser Szenarien eintreten muss oder wahrscheinlich eintreten wird. Ich sage nur, dass sie existieren, und damit Aurelius sicher nicht aus der Corona-Sache ausgeklammert werden kann, nach dem Motto "trifft hier eh nichts". Wir werden mehr im morgigen Bericht zu lesen bekommen, ich wollte nur den hier genannten Automatismus "morgen wird es nach oben explodieren" hinterfragen. Diejenigen sind nämlich dann die ersten, die schmeißen werden, wenn Aurelius z.b. nur die Basis-Divi bestätigt und mögliche Unsicherheiten bzgl. Corona anspricht, statt mitzuteilen "alles super". Das ich keine ernsthaften Sorgen um das operative Business habe sollte ebenfalls deutlich geworden sein, andernfalls würde ich Aurelius sicher nicht als Hauptinvestition weiter halten.