... solange es gut läuft ... Gewinne laufen lassen, wenn man weniger zuversichtlich sit, ab und an Teile rausziehen, und wenn man nicht sicher ist, ein Drittel oder die Hälfte verkaufen - und schauen wie es weitergeht. Bei Anstieg: schön, dass man noch drin ist. Bei Rückgang: Gut, dass man Gewinne realisiert/gesichert hat.
Ich glaube, und dazu zähle ich auch mich, dass die meisten von uns kaum emotionslos bei größeren Rücksetzern rational handeln werden.
Wenn Du Deinen Gewinn absichern willst, dann könnte (ich selber bin sonst skeptisch, was diese betrifft) ein Stop Loss eine mögliche Lösung darstellen - etwas 'großzügiger' gesetzt, damit Du nicht zu früh rausgehst. Oder: doch etwas enger gesetzt, wenn Du nicht zu viel Gewinn einmüßen möchtest, und tendenziell eher einen Ausstieg suchst.
Wir gesagt: ich habe SL immer gemieden, weil eine Zeit lang viel mit negativen News und Gerüchten der Kurs (so sah und sehe ich das) geschoben wurde - und mitunter über 5-7% sehr schnell abschmierte. Dann wäre man raus.
Man erinnere sich, was beim Flash Crash passierte.
Sprich, was ich mit emotionslos meine: wenn Apple (warum auch immer) Montag 10% im Minus eröffnen würde, würden die wenigsten von uns denken: ich gehe raus, Gewinn reicht, und das dann auch wirklich machen.
Bei den meisten dürften die Gedanken lauten: kann nicht sein, es gibt keinen Grund, jetzt ist es eh zu spät, das sitze ich aus, etc.
Wenn man eh raus möchte, kann ein SL da durchaus ultimativ sein - und emotionale Schwächen korrigieren. Dann ist man raus, und wenn es weiter aufwärts geht, hat man zwar Pech - aber man weiß ja nicht, ob nach den -10% weitere -10% kämen, und man dann emotional noch mehr 'gelähmt' wäre. :-)
Eines sollte klar sein: auf dem Maximum aussteigen, das schaffen immer nur einige wenige. Alles oberhalb 5-7% jährliche Steigerung bei Aktien ist sehr gut. Und wenn man dick im Plus ist, wäre es fatal zu warten, bis der Kurs deutlich absinkt - weil es dann größere Gewinne benötigt, um wieder oben zu sein.
Das Gesetzt der Zahl: wenn der Kurs einer Aktie um 33% fällt, muss der Kurs um 50% steigen, um bei Plus Minus Null zu sein. Noch schlimmer: fällt diese um 50%, braucht man von da ausgehnd 100% Kurssteigerung, um wieder bei Plus Minus Null zu stehen.
Deswegen wäre es aus meiner Sicht besser, man geht bei -10% raus, als dass man bei -30% auf +50% Kurssteigerung hofft.
Warum ich weiß, dass das ein sehr, sehr mieses Gefühl ist? Weil ich das damals 2012 bei $105 mitgemacht habe, als der Kurs auf unter 60 Dollar runter ging ...
www.nasdaq.com/symbol/aapl/...ff&index=&drilldown=off
Und auch 2015 von $135 runter auf 90 Dollar.
Ich konnte nicht mit SL arbeiten, weil meine Steuerfreiheit (Kauf vor 2009) verloren gegangen wäre, und daher habe ich sie trotz sehr unangenehmer psychischer Belastung gehalten.
Was Du letztendlich machst, solltest und musst Du wirklich selber entscheiden. Das mit dem Hälfte verkaufen ist sicher kein Fehler, wenn Du über den weiteren Kursverlauf nicht sicher bist. Vielleicht wäre auch ein Drittel zu verkaufen eine Option - je nachdem, wie sehr der Bauch grummelt. :-)
Wenn man so weit im Plus ist, alles auf einmal zu verkaufen, würde ich wohl eher nicht machen, wenn ich das Geld nicht sofort brauche - oder eben nicht eine andere Anlagemöglichkeit habe, die zwingend das gesamte Geld benötigt.
Gewinne weiterlaufen lassen, ist sicher kein Fehler. Der größere Fehler ist meiner Meinung nach, dass man dazu neigt Gewinne zu früh zu realisieren, und Verluste aussitzen zu wollen. Und dann schlägt das Gesetz der Zahl zu, und man hofft mitunter auf 100% Kurssteigerungen, die sehr unwahrscheinlich sind.
Letzter Punkt: Ich hab vor drei Tagen etwa 12% abgestoßen, und na ja, der Kurs lief weiter. Klar, ich hätte gerne etwas mehr kassiert. Am Ende bin ich aber dennoch froh, dass ich überhaupt mal Gewinne realisiert habe. Und da ich eigentlich schon bei 150€ sehr viel mehr verkaufen wollte, habe ich keinen Grund zur Klage, wo ich nun bei 184,70 - 184,99 Euro verkauft habe.
Der Rest läuft erst einmal weiter. :-]
Es ist eben wirklich so: Man trifft nie das Maximum, wenn man aussteigt. Das schaffen nur wenige. Manch einer hat auch bei der Dot Com Blase den Absprung ganz oben geschafft - die Masse eher nicht.