...und warum bei einer neuen Nachrichtenlage gerne mal der Kurs sinkt.
Das Beispiel passt eher zum "normalen" Arbeiten von Hedgefonds. Bei AMC stelle ich es mir wegen der informierten APES wesentlich schwieriger vor.
Ich würde mich übrigens sehr freuen, wenn man meine Idee hierzu kommentiert. Ich reime mir das nämlich gerade selbst zusammen. Aber so könnte es für mich einen Sinn ergeben:
Es ging um die Art und Weise, wie die Preise an der Börse entstehen:
"Börsenpreis ist derjenige, bei dem zu einem gewissen Zeitpunkt die meisten Aktien gehandelt werden."
Ich kann mir auch vorstellen, dass das setzen eines "Stopp-Loss" zur "Absicherung des Depots" genau hier ein riesiges Problem darstellt, da diese vermutlich auch als "Verkaufsorder" gewertet wird und den Preis "automatisch" mit nach unten zieht? Vielleicht ist das aber auch nicht richtig.
Das würde nämlich im Umkehrschluss bedeuten, dass - wenn wir alle Verkaufsorders "ab 1000€" reinsetzen würden, wir bei genug "Angebot" den Preis ordentlich nach oben schrauben könnten..
Ob solche "Kurse jenseits des aktuellen Preises" wirklich berücksichtigt werden bei der Preisfindung, bin ich mir aber nicht sicher.
Das oben beschriebene ist aber auch der Grund, weshalb hier ständig GEGEN "Stop-Loss-Orders" geschrieben wird: Diese Order bewirkt nämlich, dass "bei Unterschreiten einer Kursgrenze die Aktie zu JEDEM KURS VERKAUFT werden soll, bis alle Aktien weg sind". Leider garantiert sie nicht, dass man das eingegebene Limit tatsächlich erhält (hier bin ich mir noch absolut sicher!). Es kann ja sein, dass der Börsenkurs noch niedriger wird, weil zu meinem eingegeben Limit nicht genug Nachfrage bestand.
Diese Orders helfen dann den Hedgefonds dabei, den Kurs zu drücken und die Aktien später billig einzukaufen (hier die Theorie zum Timing:)
Beispiel:
Normalerweise ist ein reger Handel einer Aktie zu beobachten: viele Kaufsorders (mit Limit) und entsprechende Verkaufsorders sind am Markt platziert. Zwei Kleinanleger mit jeweils 100 Aktien möchten ihr Depot mit einem "Stop Loss" absichern: Der eine "enger" bei 80 € (20 % Verlust, und er macht den Flo), der andere bei "60 €".
Wäre ich ein Hedgefond, so könnte ich gesetzte Limits erkennen. Ich bin derzeit nicht unter Zeitdruck und warte auf eine "für mich günstige" Situation, um einen (unnatürlichen) Kursrutsch zu verursachen.
Ein für mich "natürlicher Kursrutsch" wäre gegeben, wenn eine Firma völlig überraschend Insolvenz anmelden müsste, wodurch logischer Weise jeder seine Aktien loswerden möchte.
Günstig bedeutet, dass ich (als Hedgefond) wenig investieren muss (durch "Buy-Orders" oder "Sell-Orders"), um den Preis nach unten zu verändern. Ich stelle mir hierzu folgende Rahmenbedingungen vor:
- momentan ein geringer Handel
- Wenig Limit-Kauforders, welche ja eine Art "Schranke nach unten" darstellt, welche den Preis auf einem gewissen Niveau hält ("Buy-Walls"). FALL A
(oder für die Situation gerade "günstig gesetzte Limit-Kauforders (FALL B )
- da sind garantiert noch viele Parameter, die in Kombination vorteilhaft wären. Ich lasse es mal bei den beiden Punkten.
Ich sehe nun, dass die Punkte gut genug sind, um eine günstige Situation zu haben.
( I ) Also trete ich als HF entweder als Käufer auf, der sein Kauflimit möglichst niedrig ansetzt (und den Börsenpreis so negativ beeinflusst) ODER
( II ) Ich trete als Verkäufer auf, der seine Shares sehr günstig abgeben würde (ob geliehen oder nicht ist da egal).
In beiden Fällen verringert sich der Preis.
Angenommen, ich als Hedgefond besitze keine Aktien der Firma und muss im folglich Shorten, um zu verkaufen
Wegen der tollen Situation drücke ich den Preis als Verkäufer ( II ) indem ich 10 Aktien sehr günstig (80€) anbiete (Shortposition: 10 Aktien). Der Kurs erreicht das gesetzte "Stop-Loss-Limit" des ersten Kleinanlegers, welcher nun bei 80 € "unbedingt alle Aktien verkauft, sofern ein Käufangebot da ist.
Angenommen, es gab einen Kleinaktionär , welcher 30 Aktien für bis zu 80 € erwerben möchte. Und ein anderer Kleinanleger - Herr Schnäppchen - wir alle sind Herr Schnäppchen! - würde 90 Aktien für bis zu 70 € erwerben.
Also sinkt der Kurs auf 70 €. Der erste Kleinanleger erhält für 100 Aktien nun 7300 € (30 * 80 € + 70 * 70€).
Herr Schnäppchen hat nun schon 70 Aktien. Ich als HF weiß, dass er noch 20 weitere kaufen würde.
Diese Situation nutze ich aus, indem ich ihm 19 Aktien zu 70 € Anbiete und die letzte verkaufe ich ihm für 59 €.
Herr Schnäppchen hat nun seine 90 Aktien und das Limit des zweiten Anlegers ist nun auch gerissen (60 €).
Ich als Hedgefond sehe in den Level 2 Daten, dass Herr Geizhals in Absprache mit seiner wundervollen Frau (nur Frau Geizhals hätte ich mich nicht getraut zu schreiben...nicht dass ich wieder gesperrt werde) eine Kauforder bei 44 € gesetzt hat.
Ich (HF) möchte aber nicht, dass der Typ die bekommt, weshalb ich nun als "Käufer" (I) auftrete. Ich setze also eine Kauforder bei 45 € und schnappe mir alle 100 Aktien, welche wegen des Stop-Loss nun zur Verfügung standen.
Am nächsten Morgen - Herr Schnäppchen guckt in seiner App, wie die Börse so läuft- und freut sich über den Reibach, den er gemacht hat.
Die beiden Kleinaktionäre verstehen die Welt nicht mehr, weshalb sie keine Aktien mehr haben. In den Zeitungen finden sie keine "News", die solch einen Kursrutsch hätten gewährleisten können. Erst am Abend erklärt sein Lieblingsfachblatt "Der Aktionär", dass ein in China umgefallener Sack Reis diesen Kursrutsch verursacht hätte.
Der zweite Kleinaktionär bekommt erst einmal Schnappathmung. Wutentbrand ruft er bei der Hotline seines Brokers an, um den erstbesten Kundenberater so richtig rund zu machen - schließlich hätte er ja für seine 100 Aktien mindestens 6000 € erhalten müssen. Es wurden jedoch nur 4500 € verbucht.
Die Kundenberaterin - ein sehr charmante und einfühlsame Dame - schafft es jedoch, ihm die Situation zu erklären. Gleich darauf geht der Mann in ein Internet-Forum und erklärt jedem, wie es ihm geht - und das über einen sehr langen Zeitraum.
Herr und Frau Geizhals schaffen es in der kommenden Woche, jedem von ihrem Pech zu erzählen:
"Mensch...Sie werden es nicht glauben: Wir hatten eigentlich nur so aus Spaß bei einer Aktie eine Limit-Kauforder gesetzt, welche unverschämt niedrig war! Und Sie werden es nicht glauben: in der einen Nacht: Wir sind nur um einen 1 daran vorbeigESCHRAPPT !! NUR EIN EINZIGER VERDAMMTER EURO!!! WIE VIEL PECH MUSS MAN HABEN!!! VERFLUCHTE KA CKE NOCHMAL!!!!...)
(Der Mann ist Choleriker - ich kann hier nicht weiter zitieren - sonst würde ich noch gesperrt werden.)
Und ich als Hedgefondmanager: ich habe das nicht einmal mitbekommen. Das hat der Computer für mich gemacht...
Aber die Buchhaltung, die freut sich über die tollen Gewinne, die in dieser Nacht zu verbuchen sind:
- 10 Aktien zum Kurs von 100 € (Short) gegangen. (Kosten ein paar Gebühren)
Diese Verkauft zu mindestens 79 € Einnahme: 790 €
- 20 AKtien Short gegangen zu 70 € (Kosten ein paar Gebühren)
19 davon zu 70 € verkauft Einnahme: 1330 €
1 zu 59 € verkauft Einnahme: 59 €
- 100 Aktien gekauft zu 45 € (Kosten 4500 €)
Die geshorteten Aktien gebe ich zurück und besitze nun noch 80 Aktien. Unter dem Strich habe ich hierfür 2321 € bezahlt (abzüglich einiger Gebühren)
Da die Firma kerngesund ist, kann ich davon ausgehen (oder es aktiv beeinflussen), dass der Kurs wieder auf 100 € zurück geht.
Dann erhalte ich für meine Aktien 8000€.
Mein Gewinn liegt am Ende bei vielleicht 5500 €.
Dafür, dass keiner etwas getan hat eigentlich nicht so schlecht.
Obwohl doch: ich, der Hedgefond, habe meinen Wissensvorsprung genutzt und bei den Kleinanlegern den "umgedrehten Robin(g)Hood" gemacht. Das ist zwar nicht viel, aber auch nicht "gar nichts".
Nun zum letzten Teil: Warum glaube ich, dass auch bei guter Nachrichtenlage der Kurs gerne gedrückt wird - es ist eine "günstige Situation".
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Kleinanleger (ob Long oder an der Seitenlinie stehend) auf die Bekanntgabe von neuen Nachrichten (Jahresbilanz oder so) angespannt warten anstatt rege zu kaufen. (Fall A - relativ wenig Volumen).
Man ist nervös und bereit, bei schlechten News zu reagieren, um sein Vermögen zu schützen.
Bevor die "News" draußen ist, wird der Kurs schon durch z. B. die HF beeinflusst, weshalb der Kurs sinkt und die Marktteilnehmer entsprechend reagieren.
Naja. Zumindest glaube ich, dass so etwas durchaus zu der Kursentwicklung beiträgt.
Euch einen schönen Abend noch!
(ich habe am Freitag abend übrigens auch nochmal aus einer anderen Aktie in AMC umgeschichtet. Vielleicht kann man den Kurssprung gegen 21:50 sehen, wenn man ganz doll reinzoomt?!)