Schweizer Pharmariese baut eigene Produktionskapazitäten aus
Basel (pte/18.10.2005/16:30) - Angesichts der Bedrohung durch die Vogelgrippe scheint der Pharmariese Roche www.roche.com aus der Schweiz bereit zu sein, über die Vergabe von Lizenzen für sein Grippemittel Tamiflu an Dritte zu verhandeln. Bislang verfügt Roche über die Exklusivlizenz für Tamiflu. Die eigenen Produktionskapazitäten werden ausgebaut.
"Wir sind bereit, über Volllizenzen zu diskutieren", so Martin Hangarter, Österreich-Chef von Roche gegenüber pressetext. "Was wir aber nicht wollen ist eine Freigabe des Patentschutzes, das kommt nicht in Frage". Dieser sei der Innovationsmotor der westlichen Welt und an ihm dürfe nicht gerüttelt werden. "Roche hat die Produktion schon vervierfacht, wir werden sie aber bis Ende 2006 verachtfachen" so Hangarter. Der politische Druck oder der der Öffentlichkeit sei nicht entscheidend gewesen, "wir arbeiten eng mit der UNO und der WHO zusammen und wollen die globale Versorgung sicherstellen", sagte Hangarter in Pressetext-Interview.
Man sei mit sieben Firmen an zwölf Standorten im Gespräch und wolle so Engpäße überbrücken, so Hangarter. Gedacht wird offensichtlich auch an die Vergabe von Sublizenzen für alle Regierungen oder private Unternehmen, die Tamiflu selber herstellen wollen. Bislang hatte der Konzern dies verweigert und dazu auf den komplizierten Herstellungsprozess und die hohe Qualitätsanforderungen verwiesen. Oberste Priorität des Unternehmens sei es, die Produktionskapazitäten möglichst schnell zu erhöhen.
Das eigentlich zur Vorbeuge und Behandlung der normalen Grippe (Influenza) entwickelte Tamiflu von Roche gilt als eines der vermutlich wirksamsten Mittel, um eine befürchtete Ansteckung von Menschen mit dem gefährlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 zu verhindern. Der Tamiflu-Wirkstoff Oseltamivir zählt zu den so genannten Neuraminidase-Hemmern, die ein Einnisten und Ausbreiten von Grippeviren verhindern sollen. Allein deutsche Bundesländer haben nach Firmenangaben 6,8 Millionen Medikamenten-Dosen Tamiflu bestellt. Insgesamt liegen Bestellungen aus 40 Ländern rund um den Globus vor.
Heute, Dienstag, wurde auch in Griechenland ein Fall des Vogelprippe-Virus bekannt, Griechenland hat in einer ersten Reaktion freiwillig ein Handelsverbot für die betroffenen Inseln erlassen. Auch in der Nähe von Moskau ist der erste Verdachtsfall im europäischen Teil Russlands aufgetreten. Im Gebiet Tula 150 Kilometer südlich der russischen Hauptstadt seien in den vergangenen Tagen 247 Stück Geflügel verendet, ließen örtliche Behörden verlauten.