Dossier Rockefellers drängen Exxon zu Öko-Wende
von Michael Gassmann (New York)
Die Erben des Unternehmensgründers John D. Rockefeller verlangen vom Management des Ölkonzerns eine Strategiewende. Exxon Mobil solle sich ökologischen Energien wie Solar- und Windkraft öffnen. Doch das ist nicht der einzige Wunsch der Familie.
Die Forderungen umriss Urenkelin Neva Rockefeller Goodwin auf einer Pressekonferenz der Familie in New York. Mit einem Börsenwert von knapp 500 Mrd. $ ist Exxon Mobil der größte Konzern der Welt.
Die Rockefellers begründeten ihre ökologische Initiative in erster Linie mit wirtschaftlichen Argumenten. Es sei dringlich, über die kurzfristige Perspektive der Öl- und Gasindustrie hinauszuschauen, sagte Rockefeller Goodwin, die Ökonomie an einer Universität in Massachusetts lehrt. Um ihrer Forderung Gewicht zu verleihen, will sich die Familie, die auch selbst noch Exxon-Aktien hält, mit institutionellen Anlegern zusammentun.
Im Gegensatz zu seinen europäischen Widersachern BP und Shell setzt Exxon Mobil bislang kaum auf regenerative Energieträger. Dringen die Rockefellers mit ihrem Plan durch, würde dies die Konzernpolitik deshalb revolutionieren. Für die Erfolgsaussichten der Initiative spricht neben der Strahlkraft des Namens Rockefeller auch die politische Großwetterlage. Angesichts der hohen Öl- und Spritpreise steht Exxon Mobil im US-Wahlkampf unter Druck. Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton verglich den Konzern aufgrund seiner hohen Gewinne jüngst mit "Straßenräubern".
Wie das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab, verdiente Exxon zwischen Januar und März 10,9 Mrd. $ netto - eine Steigerung um 17,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Aktionäre hatten noch mehr erwartet, weshalb die Aktie um bis zu 5,1 Prozent nachgab.
Tillerson soll Macht abgeben
Rockefeller-Ururenkel Peter O'Neill
Rockefeller-Ururenkel Peter O'Neill
Zusätzlich zu den strategischen Zielen verlangen die Rockefellers auch personelle Veränderungen. Exxon-Chef Rex Tillerson, derzeit Vorstands- und Verwaltungsratschef, soll letzteren Posten an einen externen Manager abgeben, heißt es in einer Vorlage zur Hauptversammlung am 28. Mai in Dallas.
Der Konzern spielte den Vorstoß der Rockefeller-Erben herunter. Die zwölf Familienmitglieder, die die Tillerson-Resolution unterzeichnet hätten, verfügten gerade mal über 0,006 Prozent des Aktienkapitals, sagte ein Sprecher. Peter O'Neill, ein Ururenkel John D. Rockefellers und Kopf des Familienkomitees, erwiderte, dass tatsächlich 66 der 88 volljährigen Erben hinter den Forderungen stünden. Zudem sei man im Kontakt mit institutionellen Aktionären. Mehrere Zusagen lägen vor. Der Pensionsfonds des Bundesstaats Massachusetts stellte sich bereits offen hinter die Reformforderungen. "Wir machen uns Sorgen, dass die Führungskultur bei Exxon langfristig nicht trägt", sagte Finanzchefin Denise Nappier. Der Fonds hält Aktien im Wert von 300 Mio. $.
Aus der FTD vom 02.05.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters
"Es gibt nichts, was so verheerend ist, wie ein rationales Anlageverhalten in einer irrationalen Welt.