Aktuell notiert der Euro bei nur noch weniger als 1,135 US-Dollar, nachdem es Anfang Juni noch etwas mehr als 1,22 Dollar waren.
Devisenmarkt setzt auf schneller steigende US-Zinsen
Die aktuelle Schwäche des Wechselkurses ist dabei wiederum durch die stark gestiegene Inflation in den USA begründet. Seitdem am Mittwoch vergangener Woche bekannt wurde, dass die Jahresrate der Inflation in den USA auf 6,2 % gestiegen ist, zeigt der Dollar gegenüber dem Euro eine deutliche Stärke, der EUR/USD also eine neue Abwärtswelle, die den Kurs binnen weniger Tage um mehr als 2 Cent gedrückt hat.
Dahinter steckt die Erwartung schneller steigender (Leit-)Zinsen in den USA, was Investitionen in den Dollar-Raum lockt. Und eine höhere Nachfrage nach der US-Währung lässt deren Kurs gegenüber anderen Währungen steigen.
EZB wird der Fed folgen
Allerdings halte ich diese Marktbewegungen für endlich. Denn die US-Notenbank (Fed) mag die ultra-expansive Geldpolitik zwar vor der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückfahren, doch letztlich wird die EZB in einigem Zeitabstand folgen. Schließlich ist die Inflation auch in der Eurozone über das Ziel der Währungshüter hinausgeschossen. Die Zinsdifferenz wird sich also nur im begrenzten Maße ausweiten und letztlich wahrscheinlich wieder einengen.
Zwillingsdefizite sprechen langfristig gegen den Dollar
Und langfristig überwiegen die Argumente gegen den Dollar. Die Zwillingsdefizite lassen grüßen. Denn die US-Verschuldung steigt auch durch die gigantischen Konjunkturprogramme von US-Präsident Joe Biden immer schneller. Und das US-Handelsdefizit verzeichnete jüngst einen nominalen Rekord.
Aber auch kurzfristig gibt es Argumente gegen eine anhaltende Dollar-Stärke. Denn mit einer Korrektur um bald 61,80 % der vorangegangenen Aufwärtsbewegung (siehe graue horizontale Fibonacci-Linien im EUR/USD-Chart oben) ist die aktuelle Abwärtsbewegung des EUR/USD schon recht reif. Und der Wechselkurs setzt inzwischen auch von oben auf eine wichtige Abwärtstrendlinie auf.
Womöglich kann sich der Kurs also hier bald stabilisieren und in eine Erholung übergehen. Allerdings hatte ich am 13. Oktober bereits bemängelt, dass die vermeintliche abc-Korrektur schon fast so lange anhielt wie die vorangegangene 5-gliedrige Aufwärtsbewegung (siehe Rechtecke im folgenden Chart). „Das stimmt mich etwas skeptisch, weil man bei einer derart langen Korrektur am Willen der Bullen zweifeln muss“, hieß es dazu. Inzwischen läuft die Korrektur sogar schon länger als die vorherige Aufwärtsbewegung.
Und jüngst hat sich die Abwärtsbewegung auch beschleunigt. Dazu hieß es am 13. Oktober: „Aber solange sich die Abwärtsbewegung nicht beschleunigt und der Wechselkurs nicht unter das 61,80er Retracement bei 1,12907 USD rutscht, sehe ich noch Chancen für das bullishe (Elliott-Wellen-)Szenario.“ Wenn nun also auch noch das 61,80er Retracement unterschritten wird, trübt sich das Chartbild weiter ein, zumal dann auch der bullishe Ausbruch über die wichtige langfristige Abwärtstrendlinie hinfällig ist.
Und so gilt für Trader weiterhin: Erst wenn das Tief der möglichen Welle a zurückerobert wird, dürften Long-Positionen wieder Potential haben. Wer es spekulativ mag, kann aber im Bereich des 61,80er Retracements auf eine Gegenbewegung setzen.
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