Zunächst einmal kann man feststellen, dass das Ausmass der Korrektur noch im Normal-Bereich liegt. Z.B. der DAX verlor in den Korrekturen 2015/16 und 2018 rund 3000 Punkte vom Hoch. 2011 waren es über 2500 Punkte von niedrigerem Niveau kommend. Was anders ist, ist das Tempo der Bewegung. Das könnte natürlich ein Indiz dafür sein, dass es noch weitergehen könnte. Noch konnte nicht jeder reagieren. Insbesondere bei Kapitalsammelstellen wie Versicherungen wird man sich noch kaum in großen Gremienrunden getroffen haben um das weitere Vorgehen zu besprechen. Jetzt laufen dort die Risikomodelle heiß und die sind prozyklisch, Da kann noch was kommen. Das gleiche gilt für Privatanleger. Hier hat die Masse noch nicht reagiert; Mittelabflüsse bei Aktienfonds sind mehr als wahrscheinlich. Im Mikromanagement wird der eine oder andere Fondsmanger seine Kasse bereits erhöht haben, soweit erlaubt. Aber die Kassehaltung war vor der Bewegung bereits an den historischen Tiefpunkten dran. Zu verdanken der immer kurzfristigeren relativen Performancemessung von Fondsmanagern gegen eine Benchmark . Absolutes Denken ist in der Fondsbranche leider selten erlaubt. ETF´s und Fonds, die keine Kasse halten dürfen, sind das ganz große Problem. Die müssen bei Rückflüssen verkaufen. Immer weiter.
Beim Ausmaß der Bewegung kann es auch schnell zu Liquidierungen aufgrund von Beleihung des Portfolios kommen. Das ist das nächste Risiko. Möglicherweise ist die Bewegung von Gold ein Indiz dafür, dass die Liquidität bei einigen gering ist und man sich auf dem Wege Cash besorgt.
Hedgefonds waren netto long. Sie sind bekannt dafür dass sie sehr schnell reagieren müssen. Auch wegen des Leverages. Ich würde mich nicht wundern wenn wir hier einen Hauptgrund für die Schnelle der Bewegung haben.
Wer bleibt Käufer? Natürlich werden die Aktienrückkäufe in den USA wieder einsetzen, aber auf niedrigerem Niveau. Sollen die Notenbanken weiter kaufen? Die japanische Notenbank ist schon größter Einzelaktionär in Japan. Stand im Januar noch die Rettung der Finanzmärkte im Fokus der Politik, könnte sich das jetzt geändert haben. Man hat wie es scheint so langsam den Ernst der Lage erkannt und wird sich wohl jetzt auf die Bekämpfung des Virus konzentrieren. Die Erkenntnis, dass Liquidität in dieser Situation die Wirtschaft nicht alleine retten kann, wird sich durchsetzen. Wer gestern die Talk-Show im ZDF gesehen hat, wird spätestens jetzt den Ernst der Lage erkennen. Aber das ist ein anderes Thema.
Also was tun ? Auf Schnäppchenjagd gehen oder verkaufen? Um zu schauen was ein Schnäppchen ist lohnt es sich längere Charts anzuschauen. Beispiel Apple. Da hat sich die Aktie seit 2018 mehr als verdreifacht bei fast stagnierendem Gewinn. In der Finanzkrise stand die Aktie bei ca. 10 USD. Jetzt ist die Aktie von 325 Dollar auf 275 Dollar gefallen. Ein Schnäppchen ? Könnte man unendlich fortsetzen. Die Chancen wird man eher in anderen Bereichen finden. Aber die indexbestimmenden Schwergewichte insbesondere in den USA haben wohl noch viel Potential nach unten. Es wird natürlich nicht ununterbrochen fallen. Aber ich glaube dass es zu früh ist auf die Longseite zu wechseln. Wenn man den Spezialisten gestern glaubt, wird es vor Sommer 2021 keinen Impfstoff für Corona geben. Eine Rallye aufgrund irgendwelcher Erfolgsmeldungen zu Impfstoffen und Wundermedikamenten sollte man dann zum Ausstieg nutzen.
Aber eigentlich ist die Börse wirklich nicht so wichtig. Prioprität jedes Einzelnen sollte sein sich , die Kinder , Eltern soweit wie möglich zu schützen und gesund zu bleiben.