"Verzerrte Außenwahrnehmung": Deutsche Bank-Chef John Cryan schreibt an die Belegschaft

Freitag, 30.09.2016 12:09 von

Die Deutsche Bank hat eine Nachricht ihres Vorstandsvorsitzenden John Cryan an die Belegschaft veröffentlicht. Darin bezieht der Manager Stellung zu jüngsten Medienberichten. Am frühen Vormittag war der Kurs der Deutschen Bank-Aktie zwischenzeitlich unter die zehn Euro-Marke gerutscht.


Blick auf das Deutsche Bank-Gebäude in Frankfurt - © Philip Lange Shutterstock.com

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, John Cryan, ist vom starken Fundament des Geldhauses überzeugt. Es gäbe keine Basis für Spekulationen, schreibt er in einer Nachricht an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Deutsche Bank heute auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat. „Wir erfüllen alle aktuellen Eigenkapitalanforderungen und sind bei unserem Umbau im Plan. Wir haben gerade den Verkauf des britischen Versicherers Abbey Life abgeschlossen und auch bei unserer chinesischen Bank Hua Xia stehen wir vor einem Abschluss. Damit wird unser Eigenkapital weiter gestärkt.“

Das Finanzinstitut steht seit Tagen in den Schlagzeilen. Cryan hatte erst vor wenigen Tagen gegenüber der Bild-Zeitung erklärt, die Bank habe keinen Bedarf für Staatshilfen. Zuvor war in Medien darüber berichtet worden, dass die Bundesregierung staatliche Hilfen für die Bank vorerst ausgeschlossen hat. Hintergrund ist ein Vergleichsvorschlag des US-Justizminsteriums, bei dem die Deutsche Bank 14 Milliarden US-Dollar wegen der früheren Emission und Platzierung von hypothekengedeckten Wertpapieren und damit zusammenhängenden Verbriefungstransaktionen zahlen soll. Deutschlands größtes Finanzhaus lehnt eine Zahlung in dieser Höhe ab und setzt darauf, eine andere Lösung mit den Behörden zu finden.

„Zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen zwei Jahrzehnten war die Deutsche Bank, was ihre Bilanz angeht, so sicher wie heute“, schreibt Cryan in seiner Nachricht. Und er spricht neben dem Gewinn, den die Bank im ersten Halbjahr 2016 erwirtschaften konnte, noch weitere Punkte an: „Am wichtigsten in einer solchen Situation sind aber unsere Liquiditätsreserven. Mit einem Wert von weiterhin mehr als 215 Milliarden Euro haben wir einen überaus komfortablen Puffer“, schreibt der Vorstandsvorsitzende. Es würde sich nun bewähren, dass die Bank äußerst konservativ geplant habe.

Die Spekulationen in den Medien, dass „einige wenige“ Hedgefonds-Kunden die Bank verlassen hätten, sorgten zu Unrecht für weitere Unruhe, meint Cryan. Man solle das Gesamtbild betrachten, die Deutsche Bank habe mehr als 20 Millionen Kunden.

An der Börse geht unterdessen die Talfahrt der Aktie weiter. Am Freitag Vormittag rutschte der Kurs zwischenzeitlich unter die Marke von zehn Euro. Gegen zwölf Uhr kostete das Papier, das im Jahr 2007 noch zu mehr als 100 Euro gehandelt wurde, 10,43 Euro. Dieser Kurs entspricht einem Minus von mehr als vier Prozent gegenüber dem Schlusskurs des Vortages.

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