UBS-Skandal als Wirtschaftsthriller: „Des Teufels Banker“ von Bradley C. Birkenfeld

Dienstag, 25.07.2017 08:00 von

Die Enthüllungen des UBS-Bankers Bradley Birkenfeld brachten das Schweizer Bankwesen in Verruf und Birkenfeld für 40 Monate in ein US-Gefängnis. Anschließend belohnten die US-Behörden den Whistleblower mit 104 Millionen US-Dollar für seine Arbeit. Lesen Sie hier unsere Meinung zu Birkenfelds autobiographischem Wirtschaftsthriller „Des Teufels Banker“.


UBS-Niederlassung in der Schweiz - © istock.com / simarts

Mitte der 1990er Jahre begann Bradley Birkenfeld seine Karriere im Finanzsektor bei der Bostoner State Street Bank & Trust. Nach Stationen bei der Crédit Suisse und bei Barclays wurde Birkenfeld 2001 Vermögensverwalter bei der UBS. Sein Job: Schwerreiche US-Amerikaner von der Idee zu begeistern, ihr Vermögen – im Schutze des Schweizer Bankgeheimnisses – zur UBS zu transferieren und so dem Zugriff der US-Steuerbehörden zu entziehen. Als Birkenfeld realisierte, dass die Rechtsabteilung der UBS sich gegen die Arbeitsweise ihrer Vermögensverwalter abzusichern begann, verließ er das Unternehmen und wurde 2007 zum Whistleblower. Das brachte ihm zwar eine Haftstrafe von 40 Monaten, aber auch eine 104-Millionen-Dollar-Belohnung ein. In „Des Teufels Banker – Wie ich das Schweizer Bankgeheimnis zu Fall brachte“ erzählt Birkenfeld die damaligen Geschehnisse aus seiner Sicht.

Ein unsympathischer Ich-Erzähler

 „Des Teufels Banker“ beschreibt anschaulich die dubiosen Praktiken der UBS und anderer Schweizer Banken. Zwar gibt es zu diesem Thema schon unzählige Artikel, Reportagen und Sachbücher, doch bei diesem Buch handelt es sich um einen Roman. Ich-Erzähler Birkenfeld zählte zum inneren Kreis des Schweizer Bankwesens und lässt uns nicht nur an seinem Alltag, sondern auch an seinen Gedanken teilhaben. Das ist ein interessanter Ansatz, der aber wegen der Persönlichkeit des Autors bzw. Erzählers stellenweise danebengeht: Birkenfeld übt kaum Selbstkritik, sondern fabuliert lieber über Models, Sportwagen, Champagner, Hotel-Suiten oder seine eigene Großartigkeit.

Das führt auch dazu, dass Birkenfelds Begründungen für sein Handeln („Ich hatte reichlich Zeit, um über die Dinge nachzudenken, die ich getan hatte, und ich war nicht glücklich über sie.“) wie Lippenbekenntnisse wirken. Der Ex-Banker will sich über weite Strecken des Buches als moderner Robin Hood inszenieren, doch einem erfolgsverwöhnten Narziss wie Birkenfeld nimmt man diesen Sinneswandel kaum ab. Leute wie Birkenfeld waren Träger des Systems – und wenn die UBS-Rechtsabteilung nie begonnen hätte, sich gegen die eigenen Mitarbeiter zu stellen, würde Birkenfeld wohl noch heute Superreiche zur UBS locken.

Erfreuliche Ausnahme im Genre Wirtschaft

Trotz der persönlichen Antipathie gegen den Ich-Erzähler konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen – „Des Teufels Banker“ ist spannend und kann, obwohl das Buch mehr als 300 Seiten stark ist, in einem Rutsch durchgelesen werden. Die Sprache ist schnörkellos, wenig bildhaft; der Satzbau einfach gehalten. Zu bemängeln sind leider einige Fehler im Text, die in der zweiten Auflage eines Werkes eigentlich nicht mehr vorkommen sollten. „Des Teufels Banker“ ist ein leicht zu lesendes, unterhaltsames Buch über die Abgründe im Finanzsektor, das auch für Leserinnen und Leser ohne entsprechendes Vorwissen geeignet ist. Unter den Büchern im Genre Wirtschaft dürfte das eine erfreuliche Ausnahme sein.

 Bradley C. Birkenfeld: "Des Teufels Banker. Wie ich das Schweizer Bankgeheimnis zu Fall brachte."
 FinanzBuch Verlag
 Hardcover, 352 Seiten
 Erschienen: Mai 2017
 ISBN: 978-3-95972-077-9
 24,99 €

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