Trumps Zollpolitik: Um was geht’s wirklich?

Dienstag, 13.03.2018 09:53 von

Die US-Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium sind nicht wirklich geeignet, um den Handelspartner EU massiv unter Druck zu setzen, meint Ökonom Prof. Stefan Reitz vom Institut für Quantitative Betriebs- und Volkswirtschaftliche Forschung (QBER) der Uni Kiel und vom Institut für Weltwirtschaft (IfW). Worum es US-Präsident Donald Trump wirklich geht und welche Auswirkungen die Zölle haben, erklärt Reitz im Gastbeitrag auf ARIVA.DE.


Prof. Dr. Stefan Reitz - © Christian-Albrechts-Universität zu Kiel


Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Stefan Reitz

Auch wenn Trump twittert, ein Handelskrieg zu führen ist einfach und profitabel, das Gegenteil ist der Fall. Wie selbst seinen Parteifreunden klar ist, auf dem Weg in die wirtschaftliche Isolation kann die USA nicht gewinnen. Zudem sind Stahl und Aluminium energieintensive Rohmaterialien mit geringer Wertschöpfung. Also nicht gerade das, womit man in einer fortgeschrittenen Volkswirtschaft unbedingt sein Geld verdienen will.

Die Maßnahme ist ebensowenig dazu geeignet, den Handelspartner Europa massiv unter Druck zu setzen. Ja, man regt sich auf. Und ja, man droht mit Zöllen auf Whisky. Die EU sieht aber ihre Zukunft sicher nicht in der Metallerzeugung, und das Schadenspotential der moderaten Zollsätze ist begrenzt. Das neuere Aufkommen des Protektionismus kann deshalb nicht mit Trumps Motto „America first“ erklärt werden.

Trumps Ziel: Sich als "Macher" für die nächsten Wahlen zu positionieren

Relevant ist vielmehr die Einsicht, dass Zölle und andere handelshemmende Maßnahmen primär innenpolitisch motiviert sind. Trumps Ziel ist es, sein Wahlversprechen im Rust Belt einzulösen, um sich selbst als „Macher“ für die nächsten Wahlen zu positionieren. Natürlich glaubt dort niemand ernsthaft, dass die amerikanische Stahl- und Aluminiumindustrie eine neue Blüte erlebt und wieder auf die Beine kommt. Der bescheidene Einkommenszuwachs wird aber von der weiterverarbeitenden Industrie wie dem US-Automobilbau getragen, die die gestiegenen Inputkosten auf ihre Endproduktpreise umlegen muß. Wie die Effektivzolltheorie gezeigt hat, wirkt ein Zoll auf importierte Vorprodukte wie ein „negativer“ Zoll auf Endprodukte.

EU-Agrarpolitik funktioniert genauso

Da die Verluste bei den wettbewerbsfähigen Exporteuren größer sein werden als die Gewinne bei den Stahl- und Aluminiumerzeugern, verliert die USA insgesamt mit der Eindämmung des internationalen Handels. Innerhalb der USA verlieren aber die Globalisierungsgewinner und es gewinnen die Globalisierungsverlierer. Das ist Verteilungspolitik mit außenpolitischen Maßnahmen. Darum geht es! Dabei sollte man nicht mitleidig auf die andere Seite des Atlantiks schauen. Die EU-Agrarpolitik funktioniert genauso!

 

Über den Autor:

Prof. Dr. Stefan Reitz forscht und lehrt am Institut für Quantitative Betriebs- und Volkswirtschaftliche Forschung (QBER) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Reitz ist Experte für Internationale Finanzmärkte, Marktmikrostrukturen und empirische Analysen von nichtlinearen Prozessen. Nach seiner Habilitation in Gießen war Reitz sechs Jahre lang im Zentralbereich Volkswirtschaft für die Deutsche Bundesbank tätig. 2011 wurde er als Professor für Volkswirtschaftslehre an die Uni Kiel berufen.

 

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