Tief in der Krise: Credit Suisse: Schlechte Quartalszahlen, neuer Chef – wie es jetzt weitergeht

Freitag, 29.07.2022 13:27 von

Foto: Walter Bieri/KEYSTONE/dpa - dpa-Bildfunk

Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat im zweiten Quartal herbe Verluste eingefahren. Und überraschend ihren Konzernchef ausgetauscht.

Credit Suisse schreibt weiter negative Schlagzeilen. Für das zweite Quartal meldete die Schweizer Bank einen Verlust von 1,6 Milliarden Franken – das entspricht 1,62 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahresquartal erwirtschaftete sie noch einen Gewinn von 253 Millionen Franken.

Die Aktie legte trotzdem leicht zu und notierte am Freitag zwischenzeitlich bei 5,47 Franken. Ein möglicher Grund: der angekündigte Kurswechsel. Denn die Bank versucht es jetzt mit einem radikalen Sparprogramm und einem neuen Chef: Ulrich Körner.

Der Spitzenwechsel soll im August stattfinden. Körner löst Thomas Gottstein ab, der seit Februar 2020 den Chefsessel innehatte. Zurzeit ist Körner noch Chef der Asset-Management-Division und Mitglied der Geschäftsleitung. Davor hatte er elf Jahre lang bei der UBS Group in der Konzernleitung gearbeitet, sechs Jahre davon als Leiter des Bereichs Asset Management. Bevor er zur UBS kam, hatte er schon einmal eine leitende Funktion bei Credit Suisse inne.

Körner soll die Schweizer Bank wieder auf Kurs bringen. Dafür muss er auch die Fehler analysieren. Die Bank begründete ihre schlechten Quartalsergebnisse mit hohen Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und sonstige Positionen. Zudem wurden geopolitischen, makroökonomischen und marktspezifischen Herausforderungen genannt.

Anlässlich der Quartalszahlen hat Deutsche Bank Research die Einstufung für Credit Suisse auf "Hold" mit einem Kursziel von sieben Franken belassen. Der Nettoverlust der Großbank sei weitaus größer ausgefallen als erwartet, schrieb Analyst Benjamin Goy in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Die strategische Neuausrichtung gehe zwar in die richtige Richtung, trotzdem bleibe eine Unsicherheit. Die operativen Geschäfte liefen schlechter als gedacht, so der Analyst.

Credit Suisse steht seit rund anderthalb Jahren stark in der Kritik. Seit dem vierten Quartal 2021 geht auch der Aktienkurs bergab. Ein wichtiger Grund: Anfang des Jahres wurden Dokumente geleakt, die der Credit Suisse jahrelanges Fehlverhalten unterstellen. Die Bank soll gegen internationale Anti-Geldwäsche-Standards verstoßen und dadurch Korrupte und Kriminelle als Kunden akzeptiert haben.

Autor: js für die wallstreet:online Zentralredaktion

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