Studie: In Europa haben deutsche Investoren die höchste Risikoaversion
Mittwoch, 19.10.2016 10:10 von DGAP
DGAP-News: Union Investment / Schlagwort(e): Fonds/Studienergebnisse
Studie: In Europa haben deutsche Investoren die höchste Risikoaversion
19.10.2016 / 10:05
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- Verlustvermeidung hat für europäische Großanleger Priorität
- Investoren erwarten, dass 60 Prozent der institutionellen Anleger ihre
Anlageziele verfehlen
- Zwei Drittel sehen steigende Gefahr einer Blasenbildung an den Märkten
Frankfurt, 19. Oktober 2016 - Das Niedrigzinsumfeld zwingt Investoren,
stärker ins Risiko zu gehen und ihre Sicherheitspräferenzen in der
Kapitalanlage an das grundlegend veränderte Marktumfeld anzupassen.
Gleichwohl dominiert nach wie vor der Wunsch, Verluste zu vermeiden. Im
Rahmen der aktuellen Risikomanagementstudie von Union Investment, für die
212 institutionelle Investoren in acht europäischen Ländern nach ihren
Anlagepräferenzen befragt wurden, nannten 75 Prozent der Großanleger
Verlustvermeidung als oberste Priorität.
Am höchsten ist die Verlustaversion in Deutschland. Hier äußerten sich 82
Prozent der Befragten entsprechend, gefolgt von 75 Prozent in der Schweiz
und 69 Prozent in Skandinavien (Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen). Am
wenigsten wichtig ist die Vermeidung von Verlusten für Investoren aus den
Niederlanden (62 Prozent) und Großbritannien (61 Prozent). Deutsche
Großanleger messen der Sicherheit der Kapitalanlage im europäischen
Vergleich damit klar den höchsten Stellenwert bei. Allerdings ist ihre
Risikoaversion gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozentpunkte
zurückgegangen. "Viele institutionelle Anleger in Deutschland überdenken
offenbar ihre Kapitalanlage und passen sie stärker an die
Investmentrealität an. Aufgrund des Ertragsdilemmas steigen zahlreiche
Investoren die Risikoleiter weiter hoch. Um Enttäuschungen zu vermeiden,
sollte diese Entwicklung von einer Professionalisierung des
Risikomanagements begleitet werden", sagt Alexander Schindler, im Vorstand
von Union Investment zuständig für das institutionelle Kundengeschäft.
Dies zeigt sich auch mit Blick auf das Ziel, bestimmte Mindestrenditen
keinesfalls zu unterschreiten. Diese Präferenz, die gegebenenfalls mit
erhöhten Anlagerisiken einhergeht, wurde von 41 Prozent der deutschen
Investoren als wichtig eingestuft (Vorjahr 37%). Damit nähern sich die
deutschen Großanleger dem Durchschnittswert aller befragten europäischen
Anleger von 47 Prozent. Als Gegenpol erweisen sich in dieser Frage einmal
mehr die Investoren in den Niederlanden und Großbritannien. Hier gaben 62
bzw. 65 Prozent der Befragten an, dass die Erzielung von Mindestrenditen
für sie eine hohe Priorität hat. In den skandinavischen Staaten sagten dies
50 Prozent und in der Schweiz 40 Prozent der Großanleger.
Europäische Investoren verunsichert
Europaweit blicken die Investoren überwiegend sorgenvoll in die Zukunft. So
erwarten sie, dass durchschnittlich 60 Prozent von ihnen in den kommenden
drei Jahren ihre selbst gesteckten Anlageziele nicht erreichen werden.
Besonders hoch ist der Anteil der Pessimisten in Deutschland. Hier rechnen
die Befragten damit, dass im Durchschnitt 64 Prozent der Investoren ihre
Anlageziele verfehlen werden. Dabei wird das Niedrigzinsumfeld nicht als
alleinige Ursache genannt. Insgesamt gaben nur 16 Prozent aller in Europa
befragten Anleger das niedrige Zinsniveau als zentrales Hindernis an -
anders in Deutschland, wo sich knapp die Hälfte der Befragten entsprechend
äußerte (49 Prozent). Immerhin 13 Prozent der Anleger in Großbritannien
betrachten das Niedrigzinsumfeld als Haupthindernis, gefolgt von zehn
Prozent in den Niederlanden und sechs Prozent in Skandinavien. "Dieser
Befund ist nicht verwunderlich, da Zinsanlagen in den Portfolios deutscher
Investoren nach wie vor dominieren", stellt Schindler fest. "Bei vielen
europäischen Investoren haben dagegen chancenreichere Anlagen wie
Aktieninvestments seit jeher ein höheres Gewicht."
Gefahr der Blasenbildung gestiegen
Die aktuelle Situation an den Kapitalmärkten hält aus Sicht der Investoren
neue Gefahren und Unsicherheiten bereit. Knapp zwei Drittel (65 Prozent)
aller Befragten erkennen eine Tendenz zum Herdenverhalten und sehen darin
eine erhöhte Gefahr für Blasenbildungen und Börsencrashs. In Deutschland
vertraten 74 Prozent der Profianleger diese Ansicht. Insgesamt 63 Prozent
aller in Europa befragten Investoren erwarten zudem einen Anstieg der
Volatilität im Markt (Deutschland 64 Prozent). Nicht zuletzt wird es aus
Sicht der Großanleger deutlich schwerer, das Verhalten anderer
Marktteilnehmer zu prognostizieren. Dies gaben europaweit 47 Prozent und in
Deutschland sogar 54 Prozent der befragten Investoren an. "Auch dieses
Meinungsbild untermauert die steigende Bedeutung des Risikomanagements bei
der Kapitalanlage", so Schindler.
Hinweis für die Redaktionen:
Die Befragung institutioneller Anleger ist fester Bestandteil der seit 2005
durchgeführten Risikomanagementstudie von Union Investment. Darüber hinaus
wird regelmäßig ein Spezialthema beleuchtet. In der aktuellen Studie 2016
befasst sich Prof. Martin Hellmich von der Frankfurt School of Finance &
Management mit Trends und Krisen in finanziellen Netzwerken. Die Ergebnisse
dieser Untersuchung werden bei der Risikomanagement-Konferenz von Union
Investment am 3. November 2016 in Mainz vorgestellt. Für die diesjährige
Studie wurden insgesamt 212 institutionelle Investoren aus acht
europäischen Ländern befragt, aus Deutschland, Großbritannien, den
Niederlanden und der Schweiz sowie Dänemark, Schweden, Finnland und
Norwegen (zusammengefasst als "Skandinavien"). Sie verwalten ein Vermögen
von insgesamt mehr als sechs Billionen Euro. Die Befragung erfolgte im
Sommer 2016 durch The Economist Intelligence Unit und das Hamburger
Marktforschungsinstitut Elbe 19.
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