SmartInvestor Titelstory 06/21: Beteiligungsgesellschaften - Corona-Sorgen, Comebacks und Rekorde

Freitag, 21.05.2021 13:47 von

Fast alles, was den hiesigen Beteiligungssektor in den letzten Monaten beschäftigte, hatte mit der Pandemie zu tun. Deren Folgen fielen für die einzelnen Gesellschaften allerdings höchst unterschiedlich aus.

Auf der Überholspur
Bei einem Performancevergleich mit dem Vorjahr gilt es, das noch vergleichsweise niedrige Kursniveau aus dem Mai 2020 zu berück­sichtigen. Damals war es höchst ungewiss, inwieweit durch die Pandemie das Geschäft vielzähliger Gesellschaften tatsächlich in Mitleidenschaft gezogen würde. Inzwischen sind diese Unsicherheiten größtenteils weggefallen – so erklären sich auch die zum Teil deutlichen Kursgewinne von mehreren Hundert Prozent. Die Entwicklung der Advanced-Blockchain-Aktie ist dafür das beste Beispiel. Die nicht zuletzt durch den Hype um Krypto­währungen deutlich gestiegene Aufmerksamkeit für Blockchain-Technologien beflügelte die Notiz in den zurückliegenden zwölf Monaten. Ziel der als Frühphaseninvestor auftretenden Gesellschaft ist der weitere Ausbau ihres Blockchain-Ökosystems aus innovativen Technologieunternehmen. Branchenexperten prognos­tizieren bis 2025 eine jährliche Wachstumsrate für die Blockchain-­Branche von mehr als 67%. Wie bei fast allen Investments in ­einem recht frühen Stadium sind Rückschläge bei einzelnen Portfoliogesellschaften jederzeit möglich.

Die Münchner Lifespot Capi­tal ist im Bereich der Telemedizin tätig, die durch Corona einen echten Wachstumsschub erhielt. Wichtigste Beteiligung ist die an der australischen Börse gelistete Lifespot Health. Diese hält ihrerseits sämtliche Anteile an der in Bad Wildungen ansässigen BodyTel GmbH. Der Anbieter telemedizinischer Lösungen entwickelt Geräte und Apps zur Überwachung wichtiger Vitalfunktionen wie des Blutdrucks oder Blutzuckers. Die ­Ergebnisse können dann in einer Online-Datenbank gespeichert und mit dem Arzt geteilt werden. Allerdings weist Lifespot Capital für 2020 noch einen Fehlbetrag aus. Zu beachten ist in diesem Fall auch der geringe Börsenwert von unter 5 Mio. EUR.

Eine Neuausrichtung vollzog der Venture-Capital-(VC-)­Spezialist mic mit der Übernahme des Technologieunternehmens Pyramid. Dieser entwickelt Selbstbedienungsterminals für den ­Einzelhandel, die Gastronomie und den Dienstleistungssektor. Die ­Kiosksysteme nehmen Bestellungen an, können als Reservierungssysteme oder auch als Check-in-/-out-Terminals eingesetzt werden. Trotz einer durchaus schwierigen Branchensituation verbuchte Pyramid im vergangenen Jahr einen Umsatzanstieg auf 57,7 Mio. EUR (+5%) sowie ein solides EBIT in Höhe von 4,8 Mio. EUR. Die Planung für 2021 sieht weiteres Wachstum vor. In diesem ­Zusammenhang war die Übernahme des Wettbewerbers Polygon ein erster wichtiger Schritt. mic wandelt sich durch den Pyramid-Zukauf von einer VC-Gesellschaft zu einer Technologieholding. Nach zwei erfolgreichen Kapitalerhöhungen zur Finanzierung des Deals erwar­tet der Vorstand bis Ende Juni den Abschluss der gesamten Transaktion. Das Papier der Deutschen Effecten- und Wechsel-­Beteiligungsgesellschaft (DEWB) profitierte vor allem vom Verkauf des Messtechnikspezialisten MueTec an ein chinesisches Technologieunternehmen. Nach der Ende April erteilten Unbedenk­lichkeitsbescheinigung durch das Bundeswirtschaftsministerium kann die DEWB aus dem Exit im laufenden Jahr einen ­positiven Ergebnisbeitrag in Höhe von rund 9,4 Mio. EUR verbuchen. Eini­ge Wochen zuvor war der Finanzinvestor eine neue Beteiligung beim schnell wachsenden Neobroker nextmarkets eingegangen.

Die Börse als Kurstreiber

In den Vorjahren war die Heliad-Aktie meist unter den ­Verlierern zu finden. 2020 gelang dem Titel dann ein fulminantes ­Comeback. Zu verdanken ist dies der starken Entwicklung beim ­Onlinebroker flatexDEGIRO. Im Juli realisierte Heliad aus dem Teilverkauf seines Aktienpakets einen Millionengewinn. Seitdem hat die flatex­Degiro-Notiz nochmals um mehr als das Doppelte ­zugenommen; Heliads Ende 2020 ausgewiesener NAV von 13,28 EUR ist ­daher schon längst wieder überholt. Letztere hielt bis zuletzt rund 5% an flatexDegiro, die mit einem Börsenwert von 2,8 Mrd. EUR schon bald in den MDAX aufsteigen könnte.

Bereits zum ­dritten Mal schaffte eine Beteiligung der MBB den Sprung an die ­Börse. Im März gab die im Energieinfrastrukturgeschäft tätige FRIEDRICH VORWERK ihr Debüt in Frankfurt. Durch den Bau ­neuer Stromtrassen und weitere Investitionen in die Energiewende kann die MBB-Tochter auf volle Auftragsbücher verweisen. ­Aktionäre sollen über eine Bonusdividende in Höhe von 0,88 EUR am erfolg­reichen Börsengang beteiligt werden. Noch zufriedener dürften die meisten Anteilseigner aber mit dem Kursanstieg der MBB-Aktie von deutlich über 100% sein. Die bereits zuvor üppige Netto-­Finanzausstattung konnte durch das IPO weiter ausgebaut werden. Dazu läuft sich mit dem Cloud- und IT-Spezialisten DTS bereits die nächste Beteiligung für einen Börsengang warm.

Nur wenige Verlierer

Natürlich konnte nicht jede Beteiligungsgesellschaft seit unserem letztjährigen Branchenspezial an Wert zulegen – die Liste der Verlierer ist jedoch kurz. Unter ihnen findet sich das Papier der GBK Beteiligungen aus Hannover. Das auf mittelständische Unternehmen ausgerichtete Portfolio musste während der Pandemie trotz einer recht breiten Diversifizierung einen deutlichen Wertverlust hinnehmen. Neben geringeren Einnahmen und ausgeblie­benen Verkäufen führten die nunmehr gesunkenen Verkehrs­werte – vor allem von Unternehmen aus den Bereichen Handel und Touristik – zu einem Minus von über 13 Mio. EUR. Auch der Wert des Eigenkapitals ging dadurch zurück, nämlich von 8,48 EUR im Vorjahr auf nur noch 6,50 EUR je GBK-Aktie. Eben­falls schwächer notierte die Greiffenberger-Aktie. Die Industrie­hol­ding wurde bei ihrer einzigen Beteiligung, dem Augsburger Her­steller von Hochleistungsbandsägeblättern und ­Präzisionsbandstahl Eberle, von der schwachen Nachfrage aus der Automobilbranche getroffen; folglich sank der Umsatz im Geschäftsjahr um rund 10%. Einnahmen aus dem Verkauf einer Betriebsimmobilie von Eberle führten zu einem positiven Ergebnis auf Holdingebene. Rein operativ hätte Greiffenberger das Corona-Jahr dagegen mit einem EBIT von -1,6 Mio. EUR abgeschlossen. Durch den Immo­biliendeal konnte Eberle ein bestehendes Konsortialdarlehen vollständig zurückführen. Eine angestrebte Anschlussfinanzierung kam bislang aber nicht zustande. Wie der Greiffenberger-Vorstand betont, sei die Finanzierung des Konzerns auch ohne den neuen Kredit gesichert. Hoffnungsvoll stimmen die Zunahme des Auftragsbestands und der Turnaround in der Automobilindus­­trie. Moderate Kursverluste liefen bei der Aktie von UET ­United Electronic Technology auf. Die Technologiegruppe, die ­Dienste sowie Hard- und Software für Kommunikationsnetze anbietet, erwartet noch bis voraussichtlich Mitte des Jahres negative ­Effekte auf Umsatz und Ergebnis. Grund seien die Maßnahmen zur Pande­miebekämpfung, die Folge langsamere Installationen und Verzögerungen beim Netzwerkaufbau. Die Wachstumsstrategie werde aber dennoch fortgesetzt. Im Bereich der Gigabitsysteme für Telekomnetze ging die Tochter albis-elcon erst kürzlich eine Kooperation mit dem US-Konzern Telco Systems ein.

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