Scharfe Kritik an Altmaier - 'kein Konzept für Energiewende'

Freitag, 25.01.2019 14:07 von

BERLIN (dpa-AFX) - Aus der deutschen Metall- und Elektrobranche ist scharfe Kritik an der Amtsführung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) laut geworden. Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger moniert einen nach seiner Ansicht nachlässigen Umgang mit wichtigen Zukunftsfragen, vor allem mit Blick auf die Umsetzung der Energiewende. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag) sagte er: "Beim wichtigsten Thema in unserer Industrienation - Energie - handelt die Regierung einfach nicht. Es ist verantwortungslos, wie da mit der Zukunft unseres Industriestandortes umgegangen wird."

Dulger sieht besonders Risiken für die Stromversorgung, sollten bei Atom- und Kohleausstieg nicht rechtzeitig die nötigen neuen Trassen zum Transport von Ökostrom entstehen. "Aber die Stromleitungen für die erneuerbaren Energien werden nicht fertig. Wie stellt die Politik sich das vor?" Sogenannte Stromautobahnen sollen - verlegt als Freilandleitungen oder Erdkabel - die Elektrizität im Land verteilen, solange die Erneuerbaren je nach Wetterlage schwankungsanfällig sind und Strom noch nicht in großen Mengen effizient gespeichert werden kann. Dies ist teuer und stößt bei Anrainern der Leitungen zudem häufig auf starken Widerstand.

Die Verfügbarkeit von Strom "in jeder Millisekunde" sei indes unerlässlich, um auch das Zusammenwachsen von Produktionsprozessen mit dem Internet im Rahmen der "Industrie 4.0" voranzubringen. "Es herrscht energiepolitisches Chaos", meinte Dulger. "Der Wirtschaftsminister hat die Lage nicht im Griff." Das Ministerium in Berlin äußerte sich am Freitag auf Anfrage nicht zu den Aussagen.

Bereits zuvor hatten einige Wirtschaftsvertreter strategische Punkte bemängelt. Mittelstandspräsident Mario Ohoven sagte der Deutschen Presse-Agentur im Herbst: "Minister Altmaier, den ich persönlich sehr schätze, ist über Ankündigungen und Versprechungen bislang leider nicht hinausgekommen."

Anfang Januar hatte Altmaier erst nach längerer Suche einen neuen Energie-Staatssekretär gefunden - Andreas Feicht soll den Posten zum 1. Februar übernehmen. Die Position gilt als eine Schlüsselstelle bei der Umsetzung der Energiewende./jap/DP/mis

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