ROUNDUP: United Internet macht auch zum Jahresende Dampf - Ausblick verhaltener

Mittwoch, 16.03.2016 21:16 von

MONTABAUR (dpa-AFX) - Der Telekomanbieter United Internet mischt mit seinem starken Kundenwachstum weiter die Branche auf. Auch im abgelaufenen Jahr konnte der Anbieter mit den Marken 1&1, GMX und Web.de deutlich mehr zahlende Kunden anlocken als zu Jahresbeginn geplant und von Experten erwartet. Umsatz und Ergebnis kletterten wie angepeilt kräftig und auch im laufenden Jahr soll das Wachstum weitergehen - wenn auch etwas verhaltener. Die Dividende dürfte um ein Sechstel auf 70 Cent je Aktie steigen, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens vom frühen Mittwochabend hervorging. Der Aktienkurs legte im außerbörslichen Handel bei Lang & Schwarz deutlich zu. Vorstandschef Ralph Dommermuth hält selbst rund 40 Prozent der Anteile.

Angepeilt waren nach Abzug von Kündigungen 880 000 neue Verträge - 930 000 sind es am Ende aus eigener Kraft geworden. Dommermuth hält damit weiter Wort, was die Vertriebskraft des Anbieters von Mobilfunk, Festnetzinternet und Internetdiensten angeht. Durch die Übernahme eines polnischen Webhosters kamen zum Jahreswechsel noch 340 000 Kunden hinzu, weswegen am Stichtag sogar 1,2 Millionen Kunden mehr in der Endabrechnung stehen als ein Jahr zuvor.

ÜBERRASCHEND GUTE KOMBINATION AUS KUNDENWACHSTUM UND EBITDA

Im Oktober 2014 hatte Dommermuth sich den Glasfaserspezialisten Versatel komplett geschnappt, unter anderem deswegen wuchsen die Geschäftszahlen im abgelaufenen Jahr rasant: Der Umsatz um gut ein Fünftel auf 3,72 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebitda) gar um 40 Prozent auf 771,5 Millionen Euro, wenn Sondererträge aus dem Vorjahr herausgerechnet werden. Das hatte das TecDax-Schwergewicht auch so angepeilt, je rund die Hälfte des Anstiegs sollte aus dem Versatel-Zukauf stammen.

Analyst Christoph Sandner von der Investmentbank Mainfirst wertete das operative Ergebnis angesichts des überraschend hohen Kundenzustroms als gutes Zeichen. Bei United Internet werden Lock-Rabatte für Endgeräte wie Tablets und Smartphones bei Vertragsabschluss direkt als Aufwand erfasst. Trotz der größeren Belastung sei das Ebitda wie erwartet ausgefallen, schrieb Sandner.

AUSBLICK VERHALTENER

Unter dem Strich zog der Gewinn je Aktie ohne Sondereffekte aus dem Vorjahr von 1,46 Euro auf 1,80 Euro an. Die Erwartungen am Aktienmarkt traf United Internet damit insgesamt punktgenau.

Beim Ausblick geht Dommermuth diesmal etwas vorsichtiger zu Werke. Die Zahl der zahlenden Kunden soll - fast schon traditionell - um 800 000 wachsen, aber der Richtwert gilt gerade zu Jahresbeginn immer als recht vorsichtig gewählt. Das operative Ergebnis veranschlagt das Management bei etwa 850 Millionen Euro - das wäre ein Plus von gut 10 Prozent und damit weniger Tempo als zuletzt. Vikram Karnany von der schweizerischen Großbank UBS hatte sich etwas mehr ausgerechnet, wie er in einem Kommentar schrieb.

Der Umsatz soll um 8 Prozent auf rund 4 Milliarden Euro zulegen. "Mit den in 2015 getätigten Investitionen in Kundenbeziehungen, Firmenkäufe und Beteiligungen haben wir die Basis für unser künftiges Wachstum verbreitert", sagte Dommermuth.

DETAILS MIT KOMPLETTEM JAHRESBERICHT

Details zur Entwicklung der Sparten und der Kundenzahlen will das Unternehmen am Donnerstag mit dem kompletten Jahresbericht vorlegen. Branchenkenner hatten zuletzt erwartet, dass United Internet in den letzten drei Jahresmonaten insbesondere auch im Festnetz und bei DSL-Produkten gepunktet haben könnte. Mit einer Werbekampagne hatte die Tochter 1&1 hier die Deutsche Telekom auf die Schippe genommen.

Im laufenden Jahr dürfte 1&1 wohl im Mobilfunk auch größer in die schnelle Funktechnik LTE einsteigen, wenn Telefonica Deutschland (O2) wohl ab Mitte des Jahres auch United Internet in sein LTE-Netz lässt. Die Abmachung ist Teil der von Aufsehern verlangten Bedingungen der Fusion von O2 und E-Plus 2014. An anderer Stelle könnte Dommermuth aber leer ausgehen: Laut Analyst Usman Ghazi von der Berenberg Bank sollen die Gespräche mit Vodafone über einen LTE-Zugang vorerst beendet worden sein. Das schnelle mobile Internet ist in der Branche der Treiber des Geschäfts - mit ihm wollen die Telekomanbieter wegfallende Sprach- und SMS-Erlöse wettmachen./men/he

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