ROUNDUP: Tui steckt heißen Sommer weg - Hotels und Kreuzfahrten treiben Gewinn

Donnerstag, 13.12.2018 09:59 von

HANNOVER (dpa-AFX) - Gute Geschäfte mit eigenen Hotels und Kreuzfahrten haben den weltgrößten Reisekonzern Tui den heißen Sommer in Europa verkraften lassen. Zwar verbrachten viele Menschen die sonnigen Monate zu Hause, statt in die Ferne zu fliegen. Trotzdem verdiente Tui im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September 733 Millionen Euro und damit fast 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Preiskampf im Last-Minute-Geschäft und das Flugchaos in Europa hinterließen im klassischen Pauschalreise-Geschäft aber Spuren.

An der Börse kamen die Nachrichten glänzend an. An der Londoner Börse legte die Tui-Aktie am Donnerstagmorgen um sechs Prozent auf 1207,00 britische Pence zu und war damit stärkster Wert im britischen Leitindex FTSE 100 . Im laufenden Jahr war der Kurs allerdings um gut ein Fünftel eingebrochen.

Während Rivale Thomas Cook (Neckermann Reisen, Condor) nach mehreren Gewinnwarnungen in die Verlustzone gesackt war, konnte Tui-Chef Joussen sein ursprüngliches Ziel erfüllen. Und nachdem Thomas Cook die Dividende für seine Aktionäre sogar streichen musste, will Tui die Ausschüttung nun sogar von 65 auf 72 Cent je Aktie erhöhen.

Dabei profitiert der Reisekonzern immer stärker von seiner integrierten Struktur aus dem Veranstaltergeschäft, den eigenen Hotels wie Riu, Tui Blue und Robinson sowie den Kreuzfahrtlinien Tui Cruises und Hapag-Lloyd . Trotz negativer Währungseffekte steigerte Tui den Umsatz im Geschäftsjahr 2017/18 um fünf Prozent auf 19,5 Milliarden Euro.

Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (Ebita) wuchs um vier Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Währungsschwankungen herausgerechnet, wäre er um fast elf Prozent gestiegen. Im laufenden Geschäftsjahr 2018/19 und im darauffolgenden Jahr soll das bereinigte Ebita jeweils - zusätzlich bereinigt um Währungseffekte - erneut um mindestens zehn Prozent zulegen.

Im zurückliegenden Sommer bekam Tui allerdings wie andere Veranstalter die Zurückhaltung vieler Kunden zu spüren. So blieben viele Menschen in Mittel- und Nordeuropa sowie in Großbritannien angesichts der außergewöhnlich hohen Temperaturen in ihrer Heimat einfach zu Hause. Andere buchten Auslandsreisen erst auf den letzten Drücker. Der dadurch beförderte Preiskampf im Last-Minute-Geschäft drückte bei den Veranstaltern auf den Gewinn. Bei Tui sank das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) im Segment Märkte und Airlines um 14 Prozent auf 453 Millionen Euro.

Dazu trugen auch die zahlreichen Flugausfälle und -verspätungen in Europa bei. Streiks der Fluglotsen in Frankreich, Engpässe bei anderen Flugsicherungen und bei den Sicherheitskontrollen an deutschen Flughäfen hatten zuletzt auch die Bundesregierung auf den Plan gerufen. Fluggesellschaften wie die Lufthansa -Tochter Eurowings, bei der die Integration des früheren Air-Berlin-Geschäfts nur mit einigem Ruckeln gelang, wollen nun etwa mit mehr Reserve-Flugzeugen für einen stabileren Betrieb sorgen.

Während die Thomas-Cook-Airlines einschließlich der deutschen Tochter Condor ihr Flugangebot im kommenden Sommer um rund vier Prozent zurückfahren wollen, setzt Joussen weiter auf Expansion. "Wir bauen die Kapazität aus, wir wollen Marktanteile gewinnen", sagte er in einer Telefonkonferenz. "Wir fliegen in die Länder, in die wir unsere Gäste bringen wollen." Die Ferienflieger wie die britische Tui Airways und ihre deutsche Schwester Tuifly dienen vor allem dem Gesamtkonzern, der seine Hotels in aller Welt füllen will.

Der Rivale Thomas Cook hatte sein Flugprogramm 2018 auch durch die Übernahme von Jets der insolventen Fluglinien Air Berlin und Monarch kräftig ausgeweitet. Während Thomas Cook im Veranstaltergeschäft in Großbritannien in die roten Zahlen sackte, konnten die konzerneigenen Airlines wie Condor ihren operativen Gewinn sogar steigern. Tui weist Veranstaltergeschäft und Fluglinien hingegen nicht einzeln aus. "Unser Geschäftsmodell ist ganz anders", sagte Joussen./stw/bgf/jha/

Weitere Themen