ROUNDUP: Lufthansa macht teure Air-Berlin-Integration wett - Aktie sackt ab

Donnerstag, 26.04.2018 09:38 von

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die teure Integration von Air-Berlin-Teilen hat die Lufthansa im ersten Quartal nicht aus der Bahn geworfen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sah den Dax-Konzern daher am Donnerstag auf Kurs, seinen operativen Rekordgewinn (bereinigtes Ebit) von fast drei Milliarden Euro aus dem Vorjahr 2018 fast zu wiederholen. Doch der erhoffte Ausbau des Flugangebots stockt. Wegen Problemen beim Triebwerksbauer Pratt & Whitney muss die Lufthansa länger auf bestellte Airbus-Flugzeuge warten.

Am Finanzmarkt lösten die Nachrichten einen Kursrutsch aus. Kurz nach Handelsbeginn verloren die Lufthansa-Aktien 4,65 Prozent auf 24,42 Euro. Schon seit ihrem Rekordhoch von 31,26 Euro im Januar war es für die Papiere deutlich abwärts gegangen. Allein am Mittwoch hatten sie mehr als drei Prozent verloren. Ein Marktteilnehmer wertete die hohen Integrationskosten als negativ. Die Experten vom Investmenthaus Liberum sahen hingegen nur eine kleine Abweichung zu den Erwartungen - in der ohnehin schwächsten Jahreszeit für Airlines.

Im ersten Quartal erzielte die Lufthansa einen operativen Gewinn von 26 Millionen Euro und damit eine Million mehr als ein Jahr zuvor. Gute Geschäfte der Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian federten die Verluste der Billigtochter Eurowings ab, die die ehemaligen Air-Berlin-Maschinen in ihren Betrieb eingliedern sowie neue Besatzungen einstellen und schulen muss. Auch der frühere Ostertermin dürfte dem Geschäft geholfen haben. Die Frachttochter Lufthansa Cargo konnte ihren operativen Gewinn fast verdoppeln. Konzernweit hatten Analysten allerdings ein besseres Ergebnis erwartet.

Unterdessen stagnierte der Umsatz wegen einer veränderten Rechnungslegung bei konzernweit 7,64 Milliarden Euro. Ohne die Umstellung wäre er um 4,5 Prozent gewachsen. Unter dem Strich stand ein von 68 Millionen auf 57 Millionen Euro verringerter Verlust. Fluggesellschaften fliegen im Winter meist rote Zahlen ein. Ihre Gewinne schreiben sie vor allem in der Hauptreisezeit im Sommer.

Gerade auf typischen Touristenstrecken weitet die Lufthansa ihr Angebot mithilfe von Eurowings kräftig aus. Doch der Ausbau stockt. Wollte der Konzern sein Flugangebot in diesem Jahr anfangs noch um 12 Prozent ausbauen, strich er die Pläne im März schon auf 9,5 Prozent zusammen. Jetzt sollen es nur noch 8,5 Prozent werden. Auch deshalb sollen die Treibstoffkosten in diesem Jahr statt auf 5,9 Milliarden nur auf 5,8 Milliarden Euro steigen.

Die erneute Kappung der Wachstumspläne begründete der Konzern mit Flugausfällen wegen Wetterkapriolen und einer Betriebsversammlung bei Austrian Airlines, sowie mit Lieferproblemen beim Flugzeugbauer Airbus. Neue Mittelstreckenjets der A320neo-Reihe würden mehrere Monate später ausgeliefert als geplant. Hintergrund seien technische Probleme und die daraus folgenden Verzögerungen beim Triebwerksbauer Pratt & Whitney, einer Tochter des US-Konzerns United Technologies.

Zudem beendet die Lufthansa die Zusammenarbeit mit der Fluggesellschaft Laudamotion von Ex-Rennfahrer Niki Lauda. Die Nachfolge-Airline der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki ist bisher mit vier Flugzeugen für Eurowings unterwegs, steht aber vor der Übernahme durch den irischen Billigflieger Ryanair - der Erzrivalin von Eurowings. Die Lufthansa-Tochter zieht nun Ende Mai einen Schlussstrich unter die erst junge Kooperation.

Für die Entwicklung der Ticketpreise zeigte sich die Lufthansa-Führung ähnlich optimistisch wie zuletzt. Bis zur Jahresmitte sollten die Stückerlöse je angebotenem Sitzplatzkilometer weiter leicht steigen und im Gesamtjahr stabil bleiben. Im ersten Quartal legten sie um 1,2 Prozent zu. Unterdessen dreht die Lufthansa wie geplant an der Kostenschraube. Die Stückkosten sollen in diesem Jahr abseits von Währungsschwankungen und Treibstoff wie geplant um 1 bis 2 Prozent sinken./stw/jkr/fba

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