ROUNDUP 2: Shell überrascht mit heftigem Gewinneinbruch - Umbau erwartet

Freitag, 17.01.2014 13:40 von

LONDON (dpa-AFX) - Schlechte Nachrichten von Shell: Im vergangenen Jahr hat der britisch-niederländische Öl-Konzern einen heftigen Gewinneinbruch erlitten, wie Shell am Freitag mit überraschend vorgezogenen Zahlen mitteilte. Analysten verweisen auf hausgemachte Probleme, jetzt stehe wohl eine "radikale Restrukturierung" an.

Die Aktionäre reagierten zunächst sehr verschnupft und schickten die Aktie zu Handelsbeginn mit vier Prozent auf Talfahrt. Europaweit ging es auch für andere Ölkonzerne nach unten. Bis zum Mittag konnte die Aktie einen Teil ihrer Verluste dank des guten Börsenumfelds wieder wettmachen. Zuletzt stand noch ein Minus von 2,28 Prozent auf 2145,00 Pence auf dem Kurszettel.

ERSTE GEWINNWARNUNG SEIT 2004

Unter dem Strich stand im Jahr 2013 noch ein Gewinn von 16,4 Milliarden US-Dollar (12 Mrd Euro) - ein Einbruch um fast 40 Prozent. Im vierten Quartal beliefen sich die Einbußen sogar auf rund 70 Prozent, wie Shell weiter mitteilte. Analysten hatten zwar mit einem Rückgang gerechnet, aber nicht in diesem Ausmaß. Seine gesamten Jahreszahlen will Shell am 30. Januar vorlegen. Laut Bloomberg hatte der Konzern das letzte Mal 2004 eine vorgezogene Gewinnwarnung veröffentlicht.

Shell musste allein im vierten Quartal 700 Millionen US-Dollar und 2,7 Milliarden Dollar für das Gesamtjahr auf das Upstream-Geschäft - also die Förderung von Öl- und Gas - abschreiben. Dazu trugen auch Sicherheitsprobleme im Förderland Nigeria bei.

RESTRUKTURIERUNG ERWARTET

Der zum Jahresende ausgeschiedene Unternehmenschef Peter Voser hatte bereits im Oktober schwierige Zeiten angekündigt und eine Phase des "Devestments" angekündigt - also des Abstoßens von Unternehmensteilen. So wurden Geschäfte in den USA und in der Nordsee verkauft.

"Unsere Ergebnisse im Geschäftsjahr 2013 entsprechen nicht dem, was ich von Shell erwarte", sagte der neue Unternehmenschef Ben van Beurden laut Mitteilung. Nun werde der Fokus darauf liegen, die Margen und Renditen zu trimmen. Shell müsse wieder bessere Zahlen liefern. Van Beurden hat Anfang des Jahres das Ruder von Voser übernommen. Dieser hatte im Mai seinen Abschied angekündigt. Voser stand seit 2009 an der Unternehmensspitze.

ANALYST: MANAGEMENT STEHT UNTER ERFOLGSDRUCK

Die Gewinnmargen im verbrauchernahen Downstream-Geschäft - etwa bei den Raffinerien und beim Verkauf von Benzin - seien schwach gewesen. Höhere Kosten bei der Erschließung und Förderung von Öl und Erdgas hätten ebenfalls belastet. Zudem sei die Produktion niedriger ausgefallen als gedacht. Im sogenannten Upstream-Geschäft brach der Gewinn ohne Berücksichtigung von Sonderposten um ein Viertel ein.

Der Gewinnrückgang hat für Analyst Oswald Clint vom US-Analysehaus Bernstein Research vor allem unternehmensinterne Probleme und nichts mit der allgemeinen Branchenentwicklung zu tun. Der jüngste Rückschlag setze das Management nun ordentlich unter Druck, schnell wieder Erfolge zu erzielen, meint Analyst Andrew Whittock vom britischen Researchhaus Liberum. Nach Meinung von Marktstratege Ishaq Siddiqi vom Broker ETX Capital könnte dies mit einer Strategieanpassung im Frühjahr gelingen. Analyst Hootan Yazhari von der US-Bank Merrill Lynch äußerte sich ähnlich. Er rechnet damit, dass Shell im März eine "radikale Restrukturierung" bekannt geben wird./stk/fbr

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