ROUNDUP 2: Sanofi will mit Diabetesgeschäft Patentverluste wettmachen

Donnerstag, 07.02.2013 14:00 von

(Neu: Details aus Pressekonferenz, Kurs)

PARIS (dpa-AFX) - Umsatzeinbußen durch billigere Konkurrenzprodukte für wichtige Medikamente haben dem französischen Pharmakonzern Sanofiim abgelaufenen Geschäftsjahr massiv zugesetzt. Konzernchef Christopher Viehbacher gab sich am Donnerstag aber zuversichtlich, mit einer strikten Kostenkontrolle und dem Ausbau von Wachstumsfeldern wie dem Diabetesgeschäft, die Umsatzausfälle für Medikamente wie den Blutverdünner Plavix hinter sich lassen zu können: "Wir werden in den kommenden Jahren den Einfluss der jüngsten Patentverluste immer weniger zu spüren bekommen."

Sanofi will eine neue Wachstumsphase einläuten: Bis 2015 soll der Umsatz unter Ausklammerung von Wechselkurseffekten jährlich im Schnitt um mindestens fünf Prozent zulegen. Für 2013 rechnet Viehbacher unter Ausklammerung von Wechselkurseffekten allerdings noch mit einem Ergebnis je Aktie vor Sonderposten, das auf dem Niveau von 2012 oder bis zu fünf Prozent darunter liegen kann. Allein im ersten Halbjahr soll die Konkurrenz durch Generika in den USA bei Plavix und dem Blutdruckmittel Avapro rund 800 Millionen Euro Gewinn kosten. Für Plavix hatten die Franzosen im Mai den Patentschutz in den USA verloren. Seitdem geht Umsatz an billigere Nachahmermittel verloren.

Sanofi-Titel gaben in Reaktion auf die Zahlen 2,34 Prozent auf 67,75 Euro nach und waren damit der größte Verlierer im EuroStoxx 50.

Im Vorjahr war das Ergebnis je Aktie wegen Belastungen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro durch die Patentverluste um rund 13 Prozent eingebrochen. Unter dem Strich sank der Gewinn ebenfalls um rund 13 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro, wie der Arzneimittelhersteller weiter mitteilte.

Prozentual zweistellige Zuwächse bei dem in Frankfurt-Höchst produzierten Diabetesmittel Lantus und das anhaltende Wachstum in den Schwellenländern sorgten beim Umsatz für ein Plus von 0,5 Prozent auf 34,9 Milliarden Euro. Unter Berücksichtigung günstiger Wechselkurseffekte legten die Erlöse fast fünf Prozent zu. Sowohl beim Umsatz wie auch beim Gewinn trafen die Franzosen die Erwartungen des Marktes.

Der Anteil der Emerging Markets am Konzernumsatz machte im vergangenen Geschäftsjahr fast ein Drittel und damit mehr als bei vielen Wettbewerbern aus. Dagegen wies der Konzern in Westeuropa - auch bedingt durch den Kostendruck im Gesundheitswesen - rückläufige Umsätze aus.

Viehbacher hält an seinen angepeilten Milliardeneinsparungen bis 2015 fest. 2012 seien bereits 60 Prozent der Einsparungen von 2 Milliarden Euro erreicht worden. Seit seinem Amtsantritt 2008 hat der Deutsch-Kanadier einen weitreichenden Umbau eingeleitet und Kosten gesenkt.

Für die Diabetesforschung von Sanofi ist Höchst das Gravitationszentrum. Im Industriepark produzieren die Franzosen mit dem Diabetes-Mittel Lantus ihren mit Abstand wichtigsten Umsatzbringer. 2012 erzielte das Produkt einen Umsatz von fast 5 Milliarden Euro - ein Plus von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Europa ist das Mittel noch bis 2014 und in den USA bis 2015 gegen Nachahmermittel geschützt.

Vor wenigen Tagen erteilte die EU-Kommission die Zulassung für das neue Diabetesmittel Lyxumia, das ebenfalls in Höchst produziert werden soll. Bei den Medikamenten gegen die Volkskrankheit sind die Franzosen weltweit die Nummer zwei hinter der dänischen Novo Nordisk. Der Markt für Diabetesmittel ist ein Milliardengeschäft: Nach Schätzungen der International Diabetes Federation (IDF) litten zuletzt weltweit etwa 371 Millionen Menschen an der Zuckerkrankheit. Das IDF geht davon aus, dass die Zahl bis 2030 auf 552 Millionen steigen könnte./ep/fbr

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