Rohöl: Preise unter 80 Dollar dürften nicht von Dauer sein

Donnerstag, 18.10.2018 13:27 von

Washington/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Der Brent-Ölpreis ist am Donnerstag dieser Woche wieder unter die Marke von 80 US-Dollar je Barrel gerutscht. Ein Grund für den Preisrückgang waren neue Daten zu den US-Ölreserven vom Mittwoch: In der vergangenen Woche waren die Lagerbestände an Rohöl in den USA deutlich stärker gestiegen als erwartet. Die Daten aus den USA mögen angesichts der Turbulenzen, die der Hurrikan Michael in der Golfküstenregion auslöste, verzerrt sein. Doch sie machen auch deutlich, dass die Ölpreise nicht vor Rückschlägen gefeit sind, auch wenn aus fundamentaler Sicht und vor allem aufgrund der näher rückenden US-Energiesanktionen gegen den Iran ein weiterer Preisauftrieb gerechtfertigt wäre.

Angesichts der wieder normalisierten OECD-Lagerbestände, der anhaltenden Produktionsrückgänge in Venezuela, und der schwankenden Produktionsentwicklungen in Libyen und Nigeria mehren sich die Stimmen, die die Fähigkeit des Bündnisses OPEC+ zur Kompensation der sanktionsbedingten Produktionsverluste im Iran anzweifeln und den Rohölmarkt in den kommenden Monaten in ein nachhaltiges Angebotsdefizit abrutschen sehen. Zuletzt erstickten auch die Hoffnungen bereits im Keime, dass eine Wiederaufnahme der Ölproduktion in der Neutralen Zone zwischen Saudi-Arabien und Kuwait wegbrechendes Iran-Öl kompensieren könnte. Versorgungsängste trieben den Preis zuletzt an die 87 Dollar-Marke, Preis unter 80 Dollar dürften vor diesem Hintergrund wohl nicht von Dauer sein.

Die Analysten der DZ Bank bestätigen diese Annahme. „Unter Berücksichtigung der aktuellen Marktbefindlichkeiten, des asynchronen medialen Hintergrundrauschens, der unmittelbar vor der Tür stehenden US-Energiesanktionen gegen den Iran und der Existenz einiger angebotsseitig nicht unbeachtlicher „geopolitischen Konfliktherde“ (Libyen, Nigeria) rechnen die Analysten auf Sicht der kommenden sechs bis neun Monate mit Brent- Rohölpreisen von rund 80 US-Dollar.

Es gelte zudem, dass die Aufwärts- die Abwärtsrisiken überwögen. Mit der mittelfristig steigenden OPEC+-Reservekapazität und einer im zweiten Halbjahr 2019 wieder deutlich Fahrt aufnehmenden Wachstumsdynamik im derzeit noch „Pipeline beschränkten“ Permian-Becken dürften sich die Rohölpreise ab der Jahresmitte 2019 wieder langsam in Richtung 70 US-Dollar in Bewegung setzen, schreibt Analyst Axel Herlinghaus im aktuellen Rohstofffokus.

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