'MM': ABB will auch nach kleinem Teilverkauf an Stromnetz-Sparte festhalten

Mittwoch, 21.09.2016 12:25 von

ZÜRICH (dpa-AFX) - Der Schweizer Industriekonzern ABB will einem Medienbericht zufolge auch nach dem Verkauf des kleineren Geschäfts mit Hochspannungskabeln am Großteil seiner Stromnetz-Sparte festhalten. Eine strategische Überprüfung habe das Ergebnis gebracht, dass der Verbleib des Bereichs im Konzern Wert für die Aktionäre schaffe, berichtet das "Manager Magazin" vorab unter Berufung auf Unternehmenskreise. Damit würde das Management um ABB-Chef Ulrich Spiesshofer nicht dem Druck von Aktivisten um Großaktionär Cevian nachgeben, die eine Abspaltung des gesamten Stromnetz-Segments fordern. ABB lehnte eine Stellungnahme auf Nachfrage des Magazins ab.

Statt die Stromnetztechnik abzuspalten, wolle ABB für die Sparte mit 11,6 Milliarden US-Dollar Umsatz und 37 000 Beschäftigten ein Umbauprogramm starten, schreibt das Magazin weiter. Dabei gehe es vor allem darum, Wachstumsfelder zu identifizieren und Synergien mit anderen Bereichen des Konzerns zu erzielen. Zudem wolle der Siemens-Konkurrent stärker auf die Kostenbremse treten. Mittelfristig könne das operative Ergebnis der Sparte dadurch um einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag pro Jahr gesteigert werden. Der größte ABB-Aktionär würde dieses Vorhaben unterstützen.

Kurz vor dem mit Spannung erwarteten Investorentreffen verkauft ABB das Geschäft mit Hochspannungskabeln mit einem Jahresumsatz von 524 Millionen US-Dollar an den dänischen Stromkabel-Hersteller NKT Cables. Die Transaktion basiere auf einen Gesamtunternehmenswert von 836 Millionen Euro, teilte der Konzern am Mittwoch in Zürich mit. Der Verkauf soll im ersten Quartal 2017 abgeschlossen sein und unterliege den üblichen behördlichen Genehmigungen.

Künftig werde ABB mit NKT bei Projekten wie der Stromübertragung mit See- und Gleichstromkabeln zusammenarbeiten. Das Hochspannungskabel-Geschäft sei Teil der ABB-Sparte Stromnetze, die derzeit einer strategischen Überprüfung unterzogen werde, hieß es weiter. Dabei seien alle Optionen offen. Das Management will bei einer Kapitalmarktveranstaltung am 4. Oktober über Ergebnisse dieser Überprüfung berichten.

In letzter Zeit hatte vor allem der Großaktionär Cevian auf eine Abspaltung des gesamten Stromnetze-Segments gedrängt. Cevian ist auch Aktionär beim Baudienstleister Bilfinger, der sich jüngst von seiner profitablen Bau- und Gebäudedienstleistungssparte getrennt hatte.

Am Wochenende hatte bereits die Schweizer "SonntagsZeitung" berichtet, dass der Industriekonzern seine Stromnetz-Sparte behalten will. Das Geschäft bleibe bei dem schweizerischen Industriekonzern. Weder ein Verkauf noch die Auslagerung in ein Gemeinschaftsunternehmen oder ein Börsengang kämen in Frage, zitierte die Zeitung eine "bestens informierte Quelle" aus der Konzernzentrale./mne/stw/fbr

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