Marktkommentar: Benoit Anne (MFS): Mr. Bond, wir haben Sie erwartet!

Donnerstag, 17.11.2022 16:30 von

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Fünf Gründe, warum man jetzt über Anleihen nachdenken sollte.

04.11.2022 - Anleihen sind wieder günstiger bewertet als Aktien und bieten auch wieder höheren laufenden Ertrag. Ohnehin sind sie meist die weniger volatile Assetklasse. Sie können Portfolios diversifizieren und deren Risiken mindern. Gerade jetzt sind sie deshalb interessant.

Fünf Gründe, warum man jetzt über Anleihen nachdenken sollte

1. Anleihen sind wieder recht günstig bewertet:

In den letzten Quartalen sind die Bewertungen von Anleihen wesentlich attraktiver geworden. Heute sind sie so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Credit Spreads1 sind deutlich gestiegen, die Staatsanleihenrenditen haben zugelegt. Beides hat Unternehmensanleihen interessanter gemacht.

2. Anleihen könnten wieder attraktiven laufenden Ertrag bieten:

Eine der größten Herausforderungen für Anleiheninvestoren waren zuletzt die viel zu niedrigen Renditen – eine Folge der seit Jahren lockeren Geldpolitik und der niedrigen, stabilen Inflation. An vielen Märkten waren die Renditen sogar negativ; Ende 2020 betraf das fast 30% des weltweiten Marktvolumens. Jetzt hat sich das drastisch geändert: Die Anleihenrenditen sind gestiegen, und es scheinen wieder attraktive Erträge möglich. Das gilt für risikoärmere Industrieländeranleihen, aber auch für risikoreichere Marktsegmente wie High Yield und Emerging-Market-Titel. Zum Ausgleich für ihre höheren Kredit- und Ausfallrisiken bieten sie setzt etwa 10% Rendite.

3. Anleihen sind wieder eine attraktive Alternative zu Aktien:

Bei der Asset-Allokation waren Anleihen aus der Mode gekommen, vor allem gegenüber Aktien. In den letzten Jahren galten Aktien als alternativlos. Wir meinen, dass sich das jetzt geändert hat. Anleihen feiern ein Comeback und sind in einem Multi-AssetPortfolio wieder eine attraktive Anlagemöglichkeit.

4. Mit Anleihen kann man vielleicht wirksam Risiken mindern:

Wegen der zunehmend unsicheren Konjunktur- und Marktlage möchten Investoren ihre Portfoliorisiken verringern. Anleihen könnten ihnen helfen, die Volatilität zu steuern und den laufenden Ertrag zu steigern, der bei Anleihen meist recht stabil ist.

5. Anleihen sind wichtig für das Liquiditätsmanagement:

Wir halten Liquiditätsmanagement für einen wichtigen Teil jedes Investmentprozesses, vor allem in volatilen Zeiten. Dazu muss ausreichend viel in liquide Finanzinstrumente investiert werden. Gerade in unsicheren Marktphasen sorgen – neben Aktien – Staatsanleihen und Qualitäts-Unternehmensanleihen oft für die nötige Liquidität, anders als alternative Investments und nicht börsennotierte Titel. Zuletzt zeigte sich einmal mehr, wie wichtig Liquidität ist. Anleihen mit einer hohen Kreditqualität können hier gute Dienste leisten. 

Wegen der unterschiedlichen Phasen des Marktzyklus halten wir einen aktiven Anleihenansatz für sinnvoll:

In der nächsten Zeit dürften die Wirtschaftslage unsicher und die Marktvolatilität hoch bleiben. Sinnvoll scheint uns deshalb ein aktiver Managementansatz, damit die Portfoliomanager unterschiedliche Ertragsquellen nutzen können – aktive Asset-Allokation, Laufzeitenallokation und Durationssteuerung, aber auch fundierte Einzelwertauswahl mit sorgfältiger Kreditanalyse. Wie Abbildung 5 zeigt, sind nicht alle Anleihenarten in jeder Marktphase gleich ertragsstark. Entscheidend sind unter anderem die Risikobereitschaft der Anleger und die Konjunktur. Aktive Assetmanager können bei der Portfolioallokation das Marktumfeld berücksichtigen.


Finden Sie hier den Originalartikel "Mr. Bond, wir haben Sie erwartet! ", mit vielen Grafiken.


Anmerkung

1 Der Credit Spread ist die Differenz zwischen der Rendite einer Unternehmensanleihe und der einer laufzeitgleichen Staatsanleihe.


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