Rentenmarkt testet erneut die Null-Linie

Donnerstag, 14.02.2019 18:00 von

Rendite ist gleich Risiko: Dies ist normalerweise ein Fakt - ein ehernes Gesetz des Kapitalmarkts sozusagen. Jedoch hat der Geld- und Kapitalmarktzins inzwischen seine eigentliche Bedeutung verloren und verkommt immer mehr zu einer Aufbewahrungsprämie. Bei Unternehmensanleihen der zweiten und dritten Reihe hat man zwar immer noch den Eindruck, dass dieses Gesetz existiert. Aber auch dort ist infolge des Anlagenotstands vereinzelt ein Aufweichen dieser Regel zu beobachten. Dies hat zur Folge, dass auch bei fallenden Aktienkursen die Nachfrage nach solchen Anleihen nicht unbedingt zum Erliegen kommt. In diesem Zusammenhang sei nur an die jüngsten Ereignisse rund um das Thema „Coco-Bonds“ erinnert. So hat die spanische Santander Bank angekündigt, einen Coco-Bond im Volumen von 1,5 Mrd. € nicht zum erstmöglichen Termin zurückzuzahlen. Über die Gründe kann zwar nur gemutmaßt werden, aber der Markt hat sich - wie ein nasser Pudel - kurz geschüttelt und ist zur Tagesordnung übergegangen.

Rendite zehnjähriger Bunds sank auf 0,078%

Infolge der vielen altbekannten Themen hatte sich der Himmel am Aktienmarkt zeitweise tiefschwarz eingefärbt, und die Rentenhändler mussten einen neuen Angriff auf die „Null-Rendite-Linie“ beobachten. Diese wurde zwar noch nicht ganz erreicht, aber mit einer Rendite von 0,078% für die zehnjährige deutsche Benchmark-Anleihe kam man diesem Niveau am vergangenen Freitag beängstigend nahe. Zuletzt mussten sich Investoren im Herbst 2016 mit solchen Renditen zufriedengeben, jedoch bei einem um ca. 1.000 Punkte tieferen DAX. Profitieren normalerweise die Kurse der Anleihen von schwächeren Aktiennotierungen, so kann es nun zu einer generellen Neugewichtung der Einflussfaktoren kommen.

Gefährliche Mischung entsteht

So ist beispielsweise die höhere Verschuldung - nicht nur in den USA oder einzelnen Eurostaaten – kein Gradmesser mehr für die den Investoren zu zahlenden Zinsen bzw. Renditen, sondern eine Reihe von Rendite-dämpfenden Faktoren. Sich eintrübende Wachstumsaussichten in der Eurozone, abnehmende Inflationserwartungen, Brexit-Sorgen, ungelöste Handelskonflikte und nicht zuletzt die zu erwartende Geldpolitik der führenden Notenbanken machen die Hoffnung auf steigende Zinsen zunichte. Gepaart mit Aktienindices, die nicht zuletzt auf Basis von Aktienrückkaufprogrammen einzelner Unternehmen dieses Niveau halten, entsteht hier eine gefährliche Mischung. Denn sollten die nach dem Vorbild der Europäischen Zentralbank (EZB) von großen Unternehmen beeinflussten Aktienkurse gen Süden tendieren, so ist von dem bereits ermäßigten Renditeniveau ein erneuter Angriff auf die Null-Rendite-Linie nicht nur möglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich. Die alte Börsenweisheit „Rendite = Risiko“ würde dann also erneut ad absurdum geführt werden.

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