Pekings Gratwanderung auf dem Schuldenberg

Samstag, 28.07.2018 10:30 von

Die Wirtschaftsmacht China ist seit Monaten insbesondere wegen des Handelskriegs mit den USA in den Schlagzeilen. Wenn es schlecht läuft, kann der Zollstreit die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft im Reich der Mitte durchaus bremsen. Es wurde daher bereits gemutmaßt, Peking könne den Handelskrieg zu einem Währungskrieg ausdehnen, wofür der sinkende Wert des Yuan ein Indiz wäre. Die Verbilligung der chinesischen Währung könnte aber auch andere, fundamentale Ursachen haben.

Die Rede ist von dem gigantischen Schuldenberg, mit dessen Hilfe China seine führende Rolle in der Weltwirtschaft finanziert. Ein erstes offensichtliches Zeichen, wie riskant die Gratwanderung auf dem Schuldenberg ist, hat nun die Pleite des Großkonzern Wintime Energy gezeigt. So ist das Kohleunternehmen in der nördlichen Provinz Shanzim unter einer Schuldenlast von 11 Mrd. USD zusammengebrochen.

Nachdem Pekings Notenbank jahrelang die Konjunktur mit Niedrigzinsen befeuert hat, treten nun immer mehr die Risiken eines auf Schulden basierten Wirtschaftswachstums zutage. Mit mehr als 29 Bill. USD ist der chinesische Schuldenberg der zweithöchste der Welt. Gleichzeitig ist die Schuldenquote mit rund 300% des BIPs für einen Emerging Market außerordentlich hoch. Aufgrund der hohen Verschuldungsrate steigen natürlich auch die Gefahren von Kreditausfällen.

Die Frage ist nun, ob es Peking rechtzeitig gelingt, auf die Kreditbremse zu treten. Tatsächlich hat Präsident Xi Jinping bereits Schattenfinanzierungen eingedämmt, die Zinsen erhöht und Vermögensverwalter stärker reguliert. Neben einer Wachstumsdelle hatte dies allerdings auch Kreditengpässe bei Unternehmen zur Folge – siehe Wintime, das plötzlich eine Anleihe nicht mehr bedienen konnte. Man muss befürchten, dass in diesem Jahr weitere Pleiten folgen werden. Kein Wunder also, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) immer wieder vor der Überschuldung Chinas warnte.

Dass in einer solchen Situation der Handelskrieg mit den USA die Lage noch verschärft, dürfte klar sein. Strafzölle treffen Peking zur Unzeit, in der die Notenbank ohnehin nur eingeschränkt reagieren kann. Der Protektionismus von D. T., dem Unberechenbaren in Washington, scheint China zu zwingen, eher wieder mehr Geld als geboten wäre, in die Wirtschaft zu pumpen - was das Risiko eines Kollapses weiter erhöht.

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