Kryptowährungen: Weiter Sale am Kryptomarkt

Donnerstag, 23.06.2022 17:33 von

23. Juni 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Nach dem Kurseinbruch im Mai hat eine neue Verkaufswelle den Kryptomarkt erfasst. Inflations- und Rezessionssorgen sowie steigende Zinsen vor allem in den USA belasteten Kryptowährungen erheblich. Auch weil bei steigenden Zinsen Vermögenswerte, die keine regelmäßigen Erträge liefern, weniger gesucht sind. Zu Beginn der vorigen Woche hatten negative Nachrichten aus den USA für weiteren Druck gesorg.

Der Kryptoanbieter Celsius Network in den USA hatte alle Rückzahlungen ausgesetzt. Auch deutsche Anleger*innen sind davon betroffen. Kund*innen der Neobank Nuri, ein Partner von Celsius, haben seitdem keinen Zugriff auf ihre Bitcoin.

Auch verschiedene Kryptobörsen hatten Bitcoin-Auszahlungen gestoppt. Bei Binance sind Abhebungen inzwischen wieder möglich. Allerdings sieht sich die nach eigenen Angaben weltgrößte Kryptobörse in den USA Ermittlungen der Börsenaufsicht SEC wegen des Verdachts auf unerlaubten Wertpapierhandel ausgesetzt.

Der Bitcoin verliert auf Monatssicht 30 Prozent auf zuletzt 20.483 US-Dollar. Noch Ende Mai hatte er 32.375 US-Dollar gekostet und gut 48.000 US-Dollar Anfang April. Ethereum sinkt auf Monatssicht um 44 Prozent. Zuletzt kostet die zweitgrößte Kryptowährung 1.093 US-Dollar.

Starke Verunsicherungen weichen

„All das hat stark verunsichert“, kommentiert Adrian Fritz von 21Shares. Doch inzwischen seien Anleger*innen wieder zuversichtlicher: Trotz der Kursverluste der Kryptowährungen registriert er auch Zuflüsse. „Vor allem bei Bitcoin, Ethereum und bei Basketlösungen wird das günstigere Niveau zum Einstieg oder zum Nachkaufen genutzt.“ Torben Bendt von Lang & Schwarz berichtet ebenfalls von deutlich mehr Geschäft. „Nach dem Ausverkauf im Mai kaufen wieder welche.“ Auch hier stünden die großen Kryptos im Vordergrund des Interesses. So dominiere zumindest im Handel mit Trackern seit zwei Wochen die Kaufseite beim 21Shares Bitcoin ETP (CH0454664001), beim CoinShares Physical Bitcoin ETN (GB00BLD4ZL17) sowie beim 21Shares Ethereum ETP (< CH0454664027>).

Bei kleineren Coins zeichnet Bendt ein differenziertes Bild: So engagierte ma sich stark in Solana (CH1114873776) und Fantom (), während Ripple (

Weiterer Kursrutsch und "Krypto-Winter" nicht ausgeschlossen

Allerdings sei ein weiterer Kursrutsch aktuell nicht ausgeschlossen: „Wenn mit steigenden Zinsen die Wirtschaft abkühlt und die Börsen weiter fallen, wird das die Kryptowährungen weiter belasten“, erklärt der Experte und verweist auf die Korrelation von Bitcoin & Co. mit der US-Technologiebörse NASDAQ. Der NASDAQ Composite ist seit Jahresbeginn um 30 Prozent eingebrochen.

Auch Fritz hält eine weitere Konsolidierung für möglich. „Selbst ein Krypto-Winter ist nicht unwahrscheinlich, denn die schwierige makroökonomische Lage spiegelt sich in allen Assetklassen und macht vor den Kryptowährungen nicht Halt.“ Unter Krypto-Winter versteht Fritz eine Phase niedriger Kurse von mehreren Monaten oder gar über einem Jahr, die auf einen Kurseinbruch folgt.

„Immer mehr Leute kaufen sich in Netzwerk ein“

Fundamental stand vor allem der Bitcoin nach Ansicht von Fritz nie besser da. So sei die Hashrate auf einem Allzeithoch. Die Hashrate ist das Maß für die gesamte Rechenleistung im Bitcoin-Netzwerk. Sie ist wichtig für das Mining von Bitcoin und bezeichnet die Geschwindigkeit, mit der die mathematischen Gleichungen zum Bitcoin-Mining gelöst werden. Je mehr Rechnungen ein Computer lösen kann, desto höher ist die Hashrate. Auch die Zahl der Wallet-Adressen, die mehr als 0,1 Bitcoin enthalten, sei auf Allzeithoch gestiegen. „Das zeigt, immer mehr Leute kaufen sich in das Netzwerk ein.“

Ethereum-Update trotz Kursrutsch

Nach seiner Einschätzung sollten sich Anleger*innen von Kryptos langfristig orientieren, zumal weitere Innovationen anstehen. So erwarte er in den kommenden Wochen trotz des Kursrutsches ein lang geplantes Update der Ethereum-Blockchain. Es soll Ethereum-Transaktionen schneller und energiesparender machen. „Für Innovationen ist ein Bärenmarkt positiv, weil in Euphorie-Phasen der Fokus weniger stark auf technologischen Weiterentwicklungen liegt und sich jetzt die Spreu vom Weizen trennt.“

Auch Bendt betont den Mehrwert angesichts technologischer Entwicklungen. „Nach dem Hype sehen wir nun realistischere Bewertungen.“ Zugleich könnten Coins ohne Mehrwert vom Markt verschwinden.

von: Antje Erhard, 23. Juni 2022, © Deutsche Börse AG

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