Kommt der Startschuss zur Jahresendrallye noch?

Montag, 11.12.2017 20:26 von

Nach langen Diskussionen hat der US-Senat mit knapper Mehrheit seine eigene Variante der US-Steuerreform auf den Weg gebracht. Es handelt sich um die fünfte Senkung der Unternehmenssteuern in den USA seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit 20 Prozent ist nun der niedrigste Steuersatz seit den dreißiger Jahren erreicht. 

Die Steuerreform dürfte unseres Erachtens helfen, die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen zu erhöhen. Insofern können die geplanten Regelungen in Nordamerika durchaus zu mehr Wachstum und Beschäftigung führen. Die Steuersenkungen für Unternehmen und Haushalte können in den kommenden Jahren den US-Konjunkturzyklus verlängern. Führende Chefvolkswirte gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft um 4 Prozent bis 5 Prozent p.a. wachsen könnte. Genau diese Hoffnungen erweisen sich als stützend für die internationalen Aktienmärkte. Seit den siebziger Jahren lässt sich jedoch beobachten, dass das zusätzliche Wachstum die geschmälerten Steuereinnahmen nicht ausgleicht. An den Anleihenmärkten wird die positive Stimmung nicht geteilt. Dort sind die Anleger vielmehr wegen steigender Schulden besorgt. 

Unsicherheitsfaktoren: US- Haushaltsstreit und die Sorgen um neuen Schuldenstreit 
Der Optimismus wird durch den schwelenden amerikanischen Haushaltsstreit und die Sorgen vor einem neuen Schuldenstreit gebremst. Die Schulden in den USA wachsen bereits mit 31.573,44 US-Dollar pro Sekunde. Die Schulden werden vermutlich durch Trumps Steuerreform um weitere 1,5 Billionen US-Dollar (1,3 Billionen Euro) ansteigen – ein Betrag mit 12 Nullen. Die US-Staatsschulden werden damit – gemessen an der gesamten Wirtschaftsleistung – auf ein Niveau anwachsen, das es in den USA zuletzt im Zweiten Weltkrieg gegeben hat. Dazu gibt es für uns auch politische Unsicherheiten in Folge der Russland-Ermittlungen des Sonderermittlers Robert Mueller in Nordamerika. 

Keine Frage, der Dax ist hervorragend in den Dezember gestartet 
Aus Deutschland mit dem Finger auf die Absurditäten der US-Politik zu zeigen, verbietet sich allerdings, mit Blick auf das Possenspiel der gescheiterten Jamaika-Sondierungen. Schließlich scheint auch hierzulande die Regierungsbildung weiter anzudauern. Den deutschen Leitindex (Dax) hat dies seit September nicht negativ beeinflusst. Doch das ist kein Grund, in Euphorie zu verfallen. 

Jahresendrallye, Weihnachtsrallye oder Partylaune an den Aktienmärkten? 
Der Blick auf die historische Saisonalität schwächt übertriebene Hoffnungen auf eine vorgezogene Jahresendrally. Üblicherweise neigen die Aktienmärkte Anfang bis Mitte Dezember zur Schwäche. Die eigentliche Weihnachtsrallye umfasst nur einen äußerst eng begrenzten Zeitraum: die letzten fünf Handelstage im Dezember und die ersten beiden Handelstage im Januar. 

Dennoch sind wir der Meinung, dass weder diesseits noch jenseits des Atlantiks in den letzten Wochen des Jahres 2017 für die Anleger die Gefahr besteht, dass die Partylaune an den Aktienmärkten zum Jahresende allzu sehr gestört wird.

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