Handelskrieg hat die Märkte fest im Griff

Freitag, 13.07.2018 18:00 von

Die Sorgen um einen eskalierenden Handelskrieg belasten weiterhin die Kapitalmärkte. Nachdem in den vergangenen Tagen etwas Ruhe eingekehrt war, sorgte eine weitere Liste der US-Regierung mit möglichen Strafzöllen gegen China erneut für Unruhe. Folglich meiden viele Anleger die Aktienmärkte, um stattdessen auf der Rentenseite nach Sicherheit zu suchen. Entsprechend zogen die Kurse für Bundesanleihen wieder leicht an, was anhand eines zehnjährigen Titels (WKN 110244) mit Laufzeit 2/2028 deutlich wird, der aktuell bei ca. 102,10% notiert und nunmehr mit ca. 0,277% rentiert. Allerdings war die Marktbewegung einigermaßen gemäßigt, so dass man nicht von einer regelrechten Flucht der Anleger sprechen kann.

Nachdem Washington angekündigt hatte, weitere Zölle auf chinesische Produkte im Volumen von 200 Mrd. USD im Jahr zu erlassen, verfestigte sich am Kapitalmarkt die Meinung, dass es die Trump-Administration eindeutig auf einen Handelskrieg ankommen lässt. Zuvor hatte die US-Regierung bereits zusätzliche Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Mrd. USD jährlich eingeführt. China hatte mit ähnlichen Strafzöllen auf US-Importe reagiert. Dass sich nun Washington und Peking mit Strafzöllen in Milliardenhöhe belegen, alarmiert nicht nur die EU und die Bundesregierung, sondern auch die Autobranche. Denn wiederholt hatte D. T., der Unberechenbare im Weißen Haus, damit gedroht, auch die Einfuhr von Automobilen mit Zöllen zu belegen. In diesem Zusammenhang ist allerdings auch bemerkenswert, dass just zu diesem Zeitpunkt dem US-Elektroauto-Pionier Elon Musk der Bau eines Werkes in Shanghai genehmigt wurde.

Vor dem Hintergrund der Unkalkulierbarkeit rücken Deutschland und China notgedrungen, mag man sagen, enger zusammen. Dies wurde Anfang der Woche beim Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin deutlich. Dabei bekannten sich beide einmal mehr zum freien Welthandel und gegen den Protektionismus. Merkel versäumte es aber nicht, darauf hinzuweisen, dass die gleichen Rechte beim gegenseitigen Zugang zu den Märkten Deutschlands und Chinas noch immer ein Thema seien. Oder anders ausgedrückt: Deutschen Firmen werden in China immer noch Steine in den Weg gelegt.

Dennoch legte Merkel ein „Grundbekenntnis“ zu chinesischen Direktinvestitionen in Deutschland ab. Unter anderem gibt es ja Bedenken im Zusammenhang mit der umstrittenen chinesischen Übernahme des Roboterbauers Kuka. Auch der Bau einer Batteriezellenfabrik für Elektroautos durch den chinesischen Hersteller CATL in Thüringen wirft ein Schlaglicht – diesmal allerdings auf die deutsche Automobilindustrie, die es bisher versäumt hat, sich dieser Technologie intensiv zu widmen. Also muss erst ausgerechnet ein chinesisches Unternehmen nach Deutschland kommen, um es der hiesigen Vorzeigebranche im eigenen Land zu zeigen, wie es geht. Man sieht, die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China wird bis zu einem gewissen Grad immer ein Vabanque-Spiel bleiben.

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