Die Mär von den sicheren Griechen-Bonds

Donnerstag, 11.01.2018 17:41 von

Nanu, sind jetzt griechische Anleihen im zweijährigen Bereich sicherer als US-Anleihen mit gleicher Laufzeit? Betrachtet man die Renditen dieser Titel, könnte man diesen Eindruck erhalten. So rentieren Zweijährige aus Athen mit 1,30% gegenüber gleichlang laufenden Bonds aus Washington, die eine Rendite von 1,97% aufweisen.

 

Diese Situation suggeriert die Mär von den risikolosen Anleihen aus Griechenland – und lässt manchen Anleger der Versuchung erliegen, sich dort zu engagieren. Sind sie doch das renditeträchtigste Engagement, das man unter Euro-Staatspapieren derzeit noch eingehen kann. Angesichts des Umstands, dass ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone inzwischen vom Tisch scheint, mag das auch kein Wunder sein. Man sollte sich aber klarmachen, dass selbst die Europäische Zentralbank (EZB) trotz ihrer weiterhin expansiven Geldpolitik noch immer keine Bonds aus Athen ankauft und die Bonität Griechenlands anhand anderer Staatsanleihen, die in gleicher Währung emittiert werden, gemessen werden muss. Nimmt man nämlich zweijährige Bundestitel zum Vergleich, die eine negative Rendite von minus (-) 0,58% aufweisen, ergibt sich ein großer Abstand zum griechischen Wert. Dieser Vergleich spiegelt die tatsächliche Risikosituation besser wider als die Relation zu den US-Renditen.

 

Weil Athen alles daransetzt, sich 2018 mit einem neuen Reform- und Sparpaket vom Tropf der Hilfskredite zu lösen, um wieder frei am Kapitalmarkt agieren zu können, lassen sich Anleger offenbar auf das Spiel ein. Im langfristigen Bereich spiegeln sich die wahren Verhältnisse besser wider. So rentieren zehnjährige Anleihen aus Griechenland mit 3,81% gegenüber 2,56% vergleichbarer US-Bonds. Bundesanleihen weisen hier eine Rendite von 0,585% auf.

 

In der Diskrepanz zwischen den Renditen von US-Papieren und Bundestiteln kommt hier eher das Auseinanderklaffen der Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks zum Ausdruck. Nicht nur die Verzerrungen bei den Renditen griechischer Anleihen gehören zu den Merkwürdigkeiten des derzeitigen Zinsmarktes, sondern auch der viel zu große Abstand zwischen den Renditen deutscher und US-amerikanischer Anleihen sowie die extrem flache Zinsstrukturkurve in den USA.

 



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