Der reiche Onkel aus Amerika desavouiert die Gastgeberin

Donnerstag, 06.06.2019 18:00 von

Dass D. T., der Unberechenbare, die massiven Proteste gegen ihn bei seinem Besuch in London als „Fake News“ abqualifiziert, mag ja seiner Ignoranz und verzerrten Wahrnehmung geschuldet sein. Dass er sich aber auch noch massiv in die Innenpolitik von Großbritannien einmischt, zeugt einmal mehr von einem Tabubruch, den er vollzogen hat. Während Premierministerin Theresa May weiterhin für einen geordneten Brexit plädierte, empfahl Trump den Briten einen raschen EU-Austritt ohne Deal, was einer Desavouierung der Gastgeberin gleichkommt. Hinzu kam, dass er Boris Johnson als seinen Lieblingsnachfolger von May in den Himmel lobte. Noch an diesem Freitag will May bekanntlich den Chefposten der Tories aufgeben. Bis Ende Juli soll sie schließlich auch als Regierungschefin abgelöst werden. Bisher haben elf Kandidaten Interesse angemeldet, sie zu beerben.

Trump lockt mit neuem Freihandelsabkommen

Außerdem lockte Trump bei seinem London-Besuch in der Rolle des reichen Onkels aus Amerika mit einem „phänomenalen Freihandelsabkommen“, das die USA mit den Briten nach dem Brexit schließen will. Der gemeinsame Handel könnte verdoppelt oder verdreifacht werden, stellte der US-Präsident in Aussicht. Dass er dabei auch ausdrücklich das Nationale Gesundheitssystem der Briten, den National Health Service (NHS), miteinbezog, deutet darauf hin, dass ein solches, mögliches Abkommen zwischen Washington und London auf eine Deregulierung in vielen Bereichen hinauslaufen könnte.

Queen betont Notwendigkeit der Zusammenarbeit

Und dann war der reiche Onkel aus Amerika auch noch bei der Queen zu Gast. Diese lobte in ihrer Ansprache zwar die „enge und langjährige Freundschaft“ beider Staaten, versäumte es aber nicht die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Völker zu erwähnen, „um einen hart erkämpften Frieden zu bewahren“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Ob die Queen über den Besuch des Onkels aus Amerika „amused“ war ist nicht überliefert. Ihre säuerliche Miene aber sprach nicht dafür.

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