BP lässt die Hosen runter: Quartalszahlen

Dienstag, 27.07.2010 15:15 von

Liebe Leser,

seit Wochen hält BP und die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko nicht nur die Finanzwelt, sondern auch sämtliche Umweltschutzorganisationen und die Boulevardpresse in Atem. Insbesondere über die zahlreichen Versuche, das Leck zu schließen und das mehrmalige Scheitern dessen wurde sehr detailliert berichtet. Bislang gab BP an, das Leck habe bisher weniger als 4 Milliarden USD an Kosten verursacht.

29,3 Milliarden USD Rückstellungen

Heute jedoch berichtete der Konzern zum 2. Quartal und musste „die Hosen runter lassen". Es wurden bis zum 30.06. 2,9 Milliarden USD ausgegeben sowie weitere 29,3 Milliarden USD an Rückstellungen, u. a. für den 20 Milliarden USD Entschädigungsfonds, gebildet. Dies führte unter dem Strich zu einem Verlust von 17,2 Milliarden USD gegenüber 4,4 Milliarden USD Gewinn im Vorjahresquartal. Die von BP rückgestellten 32,2 Milliarden USD sind zwar nur etwa halb so hoch wie die „Worst Case" Schätzungen einiger Analysten, dennoch ein heftiger Rückschlag für das Unternehmen. Ohne die Einmaleffekte wäre ein Gewinn von 4,98 Milliarden USD erzielt worden. Die Aktie ist heute nahezu unverändert und stieg sogar im Tagesverlauf trotz der sehr schlechten Zahlen. Ein Grund hierfür könnte der für Ende September angekündigte Rücktritt des bisherigen CEOs Tony Hayward sein. Auch blieb das Leck bisher geschlossen.

Wie geht es weiter?

BP wird unter dem neuen Chef Robert Dudley erst einmal schrumpfen und Assets im Wert von 30 Milliarden USD verkaufen. Zudem wird sich zeigen, ob und welche der Offshore-Projekte in Küstengebieten der Vereinigten Staaten realisiert werden können. Eine Dividende gibt es die nächsten Quartale definitiv nicht. Zudem sind die langfristigen Umweltauswirkungen der Katastrophe keineswegs abzusehen.

Unser Fazit: Vermutlich versucht BP noch, unter dem alten CEO die Folgen der Krise zumindest bilanziell zu bereinigen. Aufgrund der enormen Unsicherheiten ist die Aktie bei der derzeitigen Bewertung kein Kauf.

Beste Grüsse

Harald Seemann

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