Auch Mays Nachfolger steht vor einem Dilemma

Samstag, 01.06.2019 10:15 von

Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Nachdem sich Theresa Mays Tories und Jeremy Corbyns Labour-Party nicht auf die Details eines geregelten EU-Austritts einigen konnten, ist Nigel Farage der laut lachende Dritte.  Bei den Europawahlen trug seine neue Brexit-Party mit 31,6% der Stimmen den Sieg davon – auch wenn es nicht mal ein Wahlprogramm gibt. Labour und insbesondere die Tories erlebten ein historisches Desaster. Allerdings zeugen 37% Wahlbeteiligung nicht gerade von einem großen Interesse an Europa. Jedoch sollte dies auch nicht verwundern. Geht es doch lediglich um einen Überbrückungszeitraum von ca. fünf Monaten.

Das Pfund tendiert nach unten

Was der Kapitalmarkt von dem Wahlausgang hielt, wurde anhand des Pfund-Kurses deutlich, der seit Montag auf 1,2610 USD gedrückt wurde. Die Frage ist nun, was denn kommen wird. Nachdem May ohnehin ihren Rücktritt angekündigt hat, ist der Machtkampf um ihre Nachfolge längst entbrannt. Bis zu 20 Tories dürften sich warmlaufen, von denen sich der Brexiteer Boris Johnson die besten Chancen ausrechnen kann. Denn nach Farages Erfolg ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Tories einen Hardliner wählen werden.

Harter Brexit wird wahrscheinlicher

Doch, egal wer May beerben wird, auch der neue Vorsitzende der Konservativen und vermutlich auch nächste Premierminister wird vor dem Dilemma der Brexit-Blockade stehen. Denn das Land bleibt gespalten. Schließlich stehen den 31,6% von Farages Brexit-Partei 39,4% der proeuropäischen Parteien gegenüber, allen voran die Liberal Democrats. Da könnte es ja für die Tories eine Option sein, einen Kandidaten an ihre Spitze zu wählen, der die Fähigkeit zur Versöhnung hat, was Kandidaten wie Michael Gove oder Jeremy Hunt nachgesagt wird. Zu befürchten ist aber, dass sich eben Johnson oder der Brexiteer Jacob Rees-Mogg durchsetzen wird. Und dann würde alles auf einen harten Brexit ohne Deal hinauslaufen. May hat bereits vorab ihrem noch zu bestimmenden Nachfolger mit auf den Weg gegeben, doch bitte, bitte keinen harten Brexit zuzulassen.

Weitere Themen