Immer mehr Medien arbeiten investigativ - Experte warnt vor Gefahren

Mittwoch, 26.10.2016 18:30 von

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Immer mehr Medien investieren Zeit und Geld in investigative Recherchen. "Das ist definitiv ein Trend", sagte der Journalistik-Professor Klaus Meier am Mittwoch bei den Medientagen München. Die Gefahr bestehe, dass der investigative Journalist vom Publikum nicht mehr als objektiver Beobachter wahrgenommen werde, sondern als Aktivist, "als ein Marktschreier unter vielen". Denn Medien präsentierten ihre Exklusivgeschichte meist als Topthema - auch dann, wenn es für die Leser, Hörer und Zuschauer wenig relevant sei, warnte der Experte von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Der Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung", Wolfgang Krach, hielt dagegen: "Wir haben mit Aktivisten nichts gemein." Der Vorwurf werde oft von denen erhoben, denen eine Berichterstattung nicht gefalle. "Nur weil wir eine Geschichte machen, die dem ADAC nicht passt, sind wir keine Aktivisten gegen den ADAC."

Mit Enthüllungen wie dem ADAC-Skandal und den "Pananama-Papers" unterscheide sich die "SZ" von anderen Medien, sagte Krach. Die Königsdisziplin der Zeitung sei früher die Reportage gewesen. Heute sei auch noch etwas anderes - das Exklusive - erforderlich. "Ich glaube, dass investigative Recherchen auch ein legitimes Marketinginstrument sind."/bl/DP/she

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