GOLD: Keine Ertragskanone

Donnerstag, 09.09.2021 13:37 von

London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - In diesem Jahr liegt Gold hinten, genau gesagt beträgt der Verlust bis dato 5,5 Prozent. Sobald Licht am Ende des Corona-Tunnels absehbar war, verlor das Edelmetall an Attraktivität. Die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft setzte dem Krisenmetall zu, so dass der Preis ins Wanken geriet. Heute kann sich die Notiz zumindest zurück zur Marke von 1.800 Dollar/Unze hieven, nachdem das Tagestief am Morgen noch bei 1.788 Dollar gelegen hatte.

Das Edelmetall leidet nach Einschätzung der Analysten der Helaba insbesondere unter steigenden Nominalzinsen und der Konkurrenz von Dividendentiteln. „In den vergangenen beiden Jahren war es die Schutzfunktion als sicherer Anlagehafen, die den Goldpreis maßgeblich bestimmte“, führt Goldanalystin Claudia Windt in einer aktuellen Analyse aus. Das sei vor allem dann der Fall gewesen, wenn an den Kapitalmärkten Wachstumsunsicherheit dominiert hätten. „In Zeiten hoher Risikoaversion werden Dividendentitel gemieden. Dann legt die Volatilität an den Aktienmärkten zu und der Preis für Gold steigt“, so Windt. „Diese Phase ließ sich in diesem Jahr kaum und schon gar nicht nachhaltig beobachten“. Vielmehr sei es insbesondere für US-Aktien seit acht Monaten ununterbrochen nach oben gegangen. „Kein Wunder, dass Gold in diesen Zeiten weniger nachgefragt wird“.

Überrascht zeigt sich die Analystin auch, dass das Metall nicht deutlicher auf die jüngsten Inflationsschübe reagierte. „Die Inflation scheint den Privatanlegern derzeit mehr Sorgen zu bereiten als den Profis an den Finanzmärkten“, lautet eine Erklärung der Analystin. Windt verweist dabei auf die hohe Nachfrage nach physischem Gold sowohl in den USA als auch im Euroraum und vor allem in Deutschland. Hierzuland entspreche die Furcht vor einer Geldentwertung quasi einer historisch gewachsenen Grundhaltung.

Auch an den Kapitalmärkten wird mit einer höheren Teuerung gerechnet. Die Erwartungen liegen aber merklich unter der aktuellen Rate, die in den USA bei über fünf Prozent liegt. Der US-Inflationsswapsatz (5J/5J) betrug zuletzt knapp 2,4 Prozent. Analystin Windt ist der Meinung, dass zu den Bestimmungsfaktoren des Goldpreises das allgemeine Preisniveau dazugehören sollte: „Wenn die Teuerung in einer Volkswirtschaft steigt, ist aus fundamentaler Sicht auch ein Preisanstieg von Gold gerechtfertigt“.

Für die nächsten Monate aber werde weiterhin das Realzinsniveau für die Richtung des Goldpreises entscheidend sein, das aufgrund der geldpolitischen Pandemiebekämpfung negativ bleibe, so Windt weiter. „Gold sollte deshalb als Sachwertalternative neben Aktien und Immobilien bestehen können“. Zudem bestehe mit der Ausbreitung der Delta-Variante das Risiko eines konjunkturellen Rückschlags, was Gold als sicheren Anlagehafen wieder ins Spiel brächte. Des Weiteren drohten am Kapitalmarkt Rückschläge: „Das Bewertungsniveau ist insbesondere bei Aktien sehr exponiert, so dass es über kurz oder lang zu einer Korrektur kommen müsste“. Davon würde Gold deutlicher profitieren können. Windts Resümee: „Auch wenn aus dem Edelmetall niemals eine Ertragskanone wird, so bleibt es auf jeden Fall ein wertvolles Asset, nicht nur für unsichere Zeiten“.

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