Gastbeitrag | Lukas Spang: Stock-Picking zahlt sich aus

Sonntag, 29.11.2020 08:00 von

Die vergangenen Monate waren an der Börse besonders ereignisreich. Im Zuge der weilweiten Ausbreitung von COVID-19 im Februar und März waren die Kapitalmärkte rund um den Globus in einer Art Schockstarre. Panik breitete sich aus und Indizes fielen innerhalb weniger Wochen um 40% oder mehr. Doch Ruhe bewahren hat sich als besonders hilfreich erwiesen. Wer nichts gemacht hat steht mindestens so gut da wie Jahresbeginn, wer sogar zugekauft hat konnte deutlich zweistellige Gewinne erzielen. Mit Datagroup (ISIN: DE000A0JC8S7) (+4,2%), MBB (+121,7%) sowie Mensch und Maschine (ISIN: DE0006580806) (+86,5%) empfahl ich Mitte März drei Werte, die aus meiner Sicht besonders interessant waren. Auf einen davon möchte ich aus gegebenem Anlass heute erneut eingehen. Ich persönlich hatte mein Portfolio bzw. wikifolio „Chancen suchen und finden“ in dieser Zeit einer kompletten Überprüfung unterzogen und für jede Position geprüft, ob das Unternehmen aus meiner Sicht für die kommenden Monate und Quartale vor dem Hintergrund der Pandemie gut aufgestellt ist. In der Folge ergab sich auch die ein oder andere Veränderung, wie zum Beispiel die Home24 (ISIN: DE000A14KEB5) Aktie, die sich seit Aufnahme mehr als verdreifacht hat. Aber auch eine bestehende Position wie die Allgeier (ISIN: DE000A2GS633), die bereits seit längerem Bestandteil des wikifolios ist, konnte sich in diesem Jahr mehr als verdoppeln und bietet gerade jetzt noch weiteres Potenzial. Es hat sich zudem wieder einmal eindrucksvoll gezeigt, dass gezieltes Stock-Picking wichtiger denn je ist und gerade im Small & Micro Cap Umfeld zahlreiche aussichtsreiche Perlen vorhanden sind, die von vielen Investoren noch völlig unentdeckt sind. In der Folge gelang es mir in diesem Jahr bis dato eine Rendite von >37% zu erzielen.

IPO-Phantasie durch Vorwerk

Wird er es wieder tun? Diese Frage stellen sich wohl viele Marktteilnehmer aktuell, wenn es um die Beteiligungsholding MBB geht. Gemeint ist damit ein möglicher Börsengang der erst im vergangenen Jahr erworbenen Friedrich Vorwerk Gruppe, nachdem das Unternehmen im Rahmen der Q3-Zahlen Mitte November strategische Wachstumsoptionen bekannt gegeben hat. Wieder deswegen, da Dr. Nesemeier, Gründer, Großaktionär und CEO der MBB, bereits mit dem IPO von Aumann im Jahr 2017 einen äußerst erfolgreichen Börsengang durchgeführt hat. Vorwerk ist Spezialist im Bereich Pipeline- und Anlagenbau für Gas und Stromnetze und sollte von der Energiewende in Deutschland stark profitieren. Zwar hält MBB an der Vorwerk Gruppe nur 60% und das Geschäftsmodell ist nicht ganz so „yexy“ wie damals die Elektromobilität. Aufgrund des angestrebten Wachstums von >10% pro Jahr in den kommenden Jahren und einer deutlich zweistelligen EBITDA-Marge ist es aber nicht weniger aussichtsreich. Daher haben Investoren die Meldung über einen möglichen Börsengang der Tochtergesellschaft sehr positiv aufgenommen und die Aktie konnte seitdem rund 26% an Wert gewinnen. Das besondere ist jedoch: für die übernommene Vorwerk Gruppe hat MBB lediglich 14,4mEUR (inkl. übernommener Cashbestände) gezahlt. Dagegen könnte vor dem Hintergrund des angestrebten organischen Wachstums von >10% pro Jahr in den kommenden Jahren sowie einer EBITDA-Marge von 17,8% nach 9 Monaten im Rahmen eines IPOs eine Bewertung von >700 Mio. € (60% davon für MBB) realisierbar sein. Allein dies wären bereits rund 72€ pro MBB Aktie. Die Beteiligungen Aumann und Delignit (beide Börsennotiert) entsprechen aktuell knapp 21 € pro MBB Aktie. Hinzu kommt ein Netto-Cash-Bestand i.H.v. 181,5mEUR in der MBB SE (Einzelbilanz) bzw. knapp 31€ pro MBB Aktie. Aufsummiert ergibt allein dies einen Wert von 124 € pro MBB Aktie, ohne Berücksichtigung der noch verbleibenden Portfoliounternehmen wie insbesondere DTS. Auch für diese Gesellschaft sei perspektivisch ein Börsengang denkbar, allerdings erst ab einer Umsatzschwelle von 100mEUR (2020e: >75mEUR). Bei einer EBITDA-Marge von knapp 15% per Ende September lässt sich ein Unternehmenswert von >160mEUR bzw. 27€ pro MBB Aktie rechtfertigen und zeigt damit das noch weitere vorhandene Wertsteigerungspotenzial innerhalb der Gruppe.

Stay at Home Profiteur

Sehr stark hat sich in diesem Jahr auch die Home24 Aktie entwickelt, die ich Anfang Mai neu aufgenommen hatte. Damals stand der Kurs bei etwa 4,20€, nur knapp 7 Monate später nun bei 18,67 €. Nachdem die Gesellschaft im Anschluss an den Börsengang (IPO-Preis 23 €) im Juni 2018 hohe Verluste erzielte (bereinigtes EBITDA 2018 -40,0mEUR / 2019 -28,2mEUR), war die Aktie bis Mitte März dieses Jahres auf 2,55 € abgestraft worden. Zwar hatte die Gesellschaft bereits im vierten Quartal 2019 auf bereinigter EBITDA-Basis die Gewinnschwelle erreicht und für das Gesamtjahr 2020 den Break-Even angestrebt, doch profitierte Home24 durch COVID-19 in besonderem Maße. So nutzten Kunden einerseits im April und Mai aufgrund der geschlossenen Geschäfte die Möglichkeit Möbel und Accessoires Online zu kaufen. Andererseits konnte Home24 von dem Umstand, dass Menschen u.a. durch Home Office und Restaurantschließungen vermehrt Zeit zuhause verbrachten und sich somit mehr mit Ihrem Zuhause beschäftigten, profitieren. Auch geringere Urlaubsausgaben machten sich positiv bemerkbar. Daher hob Home24 nun mit Vorlage der Q3-Zahlen Mitte Dezember bereits zum zweiten Mal die Prognose an und berichtete zugleich über einen deutlichen Anstieg der Bestellungen im vierten Quartal von >60%. Da der Online-Anteil im Bereich Home & Living in den Märkten, in denen Home24 aktiv ist, erst bei 10% liegt und im Vergleich zu anderen Branchen und Regionen damit deutlich geringer, sieht das Management für die Zukunft weiteres Wachstumspotenzial. Die Logistik sei außerdem auf einen Umsatz von bis zu 1 Mrd. € ausgelegt und sollte damit weiteres Skalierungspotenzial bieten, wenngleich auch unverändert verstärkt in Marketing investiert werden soll. Langfristig will das Management somit eine EBITDA-Marge im niedrigen zweistelligen Prozentbereich erzielen.

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