Gartner-Analyse: Unilever und H&M bei Lieferkette top

Mittwoch, 21.09.2016 17:36 von

Unilever vor H&M und dem spanischen Handelskonzern Inditex – das sind laut Gartner die topplatzierten Konzerne Europas, wenn es um die Organisation der Lieferkette geht. Das beste deutsche Unternehmen kam in der Analyse auf Platz sieben.


Zu den bekannten Marken von Unilever zählt Langnese mit diversen Eisprodukten - © MAHATHIR MOHD YASIN Shutterstock.com

Rohstoffe aus Australien und Afrika, dazu ein paar Vorprodukte aus China, die eigene Fertigung in Indien für den Verkauf der Ware an Kunden in Europa – so oder ähnlich sieht oft der Entstehungsweg eines Produktes in der globalisierten Welt aus. Die Zulieferer, Produktionsstandorte und Märkte großer Konzerne sind rund um den Globus verteilt. Die Optimierung ihrer Prozesskette ist für die Unternehmen daher elementar, um reibungslose Abläufe zu garantieren. Weil Verbraucher und Investoren zunehmend auch auf ökologische und ethische Kriterien bei der Produktion achten, müssen Unternehmen zudem nachhaltige Beschaffungsstrategien entwickeln. Besonders gut gelingt das in den Augen des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Gartner dem niederländischen Unilever-Konzern: Der Konsumgüterproduzent, zu dessen Marken Langnese, Rama, Knorr, Pril und Axe zählen, hat nach einer neuen Analyse von Gartner derzeit die beste Lieferkette unter den großen europäischen Konzernen.

Unilever habe mit seinem Sustainable Living Plan die Lieferkette zu einem wichtigen Unternehmens- und Erfolgsfaktor erhoben, begründet Gartner die Top-Platzierung. In dem 2010 bekannt gegebenen Plan setzt sich der Konzern ehrgeizige Ziele. Unter anderem will Unilever bis 2030 die Umweltbelastungen seiner Produkte je Verkaufseinheit halbieren, etwa durch Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes, des Wasserverbrauchs und der Abfallmengen. Entlang der Lieferkette will Unilever zudem unter anderem für mehr Fairness gegenüber Lieferanten und Chancengleichheit für Frauen sorgen. Auf den zweiten Platz im Ranking verbessern konnte sich der schwedische Bekleidungskonzern H&M, der laut Gartner große Fortschritte bei Nachhaltigkeit und Arbeitnehmerrechten erzielt hat – bei gleichzeitigem Wachstum des Konzerns. Auf Platz drei im Gartner-Ranking folgt der spanische Handelskonzern Inditex. Bestplatzierter Konzern aus Deutschland ist auf Platz sieben der Chemieriese BASF, gefolgt von BMW auf Platz acht.

Diverse Bewertungskriterien maßgebend

Gartner hat für die Beurteilung der Konzerne verschiedene Bewertungskriterien zugrunde gelegt. Zum ersten Mal haben die Analysten dabei explizit Punkte für soziale Verantwortung (Corporate Social Responsibility) vergeben. Zu den Anforderungen des modernen Lieferkettenmanagements gehört laut Gartner darüber hinaus unter anderem auch der Einsatz von innovativen Analysemethoden, etwa von so genannten Control Tower. Darunter versteht man zentrale Informationsknotenpunkte im Unternehmen, die Daten aus unterschiedlichen Quellen aufbereiten und die komplexe Lieferketten für alle Geschäftsbereiche und Regionen transparent darstellen. Ein weiterer Bewertungsfaktor ist der Einsatz digitale Technologien. Die Digitalisierung ermöglicht die intelligente Vernetzung von Prozessen und kann zu Neugestaltungen der Lieferkettenstrategie führen.

„Innovationen dienen heute nicht mehr nur dazu, Lieferketten effizienter zu machen, sondern bringen den führenden Konzernen zudem Wettbewerbsvorteile“, heißt es in der Untersuchung. Gartner nennt als Beispiel den Kosmetikkonzern L‘Oréal (Platz sechs im Ranking), der mit Hilfe moderne Lieferketten-Technologie auch die Sicherheit und Zusammensetzung seiner Produkte überwache. Und Modekonzern H&M habe seine Lieferkette so gestaltet, dass Kleidungsstücke innerhalb von 20 Tagen vom Designertisch bis zum Angebotsständer im Laden geliefert werden könnten.

Weitere Themen