Frankreich will eigene Corona-App Anfang Juni fertig haben

Dienstag, 05.05.2020 13:34 von

PARIS (dpa-AFX) - Frankreich will seine eigene Corona-Warn-App ab Anfang Juni zum Einsatz bringen. Die "StopCovid"-App, mit der der Kontakt von positiv auf das Coronavirus getesteten Personen nachverfolgt werden soll, solle bis zum 2. Juni fertig sein, sagte der Staatssekretär für Digitales, Cédric O, am Dienstag dem Fernsehsender BFM Business. Die App werde dabei nicht auf die Schnittstellen von Google oder Apple zurückgreifen, erklärte O. Es gebe bei den Lösungen der US-Konzerne eine "Reihe von Problemen hinsichtlich des Schutz der Privatsphäre und der Verbindung mit dem Gesundheitssystem", sagte er.

Ab kommender Woche werde eine Testphase der App unter realen Bedingungen beginnen, kündigte O an. Sie solle dann ab dem 2. Juni einsatzbereit sein, wenn in Frankreich ein zweiter Schritt der Lockerung der Corona-Beschränkungen geplant ist.

Die Corona-Warn-App soll mit Hilfe von Bluetooth-Signalen erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind - und Nutzer warnen, wenn sich später herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufhielten.

Die Konzerne haben eine technische Lösung als Basis für Corona-Apps für ihre Betriebssysteme entwickelt, auf die Länder aufsetzen können. Deutschland und mehrere andere Länder wollen diese Plattform nutzen, Frankreich und Großbritannien gehen einen eigenen Weg.

Google und Apple sind allerdings die einzigen, die Voraussetzungen für einen reibungslosen Betrieb der Corona-Apps direkt in die Betriebssysteme der Smartphones integrieren können. So musste Frankreich bereits von ihnen fordern, die aus Datenschutzgründen eingeführten Einschränkungen für den Bluetooth-Einsatz im Hintergrund aufzuheben. Experten warnen, dass ohne Hilfe der Konzerne das Bluetooth-Signal ausgehen oder schneller die Batterie leeren könnte.

Gleich bei den Konzepten ist, dass die Smartphones anonyme Schlüssel austauschen. Wenn ein Nutzer seine Infektion meldet, werden die Inhaber der Schlüssel benachrichtigt, die in seiner Nähe waren. Ein zentraler Unterschied zwischen den Lösungen der US-Konzerne und der Franzosen ist, wo der Abgleich der Daten dafür stattfinden soll. Bei Apple und Google soll das nur auf den Smartphones geschehen, die dafür regelmäßig Listen der Schlüssel von infizierten herunterladen. Für dieses Modell sind auch Datenschützer. Beim Konzept der Franzosen dagegen werden die Daten auf einem zentralen Server abgeglichen./ari/DP/jha

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