Frankreich-Favorit Macron: Gute Wahl für Anleger

Montag, 24.04.2017 17:21 von

Emmanuel Macron hat den ersten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahl für sich entschieden und geht als Favorit in die Stichwahl gegen Marine Le Pen. Für Anleger wäre ein Sieg des Sozialliberalen eine gute Nachricht.


Paris, Paris - © istock.com

Im ersten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahl am Sonntag konnte Emmanuel Macron rund 24 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Am 7. Mai tritt der Kandidat der Partei En Marche! in der Stichwahl gegen Marine Le Pen an – Demoskopen erwarten laut der französischen Tageszeitung „Le Monde“, dass Macron im zweiten Wahlgang mit 60 bis 65 Prozent der Stimmen deutlich über die Vorsitzende des rechtspopulistischen Front National triumphiert. Eine Präsidentschaft des Mitte-Links-Politikers dürfte einen Teil der politischen Risiken an den Finanzmärkten entschärfen – die heutigen Kursgewinne geben einen Vorgeschmack auf die Erleichterung, mit der die Märkte auf eine Präsidentschaft Macrons reagieren könnten.

Politische Risiken vorerst entschärft

Als größte Gefahr im Vorfeld der Frankreich-Wahl galt ein Aufeinandertreffen zwischen Le Pen und dem Sozialisten Jean-Luc Mélenchon im zweiten Wahlgang. Dazu wird es nicht kommen: Mélenchon, der zwar nicht Le Pens radikale Ansichten zu den Themen Einwanderung und Islam teilt, aber ebenso EU- und wettbewerbsfeindlich eingestellt ist wie die Front-National-Chefin, schied mit rund 19,5 Prozent der Stimmen aus dem Rennen um die Präsidentschaft aus. Bleibt das Risiko Le Pen: In ihrem Wirtschaftsprogramm fordert die 48-jährige neben einem französischen Euro-Austritt eine 35-prozentige Steuer auf Produkte, die aus Werken stammen, welche aus Frankreich ins Ausland verlagert wurden. Auch Le Pens Forderung, ausländische Beteiligungen an französischen Firmen zu verbieten, dürfte Gift für die Märkte sein und ein Grund, warum die Front-National-Chefin für viele Beobachter derzeit eines der zentralen Risiken am Finanzmarkt verkörpert.

Emmanuel Macron, seit gestern chancenreichster Anwärter auf das Amt des französischen Präsidenten, gilt als Befürworter des Freihandels und ist pro-europäisch eingestellt. Insbesondere die deutsche Wirtschaft – 2016 exportierten deutsche Unternehmen Waren im Wert von rund 100 Mrd. Euro nach Frankreich – ist auf Kontinuität in den Handelsbeziehungen zum Nachbarland angewiesen. Gleiches gilt für die französische Wirtschaft, deren wichtigster Abnehmer Deutschland ist. Unternehmen und Politik blicken daher positiv auf den wahrscheinlichen Sieg Macrons im entscheidenden Wahlgang. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte laut einem Medienbericht, dass Macron Frankreich „aus der Lethargie“ führen könne; auch BDI-Präsident Dieter Kempf sieht den Sozialliberalen als Garanten für ein „starkes Frankreich“.

Macrons Reformen versprechen Erfolg

Ein Großteil der Experten sieht gute Chancen dafür, dass Macrons für den Fall eines Wahlsieges angekündigte Reformen der angeschlagenen französischen Wirtschaft wieder auf die Beine helfen könnten. Mit einer Arbeitslosenquote von zehn Prozent und einer Staatsverschuldung, die mehr als 96 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmacht, steckt Frankreich in der ökonomischen Bredouille. Auf der einen Seite will Macron mittels Sparprogrammen die Verschuldung reduzieren: Die Staatsquote – also der Anteil der Staatsausgaben am BIP, der aktuell bei knapp 56 Prozent liegt – soll in seiner Amtszeit deutlich verringert werden. Auf der anderen Seite stehen milliardenschwere Investitionen in Ausbildungsförderung und Energiewende sowie Steuererleichterungen für Unternehmen, mit deren Hilfe Macron die französische Wirtschaft in Schwung bringen will.

Am heutigen Handelstag honorierten die Märkte den Etappensieg Macrons – bis zur Stichwahl am 7. Mai rechnen Experten laut einem dpa-AFX-Bericht mit volatilen Märkten. Bei einem Erfolg Macrons in zwei Wochen wären die Märkte um ein Risiko ärmer – potenzielle weitere politische Risiken blieben dann die weitere Entwicklung der Türkei und eine Eskalation der globalen Krisenherde.

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