Erst Gardasee, dann starb noch Opa Heinz

Sonntag, 29.11.2015 12:00 von

Das Jahr neigt sich dem Ende und die Post von Herrn K. füllt sich mit Jahresbriefen, die ihn zum Nachdenken bringen. Denn was bringt es, die wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres in einem Brief zusammenzufassen?

Wer hat eigentlich den Jahresbrief erfunden? Und warum überhaupt? Herr K. fragt sich das, weil er den Eindruck hat, dass diese persönlichen Bilanzen allmählich überhandnehmen. Er sitzt abends am Schreibtisch und starrt auf Post.

"Liebe alle", gehen die Briefe gern los, worauf ein mindestens vierseitiger Abriss der familiären Geschehnisse des zu Ende gehenden Jahres folgt. Am Computer getippt. Wer es besonders individuell liebt, wählt bei Word eine Schreibschrift wie

Beliebt sind Einstiege der Sorte: "Schon Winston Churchill hat ja bekanntlich gesagt ..." oder: "Mahatma Ghandi wusste es bereits vor 80 Jahren …" Sie versprechen intellektuelle Grundierung und sind meist aus Zitate-Sammlungs-Restposten zusammengeklaubt. Nach einer kurzen Überleitung geht es dann umstandslos in den harten Alltag: "Im Januar hatte Irene eine schlimme Grippe, deshalb mussten wir den Rodelurlaub im Bayerischen Wald ausfallen lassen."

Herr K. fragt sich, wen das interessieren könnte, außer vielleicht Irene, die er nicht kennt, aber im Verdacht hat, dass sie ihre eigene Januar-Grippe schon im Februar vergessen hatte. "Kennst du eine Irene?", fragt er seine Frau, die auf der Couch liegt und angestrengt über ihrem Laptop brütet.

Er muss lachen, weil er gerade über eine besonders schöne Passage stolpert: "Anfang Mai waren wir am Gardasee, und dann starb auch noch Opa Heinz. Aber dafür hat Sophie ja doch noch das Abi geschafft." Egal, früher war ja auch nicht alles besser.

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