Drohen empfindliche Verluste bei GOLD?

Dienstag, 09.11.2021 19:04 von

Nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2020 samt neuer Rekordhochs bei über 2.000 Dollar je Feinunze hatten Goldbugs im laufenden Jahr bisher wenig zu lachen. Gegenüber dem Jahreswechsel hat der Goldpreis rund vier Prozent eingebüßt.

Goldpreis in US-Dollar

Seit Oktober 2021 bewegt sich der Goldpreis zwar tendenziell wieder nach oben, aus fundamentaler Sicht sind aber Zweifel angebracht, ob es sich dabei um eine nachhaltige Bewegung oder nur um ein Strohfeuer handelt. Denn ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Gold vor allem dann als Anlageform attraktiv ist, wenn die reale (also inflationsbereinigte) Rendite anderer Anlageformen zurückgeht.

Entscheidend ist der Realzins: Sinkt der Realzins, dann wird Gold im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen attraktiver, weil die verzinslichen Anlagen immer weniger reale Rendite abwerfen. Genau davon hat der Goldpreis in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten profitiert.

Zwischen Oktober 2008 und September 2011, als sich der Goldpreis von rund 700 Dollar auf rund 1900 Dollar beinahe verdreifachte, sank der Realzins, gemessen an der inflationsgeschützten zehnjährigen US-Staatsanleihe, von über drei Prozent auf rund null Prozent, wie die folgende Grafik zeigt.

Auch der jüngste Goldpreisanstieg zwischen Herbst 2018 und Sommer 2020 war von deutlich fallenden Realzinsen geprägt. Die Rendite der inflationsgeschützten zehnjährigen US-Staatsanleihe sank von mehr als einem Prozent auf unter minus ein Prozent.

Der Realzins ist nichts anderes als die Differenz aus dem Zins und der Inflationsrate. Beträgt der Zins drei Prozent und die Inflationsrate ebenfalls drei Prozent, dann beträgt der Realzins null Prozent. Allerdings ist der Realzins, anders als der nominale Zins, immer erst im Nachhinein bekannt. Denn ein Anleger weiß zwar, welchen nominalen Zins er auf Sicht der kommenden zehn Jahre erhalten wird, wenn er das Geld heute anlegt, er weiß aber nicht, wie hoch die Inflationsrate in den kommenden zehn Jahren sein wird und wie sich die Anlage damit real entwickelt. Einzige Ausnahmen sind inflationsgeschützte Anleihen, bei denen der durch die Inflation auftretenden Wertverlust (der im Voraus nicht bekannt ist) ausgeglichen wird. Die Marktrendite der inflationsgeschützten Anleihen kann deshalb als Realzins auf Basis der Markterwartungen betrachtet werden.

Ein sinkender Realzins, der tendenziell gut ist für den Goldpreis, kann ausgelöst werden durch:

Genau davon ist das aktuell negative Realzinsniveau geprägt. Allerdings verrät ein Blick auf die Rendite der inflationsgeschützten zehnjährigen US-Staatsanleihe (oben), dass das Realzinsniveau bereits seit mehr als einem Jahr ungefähr bei minus einem Prozent verharrt.

Abgesehen von völlig unerwarteten Entwicklungen wie einer erneuten krisenhaften Zuspitzung ist nicht damit zu rechnen, dass der Realzins in den kommenden Monaten oder Quartalen weiter sinkt.

Ganz im Gegenteil: Da die Zinsen eher steigen dürften und die Inflation von dem zuletzt erhöhten Niveau nach Einschätzung der meisten Ökonomen wieder etwas sinken dürfte, sieht es derzeit viel eher nach steigenden Realzinsen aus. Steigende Realzinsen wären aber Gift für Gold, weil durch steigende Realzinsen festverzinsliche Anlageformen wieder attraktiver werden, während Gold uninteressanter wird.

Fazit: Steigende nominale Zinsen und eine wieder leicht rückläufige Inflation könnten in den kommenden Monaten und Quartalen zu steigenden Realzinsen führen, was den Goldpreis tendenziell belasten dürfte.


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