Die Wahl der Angst

Donnerstag, 20.04.2017 19:15 von

Frankreich wählt am Sonntag einen neuen Präsidenten. Extremisten von links oder rechts könnten es in die Stichwahl schaffen. Die Furcht vor der Globalisierung hat auch den Wählern in Frankreich arg zugesetzt.

Ausgerechnet die Franzosen könnten der europäischen Einigung den Todesstoß versetzen. Ein Sieg der rechtsextremen Marine Le Pen oder ihres linken antieuropäischen Glaubensgenossen Jean-Luc Mélenchon an diesem Sonntag und bei der Stichwahl zwei Wochen später könnte das Ende der EU bedeuten, denn beide wollen den Austritt Frankreichs. Der Sieg eines der beiden Isolationisten ist eher unwahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich. Die vier bestplatzierten Kandidaten liegen unmittelbar vor der Abstimmung viel enger beisammen als zum Start des Wahlkampfs.

Die Finanzmärkte sehen das Extremismusrisiko, das zeigt die Verdoppelung der Renditeaufschläge auf französische Staatsanleihen seit November. Doch das wahre Ausmaß des Problems erfassen sie nicht. Selbst wenn Le Pen und Mélenchon am Ende durchfallen sollten – knapp 50 Prozent der Franzosen werden am Sonntag wohl für einen Kandidaten stimmen, der oder die vor allem eines will: den Zerfall der EU. Acht der elf zugelassenen Bewerber sind klare EU-Gegner.

„Es gibt ein Frankreich, das Angst hat, die innere Spannung erreicht einen Höhepunkt“, schreibt Charles-Edouard Bouée, Chef der Unternehmensberatung Roland Berger, in einem Gastkommentar für das Handelsblatt. Dieses „Frankreich der Angst“ will sich abwenden von der Globalisierung, von Europa und auch von Deutschland. Selbst wenn mit Emmanuel Macron oder François Fillon am Ende einer der gemäßigten Kandidaten siegt, wären nicht alle Probleme beseitigt: Dem neuen Präsidenten droht nach den Parlamentswahlen in diesem Sommer in der Nationalversammlung eine Hängepartie. Eine Niederlage der Extremisten wäre erst der Anfang von Frankreichs langem Weg zurück ins Herz Europas.

Gespaltene Nation

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