„Die Türkei braucht Europa“

Mittwoch, 30.11.2016 14:40 von

Der türkische Staatschef Erdogan polemisiert gegen die EU, Vizepremier Simsek schlägt dagegen andere Töne an. Er sieht Europa als „Vorbild“ und „Quelle der Inspiration“. Nur Beschwichtigung oder doch eine Kurskorrektur?

Der kalte Nordwind treibt dunkle Wolken über den Bosporus, Regen peitscht an die Fenster des Konferenzraums. Das Unwetter passt zum politischen Klima: Staatschef Recep Tayyip Erdogan lässt seine Gegner zu Zehntausenden einsperren, die Beziehungen zur Europäischen Union sind auf dem tiefsten Punkt seit Jahrzehnten, die türkische Wirtschaft schwächelt.

Aber Mehmet Simsek, der für die Wirtschafts- und Finanzpolitik zuständige Vizepremier, sieht dennoch einen Silberstreif: Die wirtschaftlich angeschlagene Türkei könne schon bald wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren, meint Simsek. Und Europa bleibe trotz der wechselseitigen Drohungen, die Beitrittsverhandlungen abzubrechen, ein wichtiger Anker für die Türkei: „Es ist im Interesse Europas und der Türkei, eine starke Partnerschaft zu pflegen“, unterstrich Simsek im Gespräch mit deutschen Journalisten in Istanbul.

Diese Partnerschaft wird allerdings seit Monaten strapaziert durch die Nachwirkungen des türkischen Putschversuchs vom 15. Juli, diesem „tiefen Trauma“, wie Simsek sagt. „Unsere Partner verstehen uns nicht“, sie hätten „keine Empathie gezeigt“ und nicht angemessen gewürdigt, wie entschlossen und mutig die Bevölkerung sich in jener Nacht den Panzern der Putschisten entgegengestellt habe, um die Demokratie zu verteidigen, klagt der Vizepremier – eine in der Türkei nicht nur von Regierungsseite häufig gehörte Beschwerde.

Man rede aneinander vorbei, sagt Simsek und spricht von einem „Dialog der Gehörlosen“. Während das Europaparlament wegen der Repressionen die Aussetzung der Beitrittsverhandlungen empfiehlt, droht Staatschef Erdogan Europa mit einer Flüchtlingswelle, kündigt eine Volksabstimmung über den Abbruch der EU-Verhandlungen an und bringt die Staatengruppe der „Schanghai Fünf“ als Alternative zur EU ins Spiel.

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