Die Goldminen-Industrie muss radikal umdenken

Dienstag, 03.02.2015 16:20 von

2003 begann an der Börse der Bullenmarkt für Gold. In den vergangenen elf Jahren haben die Majors der Branche viele Milliarden für Akquisitionen und Investitionen eingesammelt, haben viele Millionen Unzen Gold produziert – allein für Aktionäre profitabel sind sie am Ende dieser elf Jahre nicht, obwohl der Goldpreis trotz der Verluste seit dem Top im Jahr 2011 immer noch deutlich über dem Niveau aus dem Jahr 2003 steht. Die Aktienkurse der „big guys“ wie zum Beispiel Barrick Gold (ISIN: CA0679011084), Goldcorp (ISIN: CA3809564097) und Newmont Mining (ISIN: US6516391066) dagegen schneiden wesentlich schlechter ab. Unter den sieben Top-Goldkonzernen ist nur die Performance von Randgold (ISIN: US7523443098) und Yamana Gold (ISIN: CA98462Y1007) gegenüber dem Goldpreis deutlich positiv.

Woran liegt diese schlechte Performance vieler großer Goldminenaktien über einen derart langen Zeitraum? Die Antwort gibt vor allem ein Blick auf die vergangenen Jahre, in denen die Zahl der negativen Nachrichten der Majors zum Beispiel über milliardenschwere Abschreibungen stark anschwoll. Die Glaubwürdigkeit der Zahlen der ganzen Branche hat gelitten – zu Recht.
Um das zu verstehen, muss man sich detaillierter mit den Reportingmethoden der Branche beschäftigen. Lange Jahre waren es vor allem die Cashkosten pro Unze, die von den Goldförderern als transparenter Maßstab ihrer Wirtschaftlichkeit propagiert wurden. Seit 2013 tritt der Maßstab „all-in sustaining costs“ an die Stelle der Cashkosten. Diese Kennzahl bezieht zwar wesentlich größere Kostenblöcke ein und kommt damit näher an die tatsächlichen Verhältnisse heran als die Cashkosten. Von Transparenz ist man in der Branche trotzdem immer noch weit entfernt. Ein standardisiertes Kostenreporting für die Branche gibt es nicht, die tatsächlichen Kosten der Bergwerkstätigkeiten bleiben damit im Unklaren – insbesondere wenn man noch die Bei- und Co-Produktionen im Abbau von Rohstoffen berücksichtigt.
Wie massiv die Abweichungen zwischen den Zahlen in den Bilanzen der Goldkonzerne und der Realität sind, hat nun eine Untersuchung der Experten von Cipher Research gezeigt. Egal ob bei Barrick Gold, Goldcorp oder Newmont Mining: Die „all-in sustaining costs“ fallen signifikant höher aus als die Konzerne jahrelang mit der Cashkosten-Kennzahl suggerierten – und damit sind die Margen viel geringer als man dies im Gold-Bullenmarkt den Investoren weismachen konnte.

Doch auch die Kosten auf einer „all-in“ Basis geben nur ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Lage wieder, wie Cipher Researchs Untersuchung beweist. Stutzig macht hier zum Beispiel ein Blick in die Bilanz von Goldcorp. für das Jahr 2012. Obwohl die Gesellschaft einen operativen Cashflow von 2,1 Milliarden Dollar ausweist, sinkt die Cashposition um 582 Millionen Dollar – wo fließt nur all das Geld hin?
Goldkonzerne bilanzieren immer noch völlig intransparent
Die Zahlen zeigen, dass es offenbar ein Problem in den Bilanzierungsstandards gibt. Die Zahlen zeigen nicht das tatsächliche Bild. Das ist wenig überraschend, Bilanzen sind manipulierbar, was die Ergebnisse angeht, und können legal ein besseres Bild der Company zeichnen. Weniger manipulierbar dagegen ist die Entwicklung des Cashs einer Gesellschaft. Um das Bilanzierungsproblem zu verstehen und zu lösen, müssen wir uns die Cashentwicklungen anschauen.
Dabei stehen drei Anforderungen an die...



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