Deutsche Banken nach dem Stresstest: Alles in bester Ordnung?

Montag, 01.08.2016 12:30 von

Nachdem die deutschen Geldhäuser den Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) glanzlos hinter sich brachten, notieren ihre Aktienkurse am Montag im Minus.


Die deutschen Kreditinstitute konnten im Stresstest nicht überzeugen. - © Shutterstock.com / Faiz Zaki

Der Stresstest, dessen Ergebnisse die EBA am Freitag veröffentlichte, bescheinigte den meisten der untersuchten Kreditinstitute ausreichende Stabilität für den Fall einer Krise. Die führenden deutschen Privatbanken zählen allerdings zum schwächsten Zehntel in Europa. Das Schlusslicht unter den hiesigen Geldhäusern bildet die Commerzbank, die auf Platz 44 rangiert – zwei Plätze hinter der Deutschen Bank.

 

Oberste EZB-Bankenaufseherin sieht verbesserte Widerstandsfähigkeit

Im Stresstest wurden Entwicklungen simuliert, die in der Vergangenheit das internationale Bankensystem in Bedrängnis brachten, z. B. ein Einbruch des Immobilienmarktes. Die EBA untersuchte, wie sich in diesem Fall das Verhältnis zwischen dem Eigenkapital der Banken und den eingegangenen Risiken entwickeln würde. Bei der Deutschen Bank wäre eine Veränderung der Deckungsquote von 13 auf 7,8 Prozent die Folge – die Deckungsquote der Commerzbank könnte sogar auf 7,4 Prozent fallen. Die oberste EZB-Bankenaufseherin, Daniele Nouy, zog positive Schlüsse aus den Ergebnissen des Banken-Checks. Der Bankensektor sei heute widerstandsfähiger und könne wirtschaftliche Schocks besser absorbieren, so Nouy.

 

Stresstest wird kritisch gesehen

Gute Pferde springen knapp, sagt der Volksmund. Zwar konnten im Stresstest alle 51 europäischen Kreditinstitute die Hürde nehmen, doch die Messlatte war ausgesprochen niedrig gesetzt: Im Vergleich zu früheren Stresstests legte die EBA diesmal keine Mindest-Deckungsquote fest – daher konnte auch keine der untersuchten Banken scheitern. Verschiedene Experten kritisieren diese Praxis, z. B. die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel, die den diesjährigen Stresstest als „zahnlosen Tiger“ bezeichnete. Hinter dem Vorgehen der EBA steckt die Absicht, keine Zweifel an der Stabilität des Bankensektors aufkommen zu lassen. Der Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel sieht darin nicht mehr als eine „Beruhigungspille“ für die Anleger. Gerade für die Deutsche Bank, die auf eine schwache Entwicklung ihres Aktienkurses zurück blickt und nur geringe Gewinne einfährt, könnte die niedrige Deckungsquote mittelfristig zum Problem werden. Eine neue Finanzkrise würde das größte deutsche Kreditinstitut wohl überstehen – seine Kapitalquote gibt dennoch Anlass zur Sorge.

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