Deutsche Bank und Commerzbank profitieren von Fusionsgerüchten: Nur ein Sommerflirt?

Donnerstag, 01.09.2016 11:20 von

Fusionsgerüchte haben die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank auch am Donnerstag angetrieben – das Dementi von Deutsche Bank-Chef Cryan ändert daran nichts. Prinzipiell seien Fusionen unter Großbanken aber möglich.


Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank erreichen ungeahnte Höhen. - © Shutterstock.com / Sergey Kohl

Deutsche Bankenwerte zählen auch am heutigen Handelstag bisher zu den Gewinnern. Die Commerzbank und die Deutsche Bank sind die Spitzenwerte im Dax. Grund dafür sind nach wie vor Gerüchte um einen möglichen Zusammenschluss beider Banken. Auch wenn diese inzwischen von Deutsche Bank-Chef John Cryan auf der 21. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ am Mittwoch in Frankfurt dementiert wurden, schmälert dies den guten Lauf der Aktien nicht.

Wirbel um Fusionsgerüchte

Cryan dementierte zwar einen tatsächlichen Zusammenschluss mit der Commerzbank, er bestätigte allerdings sich mit Commerzbank-Chef Martin Zielke getroffen zu haben. Zuvor bewegte am Mittwochmorgen ein aufsehenerregender Bericht des „Manager Magazins“ die Kurse. Die Zeitschrift berichtete, dass die Deutsche Bank eine Fusion mit der Commerzbank ausgelotet habe. Diese Gerüchte trieben die Commerzbank-Aktie am gestrigen Handelstag ordentlich an und auch die Aktie der Deutschen Bank konnte gut zulegen. Beide Banken hätten jedoch zunächst den Schluss gezogen, dass es für einen solchen Schritt noch zu früh sei. Die Commerzbank galt bislang nicht als qualifizierter Partner für eine mögliche Fusion. Ein Zusammenschluss dieser Dimension würde jedoch eine große Massenkundenbank entstehen lassen, die besonders im Mittelstand sehr präsent wäre. Die Lage deutscher Geldhäuser gilt als besonders brisant, da sie im internationalen Vergleich hinsichtlich Rendite und Börsenwert immer weiter zurückfallen.

Fusionen im Bankensektor möglich

Allgemein hält Cryan Fusionen im Bankensektor allerdings durchaus für einen notwendigen Schritt. „Wir brauchen weitere Zusammenschlüsse - auf nationaler Ebene - aber eben auch über die Landesgrenzen hinweg“, sagte er am Mittwoch in Frankfurt. Ein großer Kritikpunkt sei die große Anzahl an Banken in Deutschland – es gebe schlicht zu viele. Höhere Gebühren und das andauernde Zinstief seien zusätzliche Belastungen für die Erträge. Cryan erachtet insbesondere den Zusammenschluss kleinerer Institute als wichtigen Schritt. Sie müssten den Anfang bei einer dringend benötigten Marktbereinigung machen. Auch Commerzbank-Chef Zielke stimmt mit Cryan darin überein, dass die Vielzahl an Banken auf dem Heimatmarkt ein Problem sei. Er betonte aber auch, dass Spekulationen über eine Fusion mit der Deutschen Bank „müßig“ seien.

Der Verwaltungsratschef der Credit Suisse Urs Rohner äußerte sich allgemein kritisch zu Fusionen von Großbanken. „Solche Fusionen werden in absehbarer Zeit nicht stattfinden", sagte er zum "Handelsblatt". Banken sollten nach Auffassung von Politik und Wettbewerbsbehörden eigentlich eher kleiner werden, um das „große Scheitern“ zu vermeiden.

Europäische Banken unter Druck

Analysten halten Fusionen großer Banken grundsätzlich für möglich. Zunächst müssten allerdings deren Sanierungen abgeschlossen sein. Vor allem die Deutsche Bank müsse aufpassen, dass sie angesichts des Verfalls ihres Aktienkurses nicht selbst zu einem Übernahmekandidaten werde. Schon länger wird in der Branche diskutiert, dass europäische Banken im Vergleich zu ihren US-Rivalen einfach nicht schlagkräftig genug seien. Während die Federal Reserve in den USA allerdings über eine Zinserhöhung diskutiert, dürfte die Niedrigzinspolitik der EZB weiterhin eine Belastungsprobe für europäische Geldhäuser darstellen.

Bankenwerte an Dax-Spitze

Der Bericht des „Manager Magazins“ trieb die Papiere der Commerzbank und der Deutschen Bank bereits am Mittwoch in ungeahnte Höhen. Die Fusionsfantasien der Anleger sorgten für steigende Notierungen zwischen 3,5 Prozent und 4,0 Prozent bei beiden Bankenwerten mit der Commerzbank an der Dax-Spitze. Auch heute verzeichnen die Aktien der beiden Banken ein deutliches Plus und so führt die Aktie der Commerzbank die Dax-Riege zur Stunde mit einem deutlichen Plus von 4,60 Prozent an, dicht gefolgt von der Deutschen Bank mit einem Plus von 3,75 Prozent.

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