Das Kräftemessen der Währungen: Euro vs. US-Dollar

Montag, 27.06.2016 13:23 von

Seit Beginn des letzten Jahres schwankt der Eurokurs zwischen 1,05 und 1,15 EUR/USD. Statt einem klaren Auf- oder Abwärtstrend lässt sich eine Seitwärtsbewegung innerhalb dieser Bandbreite beobachten. Doch wie wird es weitergehen?


Devisen im Fokus: Entwicklung EUR/USD - © Horten Shutterstock.com

Als Leit- und Reservewährung schafft es der US-Dollar seit Jahrzehnten, seine führende Position am Devisenmarkt zu verteidigen. Auch das Ende des Goldstandards, und die damit verbundene Kopplung zahlreicher Währung an den US-Dollar, hat dieser Vorherrschaft keinen Abbruch getan. Noch im Jahre 2010 betrug der Anteil des US-Dollars am weltweiten Gesamthandelsumsatz im Devisenmarkt 84,9 Prozent. Doch die Einführung einer europäischen Gemeinschaftswährung im Jahre 1999 brachte einen starken Gegenspieler hervor: den Euro. 

Die Kursentwicklungen beider Währungen werden nicht nur von der Wirtschaftswelt, sondern auch von Finanzexperten mit Argusaugen beobachtet. Während der Euro zu Spitzenzeiten im Jahre 2008 bis zu 1,59 US-Dollar einbrachte, lag der Wechselkurs zu Beginn des neuen Jahrtausends zeitweise bei nur 0,83 Euro pro US-Dollar. Innerhalb der letzten 18 Monate hat sich ein Seitwärtstrend abgezeichnet, dem auch die Ereignisse der vergangenen Wochen kein Ende bereiten. 

 

Die Macht der EZB

Noch auf der EZB-Sitzung im März überraschte Präsident Mario Draghi mit der Entscheidung über die erneute Lockerung der Geldpolitik. Nicht nur der Leitzins wurde erstmals auf null gesenkt, auch das umstrittene Anleihekaufprogramm wurde massiv ausgeweitet. Seit April ist es der EZB gestattet, monatlich Anleihen bis zu einem Wert von 80 Milliarden Euro zu kaufen, statt der bisherigen 60 Milliarden Euro. Makroökonomischen Grundsätzen zufolge sollten beide Maßnahmen zu einer Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar führen: Sowohl die vermehrten Anleihekäufe als auch die Senkung des Leitzinses bewirken eine Schmälerung der Anlagerendite in der Eurozone, was in der Theorie zu einer geringeren Euronachfrage und somit auch zu einer Senkung des Euro-Wechselkurses führen soll. Doch die Praxis belehrte uns eines Besseren: Noch bis zum 23. Juni 2016 ließ sich im Durchschnitt eine leichte Aufwärtsbewegung beobachten. 

 

Die Folgen des Brexits

Und dann kam der Brexit. Bereits im Vorfeld der Entscheidung hatte die Ungewissheit über ihren Ausgang den Euro leicht unter Druck gesetzt. Für viele unerwartet stimmten die Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union und brachten damit die internationalen Wechselkurse ordentlich zum Schwanken. Innerhalb kürzester Zeit brach das Britische Pfund gegenüber dem Euro um über sechs Prozent ein. Auch der EUR/USD-Wechselkurs blieb von dieser Botschaft nicht unberührt. Knapp drei Prozent büßte der Euro gegenüber seinem Gegenspieler am Tage des Bekanntwerdens der Entscheidung ein. Unruhe und Unsicherheit prägen nun die Stimmung an den weltweiten Finanzmärkten.

 

Zukünftige Entwicklung

Eine Situation, die die weitere Kursentwicklung des Euros schwer vorhersehbar macht. Die Analyse der gegenwärtigen wirtschaftlichen Fundamentaldaten der USA lässt keine rosige Zukunft für den Dollar erwarten. Mit einer Staatsverschuldung, die über 100 Prozent des aktuellen Bruttoinlandsproduktes beträgt und einem enormen außenwirtschaftlichen Defizit sind die Entwicklungen der letzten Monate nicht überraschend. Im Gegensatz dazu sendete die sinkende Anzahl an US-Arbeitslosenanträgen zuletzt ein positives Signal. 

Doch auch die Entwicklung des Euros stand schon unter einem besseren Stern. Das geschwundene Vertrauen in die Europäische Union wird auch an ihrer Währung nicht spurlos vorübergehen. Zudem können zusätzliche geldpolitische Lockerungen seitens der EU erwartet werden. Inwieweit und mit welcher Intensität sich diese Rahmenbedingungen auf das Verhältnis vom Euro zum US-Dollar auswirken werden, bleibt also abzuwarten.

 

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