Credit Agricole wehrt sich gegen EU-Vergleichsvorschlag im Zinsskandal

Donnerstag, 07.11.2013 13:47 von

PARIS (dpa-AFX) - Die französische Großbank Credit Agricole weist den EU-Vergleichsvorschlag bei der Aufarbeitung des Skandals um manipulierte Referenzzinssätze zurück. "Ich habe ein Abkommen abgelehnt, das der Anerkennung einer Verantwortung gleichkommt", sagte Vorstandschef Jean-Paul Chifflet am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Paris. Er ist der erste Banker, der sich öffentlich zur möglichen Strafe der EU äußert. Der Manager betonte zugleich, mit der EU weiter über eine Lösung zu sprechen.

Am Vortag hatten mehrere Medien berichtet, dass die EU-Kommission bei der Aufarbeitung des Skandals um die Manipulation von Referenzzinssätzen Druck macht. Noch in diesem Jahr wollten sich die Wettbewerbshüter mit der Deutschen Bank und fünf weiteren internationalen Finanzinstituten auf Strafen jeweils im dreistelligen Millionenbereich verständigen. Offiziell hatten bislang weder die EU noch die Banken etwas dazu gesagt.

Laut "Finacial Times" wollen neben der Deutschen Bank auch die Royal Bank of Scotland (RBS) und die französische Societe Generale das Angebot der EU annehmen. Die SocGen wollte das am Donnerstag bei Vorlage ihrer Quartalszahlen nicht bestätigen. Das Institut erhöhte aber im abgelaufenen Quartal seine Rückstellungen für Rechtsrisiken um 200 Millionen Euro. Neben Credit Agricole lehnen den Berichten nach auch die US-Bank JPMorgan und die britische HSBC den Vergleichsvorschlag ab.

Die seit zwei Jahren laufenden Ermittlungen der EU konzentrieren sich vor allem auf die Manipulation des Euribor-Zinssatzes, dem europäischen Bruder des in London festgestellten Libor. Diese Referenzkurse gelten als Basis für Finanzgeschäfte von Hunderten Billionen Dollar. Zahlreiche Kredite sind an sie gekoppelt. Mitarbeiter verschiedener Banken sollen sich bei der Manipulation in kleinen Kartellen abgesprochen haben. Der Fall hat sich zu einem weltweiten Skandal entwickelt. Gegen mehr als ein Dutzend Institute wird ermittelt.

Wegen des Libor-Skandals haben die Aufseher weltweit bislang Strafen von insgesamt rund 3,7 Milliarden Dollar ausgesprochen. Erst in der vergangenen Woche einigte sich die niederländische Rabobank mit den Aufsehern auf die Zahlung von 774 Millionen Euro. Die bisherige Rekordstrafe bekam die Schweizer UBS mit 1,5 Milliarden US-Dollar (1,1 Mrd Euro) aufgebrummt. Ebenfalls belangt wurden bereits die RBS und Barclays.

Libor und Euribor geben an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Sie werden bislang aus den wenig kontrollierten Eingaben von einigen Kreditinstituten gebildet. Schon winzige Veränderungen können dabei große Wirkungen haben, denn die Zinssätze werden als Grundlage für eine große Zahl von Finanzgeschäften herangezogen. Sie reichen von Krediten für Häuslebauer bis hin zu komplexen Derivategeschäften./enl/zb/kja

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