Von seinem Allzeithoch bei 2,96 US-Dollar ist Cardano (ADA) weit entfernt. Dennoch steht das Projekt nicht still – im Gegenteil, wie uns Frederik Gregaard, CEO der Cardano Foundation, im Interview erklärt.

Frederik Gregaard ist als CEO der Cardano Foundation naturgemäß ADA-Bulle. Wieso einer der ranghöchsten Personen im Cardano-Kosmos dennoch Bitcoin-Freund ist, erklärt uns Gregaard im Interview.

Außerdem sprechen wir über Cardanos mageren Total Value Locked (TVL) und wieso es ihn nicht sorgt, dass Konkurrenten wie Ethereum und Solana deutlich stärker performen.

BTC-ECHO: Sie sind CEO der Cardano Foundation. Warum braucht ein dezentralisiertes Projekt einen Geschäftsführer? Ist das nicht ein Widerspruch in sich?

Frederik Gregaard, CEO der Cardano Foundation: Viele Menschen erkennen vielleicht nicht, dass alle Kryptoprojekte zentralisiert beginnen, bevor sie sich in Richtung Dezentralisierung bewegen. Das Ziel für einige ist es, maximale Dezentralisierung zu erreichen, während andere nur ein bestimmtes Maß an Dezentralität brauchen. Im Gegensatz zu Bitcoin, der früh eine hohe Dezentralisierung erreichte, folgen die meisten Projekte nicht diesem Weg. Gute Dezentralisierung erfordert eine engagierte Community, die bereit ist, Zeit und Mühe in den Aufbau einer dezentralen Infrastruktur zu stecken.

Als CEO der Cardano Foundation, einer Schweizer Non-Profit-Organisation, die sich der Förderung von Cardano widmet, unterscheiden sich unser Ansatz und unsere Ziele von typischen Blockchains. Unsere Strategie beinhaltet, uns letztendlich aufzulösen, insbesondere da wir darauf hinarbeiten, zwei Milliarden Menschen auf die Blockchain zu bringen.

Sie haben bereits Bitcoin erwähnt. Würden Sie sich selbst auch als Bitcoin-Fan betrachten?

Auf jeden Fall! Ich bin ein großer Fan von Bitcoin. Ich bewundere Bitcoin sehr für seinen Beitrag für die Branche und die digitale Transformation weltweit. Viele der Blockchain-Pioniere erkennen Bitcoins überlegene Architektur an, die für die meisten Anwendungsfälle geeignet ist. Bitcoin hat die Welt in die Blockchain-Technologie geführt, und Cardano baut auf dieser Grundlage mit einem ähnlichen UTXO-Modell auf, das stark von den Prinzipien Bitcoins beeinflusst ist.

Arthur Hayes hat Cardano kürzlich als „Dog Shit“ bezeichnet. Was ist Ihre Antwort darauf?

Tut mir leid, das habe ich nicht mitbekommen. Ich folge normalerweise nicht dem täglichen Nachrichtenstrom, sondern tendiere dazu, akademische Artikel zu lesen, die Signal von Rauschen trennen.

“Cardano hat eine Uptime von 2.000 Tagen”

Er bezog sich auf den geringen Total Value Locked (TVL) auf Cardano und wies darauf hin, dass konkurrierende Projekte wie Ethereum und Solana es geschafft haben, einen deutlich größeren TVL zu sichern.

Guter Punkt, lassen Sie uns darüber sprechen! In den letzten 18 Monaten hat Cardano einen signifikanten Anstieg seines TVL verzeichnet. Auf der anderen Seite zeichnet Cardano aus, dass die Community keinen Stablecoin benötigt – dadurch ergibt sich auch ein geringerer TVL. Dieser steht im Gegensatz zu anderen Blockchains, wo oft ein Drang zu “sicheren Häfen” besteht.

Cardanos Position wird vor allem durch seine Nutzerbasis und deren Glauben sowohl an die Blockchain als auch an ihre Fähigkeit, Wert zu speichern, gefestigt. Ich bin zwar dafür, große Stablecoins auf Cardano zu bringen. Dennoch ist es wichtig zu erkennen, dass Cardano relativ spät Smart Contracts eingeführt hat. Grund für die Verzögerung ist seine akademische Struktur, die auf Peer-Reviews basiert und einfach mehr Zeit benötigt. Bemerkenswerterweise kann Cardano eine Uptime von über 2.000 Tagen vorweisen – das beweist, wie stabil ADA ist. Wir wachsen langsam, aber stetig.

Es gibt Hunderte von Blockchains da draußen. Warum haben Sie sich entschieden, für Cardano zu arbeiten und nicht für eine andere Blockchain?

Als ehemaliger Investmentbanker durfte ich anfangs nichts mit Blockchain machen. Als Ethereum und Bitcoin Swiss in die Schweiz kamen, hatten sie Probleme, ins Banking zu kommen. Meine Motivation, überhaupt ins Bankgeschäft einzusteigen, war aber in erster Linie die Demokratisierung des Zugangs zu den Kapitalmärkten. Wir brauchen einen gleichberechtigten Zugang zu Finanzinfrastruktur. So bin ich zur Blockchain gekommen. Ich habe mich für Cardano entschieden, weil ich dachte, das ist etwas, das viel größer ist als die anderen Projekte. ADA ist fast so groß oder größer als Bitcoin. Bei Cardano ging es wirklich um Banking the Unbanked. Der andere Teil, der mich ansprach, war die Community. Ich hatte das Gefühl, dass wir in Bezug auf die Identität sogar noch weiter gehen als Bitcoin.

“Mit Cardano können wir die Welt verändern”

Gutes Stichwort. Die deutschsprachige Cardano Community ist ziemlich groß. Haben Sie eine Idee, warum das so ist?

Ich denke, es gibt hier eine Kombination aus mehreren Aspekten. Erstens passt das deutsche Bildungssystem mit seiner Akademisierung gut zum Cardano-Modell. Darüber hinaus bietet Cardano eine gute Gelegenheit für Deutschland, sich auf der globalen Bühne zu behaupten. Trotz seiner starken Industrie und intellektuellen Ressourcen hat Deutschland in der Vergangenheit gezögert, seinen potenziellen globalen Einfluss voll auszuschöpfen. Cardano bietet deutschen Talenten eine Plattform, um sich auszuzeichnen und schon früh einen wichtigen Beitrag zu leisten – wir appellieren an den Ehrgeiz der Menschen in den deutschsprachigen Ländern, in größerem Umfang Einfluss zu nehmen.

Lassen Sie uns über die SEC sprechen. Es gibt immer wieder Probleme mit der US-Börsenaufsicht, die ADA als ein Wertpapier betrachtet.

Das ist nicht korrekt.

Nicht? Klären Sie uns auf.

Die SEC hat sich in Gerichtsverfahren auf Cardano und andere Projekte bezogen und angedeutet, dass bestimmte Aspekte des Betriebs einer zentralisierten Börse eine Lizenz für die Vermittlung von Wertpapieren erfordern könnten, wobei Cardano und sein Token ADA als Beispiele genannt wurden. Trotz dieser Erwähnungen wurden wir als Cardano Foundation nicht direkt von der SEC kontaktiert. Cardano unterhält enge Beziehungen zu globalen Regulierungsbehörden und hat regulatorische Tools entwickelt, um Klarheit über seine Wirtschaftsmodelle und Projektrahmen zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist der Cardano Explorer, der in Zusammenarbeit mit wichtigen globalen Regulierungsbehörden entwickelt wurde, um deren Aufsichtspflichten zu erleichtern.

“Hydra ist einsatzbereit und läuft.”

Sie machen sich also keine Sorgen über ein Delisting an einer großen Börse?

Um ehrlich zu sein, nein.

Lassen Sie uns über Entwicklungstätigkeit sprechen. Ein großes Thema war die Hydra-Skalierungslösung. Ein “Kopf” wurde bereits veröffentlicht. Gibt es einen Zeitrahmen, wann Hydra komplett implementiert ist?

Jetzt! Hydra ist einsatzbereit und läuft. Die Cardano Foundation betreibt seit etwa neun Monaten einen Hydra-Kopf und trägt zu dessen Verbesserungen und Stabilität bei. Hydra ist auf der Mainchain live und skaliert effektiv. Darüber hinaus haben wir auf Hydra eine Lösung für die Stimmrechtsausübung entwickelt, die etwa finanzielle Verbindlichkeiten abgleichen kann. Obwohl Hydra funktionsfähig ist, könnte die Benutzerfreundlichkeit verbessert werden – ein häufiges Problem bei Blockchain-Technologien.

Sie haben kürzlich den Tätigkeitsbericht der Cardano Foundation für das Jahr 2023 veröffentlicht. Worauf freuen Sie sich in Bezug auf die Entwicklung von Cardano am meisten?

Ich bin zum Beispiel von Aiken begeistert. Dabei handelt es sich um eine intelligente Smart-Contract-Language, die auf Rust basiert. Eine weitere tolle Entwicklung ist unser Governance-Ansatz. Im Gegensatz zu anderen Blockchains, die die Governance außerhalb der Chain verwalten, zielt Cardano auf eine On-Chain-Governance ab, die die Anwendung demokratischer Prinzipien in der digitalen Welt revolutionieren könnte. Diese Bemühungen sind im Cardano Improvement Proposal (CIP) 1694 verankert, das eine neue Ära der Governance für die Plattform skizziert. Wenn wir das hinbekommen, können wir die Welt verändern – das ist Nobelpreis-würdig.

Vielen Dank für das Gespräch.