BTC-Wette geht auf: Wird El Salvador globaler Bitcoin-Vorreiter?

Sonntag, 28.04.2024 14:30 von

Als erstes Land führte El Salvador Bitcoin als Zahlungsmittel ein. Jetzt geht die BTC-Wette von Bukele auf, aber das ist erst der Anfang.

Es war ein Paukenschlag: Präsident Nayib Bukele macht im Sommer 2021 die Krypto-Leitwährung Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Und beginnt regelmäßig Bitcoin aus der Staatskasse zu kaufen. Während des langen Bärenmarkts: ein schlechter Deal. Mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Bitcoin klettert auf neue Allzeithochs – mit vielversprechenden Zukunftsaussichten. Wird El Salvador dadurch zum Pionier einer globalen Bitcoin-Adoption der Nationalstaaten?

Wie stark El Salvador mit BTC im Plus ist

Dem ersten Kauf von 200 Bitcoin am 6. September 2021 folgten viele weitere, sodass El Salvador inzwischen beachtliche 5731 Bitcoin im Portfolio hat. Diese werden seit März sicher in einer Cold-Wallet verwahrt, für welche Bukele eine öffentliche Wallet-Adresse bekannt gab. Was bei der medialen Berichterstattung rund um seine Wiederwahl unterging: Auf der Wallet befinden sich etwa doppelt so viele Bitcoin, wie man ursprünglich im Besitz von El Salvador vermutete. So bezifferte beispielsweise Forbes im Juni 2023 die Anzahl der BTC im Bukele-Portfolio auf “nur” 2473. Daher entspricht das Bitcoin-Vermögen des kleinen Landes bei einem BTC-Kurs von 64.400 US-Dollar zum Redaktionsschluss etwa 369 Millionen US-Dollar.

BTC-Käufe und Portfolioentwicklung von El Salvador I Quelle: nayibtracker

Es ist unklar, wie stark El Salvadors Portfolio insgesamt im Plus liegt, weil nicht alle Kaufdaten bekannt sind. Betrachtet man die Hälfte der offiziell bekanntgegebenen BTC-Käufe, dann liegt die mittelamerikanische Republik allein damit beachtliche 60,45 Prozent beziehungsweise 74,9 Millionen US-Dollar im Plus. Der durchschnittliche Kaufpreis waren 42.860 US-Dollar, wobei seit dem 17. November 2022 laut Bukele täglich ein weiterer Bitcoin gekauft wird. Damit vermittelt der Fall El Salvador aus Privatanleger-Perspektive vor allem eine wichtige Lektion: Time beats Timing.

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Statt nach wenigen Monaten aufgrund des Kursrutsches direkt wieder aufzugeben, hat die salvadorianische Regierung ähnlich vielen kleinen Bitcoin-Hodlern ihre Bestände schrittweise vergrößert und erntet nun die Früchte. Besonders interessant ist, dass der Präsident offenbar gar nicht daran denkt, zu verkaufen und die aktuelle Fiat-Rendite mitzunehmen. Stattdessen scheint er vom langfristigen Potenzial des digitalen Goldes überzeugt zu sein und hodlt daher diszipliniert weiter. Als Haupteinnahmequelle für die Finanzierung neuer BTC-Käufe gilt das neue Einbürgerungsprogramm.

Wie es um die Bitcoin-Adoption steht

Während Bitcoin immer mehr zu einem globalen Wertspeicher wird und die Wette von Bukele in diesem Sinne aufgeht, sieht es bei der Nutzung von BTC als alltäglichem Zahlungsmittel eher schlecht aus. Bei der Einführung von Bitcoin als einer offiziellen Währung in El Salvador konnten sich die Bürger über die staatliche Chivo-Wallet ein kleines Bitcoin-Startkapital im Wert von damals umgerechnet 30 US-Dollar als Geschenk abholen. Doch nicht zuletzt wegen technischer Schwierigkeiten und mangelnder Kenntnisse über die Kryptowährung kann von einer flächendeckenden Adoption bisher nicht gesprochen werden. Das stellte schon 2021 ein BTC-ECHO-Team vor Ort fest.

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Laut einer nationalen Umfrage der Universidad Centroamericana “José Simeón Cañas” haben im Jahr 2023 nur 12 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal Bitcoin verwendet. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das eine Halbierung der Nutzerzahlen, sodass der Trend negativ ist. Selbst von den Optimisten unter den 1280 befragten Personen glaubten nur 0,5 Prozent an Bitcoin als Hauptursache für die wirtschaftliche Verbesserung.

Stattdessen erkannten 25,3 Prozent den Rückgang der Kriminalität als entscheidenden Faktor. Bukele ging mit harter Hand gegen die gefährlichen Drogenbanden vor. Unter dem Präsidenten, der sich auf Twitter als “Philosophenkönig” bezeichnet, sank die früher sehr hohe Mordrate um über 93 Prozent. Vor allem darauf basiert seine heutige Popularität bei der breiten Bevölkerung des Landes.

El Salvador als staatlicher Bitcoin-Pionier

Von einer flächendeckenden Adoption ist bisher also kaum etwas zu sehen. Es sind vor allem Touristen und Digitalnomaden aus westlichen Ländern, die sich für Bitcoin begeistern. Doch auch das schafft Hoffnung für die zukünftige Entwicklung El Salvadors, denn zuletzt gab es einen Rekord mit über drei Millionen Touristen 2023. Diese brachten schätzungsweise 3,8 Milliarden US-Dollar in das Land.

Warum ausgerechnet El Salvador als erster Staat weltweit offiziell in Bitcoin investierte, erklärt gegenüber BTC-ECHO Vijay Boyapati. In seinem Essay “The Bullish Case for Bitcoin” schrieb er, dass die Adoption durch Nationalstaaten den letzten großen BTC-Hype-Zyklus auslösen würde.

Meine Vorhersage war schon damals, dass man eine starke Exekutive braucht, um als Staat ein Bitcoin-Vorreiter zu werden. El Salvador erfüllt dieses Profil, denn der Präsident kann dort Dinge zu tun, die Regierungen anderer Länder nicht möglich sind. In den USA zum Beispiel hat der Präsident weniger Macht, als man gemeinhin annimmt. Selbst wenn er Bitcoin persönlich unterstützen würde, wäre es schwierig, irgendeine Art von Pro-Bitcoin-Gesetzgebung zu verabschieden.

Vijay Boyapati im BTC-ECHO-Interview

Dennoch kam der Fall El Salvador selbst für ihn überraschend, weil er etwas Vergleichbares erst im nächsten Hype-Zyklus erwartet hätte. Das Erfolgsbeispiel des mittelamerikanischen Staates könnte bald die ersten Nachahmer finden. Inoffiziell könnten einige Staaten ohnehin bereits BTC kaufen, minen oder sich anderweitig aneignen. Laut Boyapati muss etwa davon ausgegangen werden, dass Nordkorea durch kriminelle Mittel wie das Hacken von Wallets und Phishing-Scams bereits Bitcoin erworben hat. Im Vergleich dazu erscheint die legale Vorgehensweise von Bukele deutlich sympathischer.

Ausblick auf die staatliche BTC-Adoption

Die Wahrscheinlichkeit einer Imitation der Bukele-Strategie durch andere Schwellenländer steigt erfolgsbedingt beständig an. Vorläufig ist wohl nicht zu erwarten, dass die USA, Deutschland oder andere wohlhabende westliche Industrieländer im großen Stil Bitcoin kaufen. Aber warum nicht das Nachbarland Guatemala, das aufstrebende Botsuana oder das Krypto-freundliche Georgien?

Regierungen verschiedener Länder werden zukünftig auf El Salvador schauen und sich fragen: “Das war ein armes, mittelamerikanisches Land, warum sind sie plötzlich wohlhabend? Warum haben sie Tourismus? Warum haben sie diesen großen Haushaltsüberschuss und diese riesigen Reserven?” Vor allem wegen Bitcoin.

Vijay Boyapati im BTC-ECHO-Interview

Unter den Nationalstaaten spielt das kleine Land daher eine ähnliche Rolle, wie sie MicroStrategy bei den Unternehmen innehat. Nicht zuletzt durch die jüngste Nutzung des US-Dollars als ein geopolitisches Druckmittel haben sowohl Gold als auch Bitcoin aus Perspektive zahlreicher Regierungen an Attraktivität gewonnen. Noch mag es nur ein kleiner Schneeball sein, den El Salvador 2021 losgetreten hat, aber mit der Zeit könnte daraus eine rauschende Lawine der staatlichen Bitcoin-Adoption werden.

 
Source: BTC-ECHO

BTC-ECHO

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