BREXIT: Sichere Häfen stehen bei Anlegern weiter hoch im Kurs

Montag, 27.06.2016 10:48 von

FRANKFURT (dpa-AFX) - An den internationalen Finanzmärkten bleibt der Zustrom in sichere Anlagehäfen hoch. Einen Handelstag nach der Entscheidung der Briten, die Europäische Union verlassen zu wollen, wurden Staatsanleihen von Ländern mit hoher Kreditwürdigkeit weiter angelaufen. Auch Edelmetalle, die aufgrund ihres hohen Eigenwerts als Krisenschutz gelten, waren am Montag begehrt. Verglichen mit der Schock-Reaktion am Freitag fielen die Kurs- und Renditebewegungen jedoch viel moderater aus.

An den Anleihemärkten waren nach wie vor Staatspapiere aus Ländern gefragt, die als wirtschaftlich und finanziell stabil gelten. Neben deutschen Anleihen legten Wertpapiere aus Schweden und Dänemark zu, aber auch solche aus Frankreich und den Niederlanden. Selbst britische Staatsanleihen gewannen weiter an Wert, obwohl die wirtschaftlichen Folgen des Brexit von einer großen Mehrheit an Ökonomen als negativ für das Königreich eingeschätzt werden. Im Gegensatz zu Freitag konnten zum Wochenstart auch Anleihen südeuropäischer Länder überwiegend im Wert zulegen.

Steigende Wertpapierkurse gehen mit fallenden Renditen einher, weil Anleger beim Kauf der Papiere mehr bezahlen müssen, die Nominalverzinsung aber unverändert bleibt. In Deutschland rentieren mittlerweile Staatsanleihen bis in den Laufzeitbereich von 15 Jahren hinein negativ. Analysten der Commerzbank wiesen in einem Kommentar darauf hin, dass aktuell nur noch acht Bundesanleihen eine positive Rendite aufweisen. In allen anderen Fällen nehmen Anleger Verluste in Kauf, um ihr Geld beim Bund sicher verwahrt zu wissen. In Großbritannien fiel die Zehnjahresrendite am Montag erstmals unter die Marke von einem Prozent.

Auch in den USA, dem größten Anleihemarkt der Welt, haben sich die Renditen seit dem Brexit-Votum weiter reduziert. Zehnjährige "Treasuries" rentieren zurzeit mit 1,5 Prozent. Das ist nicht viel mehr als das Mitte 2012 erreichte Rekordtief von 1,38 Prozent. Allein seit Jahresbeginn ist das Zinsniveau um 0,8 Prozentpunkte gefallen. Rasche Zinsanhebungen der US-Notenbank werden nach dem Brexit nicht mehr erwartet. Am amerikanischen Terminmarkt liegt die Wahrscheinlichkeit einer Fortsetzung der Ende 2015 begonnenen Zinswende noch in diesem Jahr bei nur noch 15 Prozent.

Auch die Krisenwährung Gold konnte von dem überraschenden Brexit-Votum profitieren. Am Freitag war der Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) Gold um etwa 100 Dollar auf bis zu 1358 Dollar gestiegen. Am Montagvormittag lag der Preis bei 1324 Dollar. Seit Jahresbeginn liegt Gold etwa 25 Prozent im Plus./bgf/jsl/fbr

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